Aus dem Naehkaestchen geplaudert


Gerade habe ich die Naehmaschine aufgeraeumt. Alles, was zu flicken waere, bleibt einstweilen liegen. Aber die Kleine hat ihre Hausfront mit Tuer bekommen!

Heute war ein struber Tag. Gleich nachdem ich ins Buero ging, rief ich bei der Zahnklinik an. Die Kleine hatte einen Termin am Nachmittag und ich wollte nachfragen, wie lange sie vorher nuechtern sein muesste. Als ich ansetzte: „Meine Tochter hat einen Termin um 15:30.“ wurde ich schon unterbrochen. „Aber nein, der Termin ist um 9:00!“ Das sei unmoeglich, ob der Termin geaendert worden waere? Ja, und zwar gestern nachmittag um 16:02 in Absprache mit dem Vater. Ein Blick auf die Uhr. Wir konnten es noch schaffen, wenn ich gleich aufbrach und die Kleine aus der Schule abholte. Auf diese Behandlung hatten wir lange warten muessen. Unterwegs rief ich meinen Mann an. Der war ganz verdattert ob meiner Vorwuerfe und war sich sicher, dass er mit niemandem von der Zahnklinik gesprochen hatte. In der Schule platzte ich mitten in die Chanukkafeier, heute war der letzte Schultag vor den Ferien. Die Kleine war aber sehr einsichtig und kam sofort mit. In der Zahnklinik beschwerte ich mich ueber die willkuerliche Aenderung. Die Telefonistin wurde fuchsig, sie habe sicher mit meinem Mann gesprochen und er haette sogar den 8 Uhr Termin gewollt, aber der war nicht mehr frei. Ich forderte sie auf, das meinem Mann direkt zu sagen. Sie forderte mich auf, mit ihrer Vorgesetzten zu sprechen. Das tat ich dann auch und dort stellte sich heraus, dass die Telefonnummer, die die Dame angerufen hatte, eine ganz andere war als die Handynummer von meinem Mann. Das Gespraech war aufgenommen worden, und eine wildfremde, maennliche Stimme bestaetigte, der Vater meiner Tochter zu sein und bat um einen moeglichst fruehen Termin! Als die Vorgesetzte diese Nummer noch einmal anrief, meldete sich nur die Mailbox.

Die Wurzelbehandlung hatte die Kleine tapfer und ohne mit der Wimper zu zucken ueberstanden. Ich kaufte ihr noch eine kleine Belohnung, auch deshalb, weil das Parkhaus gratis ist, wenn man einen Kassenzettel vorweisen kann. Und zurueck in die Schule, wo sie die Krapfen nur betrachten konnte, zwei Stunden durfte sie nichts essen.

Am Nachmittag kam ich nach Hause und fand die Grosse fiebrig vor. Ich steckte sie ins Bett mit Waermeflasche, heissem Tee und doppelter Decke. Sie weinte, weil sie in den Ferien nicht krank sein will. Bei der Gelegenheit erfuhr ich, dass sie mit einer Gruppe von Freunden ausgemacht hatte, am naechsten Tag ins Kino zu gehen. Lustig, wie selbstaendig sich die noch nicht Zehnjaehrigen schon fuehlen. Sie haben sich eine Kinderauffuehrung am fruehen Nachmittag ausgesucht, das passt schon alles. Nur muss sie jemand ins Kino bringen und wieder abholen. Von daher waere es ganz sinnvoll, die Eltern einzuweihen.

Inzwischen realisierte die Kleine, dass sie nicht zu der Chanukkafeier des Schultraegervereins gehen koennte. Ich machte unmissverstaendlich klar, dass ein krankes Kind nicht allein zuhause bleiben, aber auch nicht auf Feiern gehen kann. Als Trostpflaster kuendigte ich an, dass ich jetzt die Vorderwand ihres Hauses anpacken wuerde.

Kaum hatte ich die Naehmaschine aus dem Schrank geholt, ging die Tuer auf. Mein Mann kam herein, gute zwei Stunden frueher als sonst, weil er sich krank fuehlt. Ich richtete eine weitere Waermflasche und einen weiteren Tee. Als er im Bett steckte, eroeffnete ich der Kleinen, dass wir jetzt doch zu dieser Feier gehen koennen. Ich nutzte die Gelegenheit, mit verschiedenen Eltern zu reden. Seit ich mich vom Vorstand zurueckgezogen habe, weiss ich kaum noch, was laeuft. Die Kleine bastelte unterdessen und lehnte stoisch alles Suessigkeiten ab. „Das ist schlecht fuer meine Zaehne.“

Wieder zuhause musste ich schnell eine Suppe kochen. Die diversen Kranken loeffelten auch brav, sangen Maoz Zur und verschwanden wieder in ihren Betten. Bis ich die Kleine auch dort hatte, dauerte es ein Weilchen. Als endlich alle schliefen, setzte ich mich an die Naehmaschine, und jetzt an den Computer. Morgen werde ich wieder muede sein. Andererseits ist das Problem der Kinderbetreuung fuer morgen geloest. Mein Mann ist zuhause – krank oder gesund – er kann sich um die Maedchen kuemmern und ich kann im Buero meinen Schreibtisch aufraeumen. Dazu brauche ich nicht ausgeschlafen zu sein.

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