Im Februar 1995 kam ich das erste Mal nach Eilat.
Der Hintergrund war dramatisch. Mein erster Mann, mit dem ich ein Jahr zuvor nach Israel gekommen war, wollte schon seit einiger Zeit alles hinwerfen. Weil rationale Gespraeche mit ihm kaum moeglich waren, versuchte ich Eheberatung. Und weil er nicht mitkam, ging ich eben allein zur Therapeutin, die mir uebrigens von Dan Bar-On empfohlen worden war. Ich dachte darueber nach, aus der gemeinsamen Wohnung zu fliehen und sah mich nach einem Unterschlupf um. Dann gelang es mir, das eleganter zu loesen. Mein damaliger Mann wollte nach Deutschland fahren, mindestens einen Monat lang. Ich hatte erst im Oktober meine Stelle angetreten und konnte nicht solange Urlaub nehmen, ohne die Stelle zu verlieren. Ganz zu schweigen davon, dass mir ein Monat in meiner Schwiegerfamilie und mit meinem Mann unter diesen Spannungen auch als Alptraum und nicht als Urlaub erschien. Zum Glueck war auch dieser Mensch schon daran gewoehnt, sich in praktischen Angelegenheiten auf mich zu verlassen, soll heissen, ich bestellte die Tickets, ich packte die Koffer usw. Ich regelte also alles dergestalt, dass ich einen Rueckflug nach einer Woche von der Schweiz aus fuer mich bestellte, waehrend sein Retourticket erst nach einem Monat und fuer Deutschland ausgestellt war. Im Anflug auf den Zielflughafen sagte ich meinem damaligen Mann dann, dass ich sofort zum Bahnhof fahren wuerde und ueberreichte ihm einen dicken Umschlag mit all meinen Ueberlegungen, die ich ihm mangels Gespraechsbereitschaft nicht hatte mitteilen koennen.
Meine Therapeutin hatte gerade zu der Zeit, als ich das alles vorbereitete, eine schwere Grippe. Sie machte sich Sorgen, aber ich sagte ihr am Telefon (mein Mann hoerte mit), dass ich genau wisse, was ich tue.
Meine Mutter hatte einen guenstigen Flug nach Eilat gefunden und beschloss, eine Woche in Eilat Urlaub zu machen und danach eine Woche zu mir nach Beer Sheva zu kommen, damit ich in dieser Krise nicht allein waere. (Tatsaechlich kam mein Ex dann doch so schnell zurueck, dass sie sich noch begegneten.).
Am ersten Wochenende, nachdem ich wieder in Israel war, fuhr ich nach Eilat, um meine Mutter dort zu besuchen. Vorher traf ich noch meine Therapeutin, erzaehlte ihr, wie alles gelaufen war und auch, dass ich jetzt nach Eilat fahren wuerde. Sie reagierte enthusiastisch: Eilat sei genau der Ort, wo man alle Sorgen hinter sich lassen koenne, als laege es in einer anderen Welt oder wenigstens in einem anderen Land.
Und so erlebte ich die Stadt auch, vor allem die Farben von Eilat, das Himmelsblau und das tiefere Blau des Meeres, die Rot- und Ockertoene der Berge. In Eilat zu leben und zu arbeiten kann ich mir nicht vorstellen, aber es ist der Ort, wohin es mich zieht, wenn ich Abstand brauche, etwas Neues anfangen will. Es ist kein Zufall, dass die Hochzeitsreise nach meiner zweiten Heirat (mit meinen Eltern!) ueber Eilat nach Petra fuehrte.
Die Nachricht von diesem Attentat ist fuer mich daher sehr unwirklich.
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