Kleine Randbemerkungen


werfen manchmal ein starkes Licht.

Andrea Hohendahl berichtet in der NZZ ueber den Sohn eines Hamasgruenders, der jahrelang fuer den israelischen Sicherheitsdienst Shin Bet gearbeitet hat.

Im Schlussatz gibt Herr Hohendahl dann seine Weltsicht (und seine zweifelhafte Grammatik – Wer liefert wen ans Messer?!) preis:

Wie es die Israeli geschafft haben, Yousef gegen seinen eigenen Vater aufzuhetzen und diesen ans Messer zu liefern, bleibt indessen offen.

Dass sich ein Mensch aus eigenem Entschluss gegen islamistische Ideologie und Todeskult, wie sie von der Hamas vertreten werden, wenden koennte, ist fuer Herrn Hohendahl ganz unbegreiflich.

Darueberhinaus verfuegen Israelis (Juden?) in seinem Weltbild ueber unbegreifliche Manipulationsfaehigkeiten: Kinder gegen ihre eigenen Eltern aufzuhetzen ist schliesslich wider die Natur, nicht wahr? Dabei kann Herr Hohendahl nicht einmal ordentlich aus dem Englischen abschreiben. Im Haaretzartikel, auf den er sich bezieht, steht naemlich:

Yousef was also responsible for thwarting Israel’s plan to assassinate his father.

Das Leo Online Woerterbuch bietet folgende Uebersetzungen fuer „thwart“ an:

Verben und Verbzusammensetzungen
i to thwart so. jmdn. ausbremsen [ugs.] | bremste aus, ausgebremst | i
i to thwart sth. etw.Akk. durchkreuzen | durchkreuzte, durchkreuzt | i
i to thwart so. jmdm. entgegenarbeiten | arbeitete entgegen, entgegengearbeitet | i
i to thwart sth. etw.Dat. entgegenwirken | wirkte entgegen, entgegengewirkt | i
i to thwart sth. etw.Akk. hintertreiben | hintertrieb, hintertrieben | i
i to thwart sth. etw.Akk. konterkarieren – bildungssprachlich | konterkarierte, konterkariert | i
i to thwart sth. etw.Akk. vereiteln | vereitelte, vereitelt | i
i to thwart so. jmdm. in die Quere kommen i
i to thwart so. jmdm. einen Strich durch die Rechnung machen i
i to thwart so. sich jmdm. in den Weg stellen i

Yousef hat sich also trotz aller ideologischen Differenzen schuetzend vor seinen Vater gestellt.

Der Haaretzartikel endet mit einem langen Zitat von Mosab Hassan Yousef:

„Hamas cannot make peace with the Israelis. That is against what their God tells them. It is impossible to make peace with infidels, only a cease-fire, and no one knows that better than I. The Hamas leadership is responsible for the killing of Palestinians, not Israelis,“ he said. „Palestinians! They do not hesitate to massacre people in a mosque or to throw people from the 15th or 17th floor of a building, as they did during the coup in Gaza. The Israelis would never do such things. I tell you with certainty that the Israelis care about the Palestinians far more than the Hamas or Fatah leadership does.“


„Hamas kann mit Israel nicht Frieden schliessen. Das widerspricht ihrer Auffassung von Gottes Wille. Mit Unglaeubigen kann nicht Friede geschlossen werden, nur ein Waffenstillstand und niemand weiss das besser als ich. Die Hamasfuehrung treagt die Verantwortung fuer das Toeten von Palaestinensern, nicht Israel“, sagte er. „Palaestinenser! Sie zoegern nicht, Leute in einer Moschee abzuschlachten oder Menchen vom 15. oder 17. Stock einen Hochhauses zu stuerzen, wie sie waehrend des Putsches im Gazastreifen getan haben. Die Israelis wuerden nie Derartiges tun. Ich sage euch mit Gewissheit, den Israelis liegen die Palaestinenser weit mehr am Herzen als der Hamas- oder Fatahfuehrung.“
(Uebersetzung von mir)

Mit solchen Gefuehlen und Einsichten kann man bei der NZZ nichts anfangen, schliesslich identifiziert man sich dort schon lange mit der pal. Sache und auch mit Hamas. Deswegen muss Herr Hohendahl Yousef auch abwerten:

verdeckter Diener des Erzfeindes

Komisch, die bei Haaretz zitierten israelischen Geheimdienstleute vermitteln eher Hochachtung fuer den ehemaligen Partner. Israel als „Erzfeind“ ist Herrn Hohendahl keine Anfuehrungszeichen wert. Das scheint seine persoenliche Sicht zu sein.

P.S. (25/02/10): Ich stelle fest, dass die NZZ Redaktion die beanstandeten Stellen korrigiert hat. Unter Bloggern waere es ueblich, die Aenderung kenntlich zu machen, aber bei Zeitungen handhabt man das anders. Gern wuerde ich mir schmeicheln, dass hier jemand mitliest. Eigentlich ist es noch erfreulicher, dass die ersten Leserkommentare bei der NZZ dieselbe Kritik anbrachten.

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NZZ Redaktion und Palaestinenser sind sich einig:


Wenn Israel das Patriarchengrab und das Rachelgrab im Westjordanland auf die Liste des juedischen Kulturerbes setzt, dann kann es sich nur um eine Provokation gegenueber den Palaestinensern handeln.

Natuerlich versucht Haniyeh, daraus politisches Kapital zu schlagen. Schliesslich ist im Westjordanland immer noch Fatah am Ruder und Hamas versucht, die Bevoelkerung auf ihre Seite zu bringen, indem sie sich als der entschiedenere Feind Israels praesentiert. Dass kleinere Terrororganisationen zu einem neuen Terrorkrieg aufrufen, ist ebenfalls klar. Das ist schliesslich ihr Rasion d’etre. Bei der Fatah fuehlt man sich genoetigt, mit der harten Position zu konkurrieren. Bemerkenswert finde ich, dass keiner der vermeintlich (Abbas) oder echten (Fayyad) Moderaten sich in der Lage sieht, der pal. Bevoelkerung klipp und klar zu sagen: „Natuerlich sind das uralte, juedische Staetten. Die Platzierung auf der Liste des israelischen Nationalerbes bringt vor allem Gelder fuer die Instandhaltung. Von den Touristen profitieren wir dann auch.“ Stattdessen haelt Fayyad es fuer noetig, die Hamashaltung zu steigern, indem er Juden auch die Verbindung zur Jerusalemer Altstadt abspricht.

Wer sich das mal ruhig durch den Kopf gegen laesst, sieht vielleicht ein, warum mindestens in dieser Generation allenfalls ein Konflikt auf niedrigem Niveau, aber kein Friede mit den Palaestinensern moeglich ist.

Dass die NZZ mal wieder versucht, den Konflikt zu schueren, indem sie sich palaestinensische Positionen zu eigen macht, kann mich leider nicht mehr ueberraschen.

Und Juerg Bischoff kann anscheinend allen Ernstes schreiben, das Patriarchengrab sei in erster Linie eine Moschee!

Tauziehen um eine Autostrasse


Vor ein paar Wochen berichtete mir meine Mutter von einem Bericht im deutschen Fernsehen, wonach Israel der neu gegruendeten Stadt Rawabi im Westjordanland die Luft abschnuere, indem es keine Zufahrtsstrasse genehmigt.

Ich konnte meiner Mutter aus dem Stand versichern, dass dies wieder ein Beispiel fuer antiisraelische Vorurteile und Verdrehungen in den deutschen Medien ist. Israel steht der neuen Stadt naemlich gar nicht ablehnend gegenueber, obwohl sie deutlich mehr Fakten vor Ort schafft als zusaetzliche Baueinheiten in bestehenden Siedlungen. Im Gegenteil unterstuetzen israelische Stadtplaner die Neugruendung und der Juedische Nationalfond stiftet 3000 Baumsetzlinge.

Heute habe ich den tatsaechlichen Hintergrund gefunden: Die von der PA geplante vierspurige Schnellstrasse nach Ramallah muss die Strasse 465 kreuzen. Die ist eine kritische Querverbindung zwischen dem israelischen Kernland und der Schnellstrasse 60, die das Westjordanland in Nord-Suedrichtung durchquert und in Beer Sheva muendet. Die Strasse 465 ist auch die Lebensader von verschiedenen Siedlungen: Ateret, Neve Tsuf, Beit Arieh, Ofarim. Die Stelle, wo die geplante pal. Strasse und Strasse 465 aufeinander treffen, muss aus Sicherheitsgruenden sorgfaeltig geplant werden. Im Artikel wird eine Unterfuehrung als moegliche Loesung erwaehnt, auch dass bauliche Veraenderungen an Strasse 465 noetig sind, die zwar schon genehmigt sind, aber noch nicht begonnen wurden.

Die PA tritt wesentlich weniger flexibel an das Problem heran als Israel. Sie fordert simpel und einfach, dass das entsprechende Stueck Land um Strasse 465 ihrer Oberhoheit ueberstellt werden soll. Dazu ist Israel nicht bereit. Leider ist es unmoeglich, der PA die Sicherheit von israelischen Buergern anzuvertrauen. Um Israel unter Druck zu setzen, hat die PA bisher auch den weitaus groessten Teil der Strasse, der ihrer Oberhoheit untersteht, nicht asphaltieren lassen und geht bei westlichen Medien mit der Jammernachricht hausieren, das boese Israel stranguliere die neue Stadt.

Im ZDF hat sie offensichtlich einen dankbaren Abnehmer gefunden.

Michael Borgstede – fest verankert


und zwar im konventionellen Narrativ ueber Israel.

Schon vorgestern stolperte ich darueber: In seinem Artikel Palästinenser, Korruption und ein Sexskandal verraten wenige Worte, wie es in Michael Borstede denkt:

Nun hat sich der frustrierte Schabane in einer überraschenden Wendung ausgerechnet an die israelischen Medien gewandt

Hervorhebung von mir.

Ueberraschen kann eine solche Wendung nur denjenigen, der entweder nicht weiss, wohin zuletzt die Maenner des Hillesclans vor der Hamas geflohen sind, an wen sich die Fatahleute waehrend des Putsches im Gazastreifen gewendet haben und wem sich die PLO-Kaempfer im Schwarzen September am liebsten ergeben haben, oder der sich von Fakten nicht aus dem vorgefassten Konzept bringen laesst. Bei Herrn Borgstede tippe ich auf die zweite Moeglichkeit.

Die ausgefahrenen Gleise, in denen seine Denke sich bewegt, bestaetigt er heute mit seinem Text Die Spur der Killer von Dubai führt zum Mossad

Die Tatsache, dass die Identitaeten von israelischen Buergern benutzt wurde, weist naemlich gerade nicht in die Richtung des Mossads, wie U. Sahm ausfuehrt:

Gleichzeitig wirft jedoch der Diebstahl der Identität israelischer Bürger neue Fragen auf. Es sei höchst unwahrscheinlich, dass der Mossad die Namen unschuldiger Israelis missbrauche und diese sogar in Lebensgefahr durch die Verwendung in den gefälschten Pässen bringe.

Ein Experte sagte im Rundfunk, dass in der Vergangenheit die Hisbollah im Libanon israelische Ausweispapiere gefälscht habe. Sie habe behauptet, israelische Soldaten entführt zu haben und im Fernsehen deren Ausweise vorgezeigt. Doch stellte sich heraus, dass die vermeintlich gekidnappten Soldaten wohlauf und in Israel waren. Es könne durchaus sein, dass die vorläufig noch unbeka nnten Täter bewusst die Namen israelischer Bürger verwendeten, um den Verdacht auf den Mossad zu lenken.

Festgenommen wurden bisher nur zwei arabische Maenner. Erstaunlicherweise laesst Dubai ueber deren Identitaet nichts verlauten. Wir erfahren auch nicht, mit wem sich Al-Mabhuh in Dubai traf. Es muss ein hoch vertrauliches und vertrauensvolles Treffen gewesen sein, da er ohne seine Leibwache unterwegs war und das, nachdem er angeblich schon in Syrien das Gefuehl hatte, bedroht zu werden. Dubai ist, wie Borgstede festhaelt, ueberschaubar und fast komplett von Überwachungskameras abgedeckt. Aber ueber die Aktivitaeten des hochrangingen Terroristen herrscht Funkstille. Wen deckt Dubai? Etwa den Mossad?

Neueste Nachrichten aus Dubai (24/02/10):

Dubai police also released passport photos and closed-circuit television footage of the suspects, and said two of them had left Dubai by boat for Iran.

Zwei Verdaechtige sollen per Schiff in den Iran geflohen sein. Wenn das der Mossad war, hoffe ich auf gute Neuigkeiten aus Teheran. Jemand koennte sich an einer Fischgraete verschlucken oder so.

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