werden von Fjordman in einem neuen Text beschworen.
DNA-Untersuchungen haben bewiesen, dass eine deutliche Mehrheit derer, die heute auf den Britischen Inseln leben, direkt von eiszeitlichen Jägern abstammen, trotz der römischen, angelsächsischen, skandinavischen und normannischen Invasionen. Genauer gesagt gilt dies für 88% der Iren, 81% der Waliser, 70% der Schotten und 68% der Engländer
Als Kind und junges Maedchen habe ich jedes Buch von Rosemary Sutcliff gelesen, das ich in die Finger bekommen konnte. Als langsam auseinander fallende dtv-Taschenbuecher (aus dem Haushalt meiner Eltern abgestaubt) besitze ich: Der Adler der Neunten Legion und Der silberne Zweig. Randal der Ritter ist mir als junger Erwachsenen wiederbegegnet. In den Wochen nach dem Tod meines Bruders sah ich es im Regal bei einer Bekannten stehen, es gehoerte wohl ihrem Sohn. Ich bat darum, das Buch ausleihen zu duerfen, da mir schon beim ersten Lesen der Umgang mit Verlust und Trauer Eindruck gemacht hatte. Die Frau schenkte es mir auf der Stelle, so dass es ebenfalls in meinem Buecherschrank steht.
In den Buechern von Sutcliff (ich habe noch ein paar mehr gelesen, aber nicht alle!) geht es immer wieder darum, wie sich verschiedene Ethnien und/oder Kulturen zunaechst feindselig gegenueber stehen und dann langsam miteinander verschmelzen, worauf die neue Wir-Gruppe der naechsten Sie-Gruppe feindselig gegenueber steht. Britische Staemme vs. Roemer, romanisierte Briten und britannisierte Roemer gegen die Einfaelle aus Schottland und Irland. Dann gegen die Angeln und Sachsen, dann gegen die Wikinger, dann gegen die Normannen.
Die Tatsache, dass bei bei Zweidrittel bis Dreiviertel aller Briten die direkte Abstammung von den „Urbriten“ genetisch nachgewiesen werden kann, steht zu der Verschmelzung der verschiedenen Einwanderergruppen in keinem Widerspruch, wie ein Blick auf diese Ahnentafel visualisieren laesst:

Die direkten Vorfahren verdoppeln sich mit jeder Generation, die man rueckwaerts geht. Wenn die letzte Eiszeit ca. 12,000 Jahre zurueck liegt und wir – wie ueblich – 25 Jahre mit einer Generation gleichsetzen, dann macht das 480 Generationen und
3,121,748,550,315,990,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000 |
direkte Vorfahren, bzw. wenn wir nur die vaeterlichen Vorfahren zaehlen die Haelfte. Erstaunlich ist eher, wieviele Briten es doch gibt, bei denen in dieser Masse von direkten Vorfahren kein Eiszeitjaeger vorkam.*
Wer all die anderen direkten Vorfahren waren, wird durch diese Untersuchung allerdings nicht beantwortet, so dass der Schluss So despite invasions of Romans, Angles, Saxons, Jutes, Norse and whoever the ethnic makeup of the UK has hardly been altered. ganz unbelegt ist.
Fjordmann setzt faelschlich die Voelkerwanderung und das Ende der letzten Eiszeit gleich. Davon kann keine Rede sein: Die letzte Kaelteperiode hatten wir oben datiert, als Ausloeser der Voelkerwanderung gilt der Einbruch der Hunnen 375 n. Chr. Hier hatte ich mich schon einmal mit dem Thema beschaeftigt. Wie damals scheint mir, dass Fjordmann die falschen Parameter verwendet:
Was “Europa” und den “Westen” ausmacht, kann nicht mit der Hautfarbe gleichgesetzt werden. Es geht um eine bestimmte Kultur, die moeglicherweise zu geschwaecht ist, um sich einer aggressiveren Kultur gegenueber durchsetzen zu koennen.
Was gewinnt Fjordmanns Argumentation eigentlich dadurch, dass er Hautfarbe/Rasse anstelle von Kultur
setzt? Mir faellt ausser Beifall vom rechtsextremen Fluegel nichts ein. Teilt Fjordmann rassistisches Gedankengut? Oder ist er der Meinung, dass der Kampf gegen den Islamismus so schlecht steht, dass auf diese Allianz nicht verzichtet werden kann?
* Schnee-Eule hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass die vaeterliche DNA rein linear vererbt, so dass meine eindrucksvolle Zahl oben irrefuehrt. Ich bin dem Punkt nachgekommen, finde aber nicht, dass die „reinrassigen Englaender“ in dieser Weise belegt werden koennen.
Ich habe mich nie vertieft mit Genetik beschaeftigt, aber eine schnelle Recherche im Internet hat mich auf diese Seite gefuehrt, und ich zaehle mal gerade 17 verschieden Y-Haplogruppen.

Wenn ich mir die Verteilung in Europa anschauen, kann sehr gut ein daenischer Vater mit einer Keltin Kinder gezeugt haben und die vaeterliche DNA waere nicht zu unterscheiden von derjenigen, die ein Urbrite seinen maennlichen Nachkommen mit auf den Weg gibt.
Wenn diese Haplogruppen die Grundlage fuer die These von den “reinrassigen” Englaendern sein sollten, dann scheint mir das immer noch voellig unbelegt… Allenfalls koennte postuliert werden, dass bis ins vorletzte Jahrhundert die Einwanderer fast ausschliesslich aus genetisch nahe verwandten Populationen stammten.
Wenn ich spasseshalber die Position im Haplogruppenstammbaum betrachte und die Gebiete, in denen die jeweilige Gruppe am haeufigsten vorkommt, als Ursprungsgebiet waehle, dann komme ich fuer Grossbritannien auf folgendes Ergebnis:
1) Typ E ist der aelteste dort vorkommen Y-Haplotyp. Er stammt urspruenglich aus Afrika. Auf den britischen Inseln kommt er nur an dritter Stelle der Haeufigkeit vor. Die Verbreitung scheint ueber den Mittleren Osten und Zentraleuropa erfolgt zu sein.
2) Typ I ist der zweitaelteste und zweithaeufigste Y-Haplotyp auf den britischen Inseln. Er scheint aus Skandinavien zu stammen und von dort direkt eingefuehrt worden zu sein.
3) Typ R ist der allerjuengste Y-Haplotyp und kommt auf den britischen Inseln signifikant am haeufigsten vor. Am verbreitetesten ist diese Haplogruppe auf der iberischen Halbinsel, vielleicht auch Westfrankreich (die Karte ist alles andere als genau). Witzerweise gibt es aber auch grosse Haeufigkeit in einem Gebiet, das keineswegs angrenzt: Indien.
Was mich an den ganzen “Rassen”-Argumenten abstoesst.
1) Der Phaenotyp beruht auf eine so winzigen Anzahl von Genen, dass eine eigene “Rasse” nicht wirklich daraus konstituiert werden kann. Es handelt sich ausschliesslich um eine “gefuehlte Rasse” (um das Fremdeln, wie wir es aus der Entwicklung von Kindern kennen ).
2) Indem ein solches Kollektiv konzipiert wird, wird das Individuum entrechet. Die Moderne beruht gerade auf dem Konzept der Individualrechte. Ohne die Betonung der Individualrechte keine moderne Wirtschaft, keine westliche Kultur etc. Ich finde es bedenklich, wenn die Grundwerte der “weissen” (westlichen) Kultur schon im Vorfeld preisgegeben werden.
Zum Konstrukt „Rasse“ habe ich uebrigens hier und hier schon einmal geschrieben.
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Filed under: international, Propaganda | Tagged: England, Kultur, Propaganda, Sutcliff | 7 Comments »
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