Jordanien und die Palaestinenser


Jordanien arbeitet daran, moeglichst vielen Palaestinensern die jordanische Staatsbuergerschaft zu entziehen.

Dieser politikwissenschaftliche Aufsatz gibt einen guten Ueberblick ueber die verschiedenen Bevoelkerungsgruppen und Migranten nach oder von Jordanien.

Mit einer eklatanten Auslassung: Das Herrscherhaus und die Stammeselite, auf die es sich stuetzt, sind ebenfalls Zuwanderer aus dem Suedwesten der arabischen Halbinsel. Erst als die Staemme unter Ibn Saud ihnen die Herrschaft im spaeteren Saudiarabien abnahmen, verpflanzten die Briten die hashemitische Dynastie in ihr Einflussgebiet. Da wirkt es schon etwas verlogen, dass eine herrschende Elite, die aus 1200 km Entfernung eingefuehrt wurde, ur-jordanisch sein soll, waehrend Menschen, die aus ca. 70 km Entfernung zugewandert sind, eine Ueberfremdung darstellen.

Ich kann nicht ueberpruefen, ob diese Angaben hieb- und stichfest sind, sie scheinen aber plausibel:

Heute leben etwa 6 Millionen Menschen in Jordanien, 37 % der Bewohner sind noch keine 15 Jahre alt. Der Anteil der Nachkommen der Flüchtlinge aus den Kriegszeiten von 1948 und 1967 liegt bei ca. 70 %. Die ursprünglich schon palästinensische Bevölkerung macht inzwischen etwa 20 % aus. Etwa 10 % der Bevölkerung sind die Nachkommen der aus Saudi-Arabien eingewanderten haschemitischen Dynastie und ihrer Gefolgsleute.

Demnach waere der „Fremdkoerper“ eindeutig nicht in der zugewanderten pal. Bevoelkerung zu sehen, sondern in der herrschenden Elite. Ebenso eindeutig ist, dass Jordanien unmoeglich alle zugewanderten Palaestinenser ausweisen kann. Zurueck bliebe ein entvoelkertes Land. Machbar ist allenfalls, den zugewanderten Palaestinensern die Buergerrechte zu beschneiden oder ganz abzunehmen, ohne dass sie das Land verlassen. Das Ergebnis waere dann eine Gesellschaft im Stil des alten Sparta, wo eine duenne Herrscherschicht die zahlenmaessig ueberlegenen Heloten ausbeuten.

Die westliche Welt hat sich anscheinend derart auf Israel eingeschossen, dass sie die Unterdrueckung der Palaestinenser in arabischen Staaten mit Schweigen quittiert.

4 Antworten

  1. Recht hast du. Und doch gibt es ein Problem: Würden die Haschemiten sich verdünnisieren, hätten wir einen Palästinenserstaat, der sofort auf Israel losginge. Die Haschemitenherrscher sind (vorläufig noch) das einzige Hindernis, das den totalen Terror der Jordanier verhindert.

    Traurig, nicht wahr?

  2. Natuerlich muesste man zunaechst die Alimentierung der Palaestinenser durch die Weltoeffentlichkeit einstellen. Wenn dann eine neue Generation aufgewachsen ist, die sich mit so Kleinigkeiten wie Lebensunterhalt beschaeftigt, verschieben sich die Prioritaeten womoeglich auch bei den Palaestinensern und sie koennten ein Interesse an einem florierenden Staat und Mitbestimmung darin entwickeln.

    siehe auch Elder of Ziyon: Time to dismantle UNRWA

  3. Wie sieht es mit den Ereignissen aus, die zum schwarzen September führten…das ist zwar auch schon gute 35 Jahre her – aber könnte es nicht sein, dass sich das in das haschemitische Gedächtnis eingebrannt hat und ebenfalls zu diesem Verhalten gegenüber den Palästinensern beiträgt?
    http://www.eretzyisroel.org/~samuel/september.html

  4. Carl,

    das ist ein wichtiger Gesichtspunkt. Wie verhielt sich damals die eingesessene pal. Bevoelkerung? Identifizierte sie sich mit den Verwandten oder hielt sie loyal zum Koenigshaus?

    Wenn sie loyal war, koennte das als Beweis gelesen werden, dass pal. Jordanier kein Problem darstellen. Wenn sie nicht loyal war, dann koennte die gesamte ethnische Gruppse unter Generalverdacht stehen.

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