USA: Kein Militaerschlag gegen Iran, eventuell Abschuss israelischer Flugzeuge


Mich ueberrascht nichts mehr, was von der Obamaregierung kommt. Aber vielleicht schlackert der eine oder andere meiner Leser noch mit den Ohren.

AP meldet, die Obamaregierung schliesse einen Militaerschlag gegen den Iran fuer die naechste Zeit aus:

„Military force is an option of last resort,“ Undersecretary of Defense for Policy Michele Flournoy said during a press briefing in Singapore. „It’s off the table in the near term.“

The U.S. and its allies fear Tehran is using its nuclear program to build arms. Iran denies the charges, and says its program only aims to generate electricity.

„Right now the focus is a combination of engagement and pressure in the form of sanctions,“ Flournoy said. „We have not seen Iran engage productively in response.“

Einen Tag frueher konnte der US Generalstabschef Mike Mullen nicht ausschliessen, dass israelische Kampfflugzeuge auf dem Weg nach Iran beim Ueberflug ueber den Irak abgeschossen werden koennten.

Vermutlich sollte Israel sich ein Beispiel am Iran nehmen und mit dem Saebel rasseln.

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Die Minuten vor der Sirene


am Gefallenengedenktag und am Holocaustgedenktag sind immer besonders spannungsreich. Dieses Jahr noch mehr als sonst. Dieses Jahr ist kritisch: Wird Israel einen Schlag gegen den Iran fuehren und wird der erfolgreich sein? In den Reden von Praesident Peres und Ministerpraesident Netanyahu gestern wurde deutlich angekuendigt, dass die Zeit des Opferbringens nicht vorbei ist, sondern dass uns Schweres bevorsteht. Ich habe Angst, aber der Alltag muss weitergehen. Diese Phase kann sich noch monatelang hinziehen. Die Gasmasken koennen wir ja schon mal anfordern.

Pfeifen im Wald – Iran, Israel und westliche Welt


Die westliche Welt absolviert auch dieses Jahr mit Bravour das Gedenken an die im Holocaust ermorderten 6 Millionen Juden.

Aus der Rede des deutschen Bundespraesidenten Koehler zum 27.01. Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus / Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust:

Das Menschheitsverbrechen der Nationalsozialisten hat gezeigt, wie dünn der Firnis der Zivilisation ist, wie zweischneidig die Errungenschaften von Wissenschaft und Technik, wie zerbrechlich die kulturellen Sicherungen, auf die wir uns täglich wie selbstverständlich verlassen.

Hitler und seine Leute hätten ihre Verbrechen nicht begehen können, wenn es nicht so viele Mittäter und Mitläufer gegeben hätte: glühende Fanatiker, aber auch „ganz normale Männer“ und Frauen, stumpfe Befehlsempfänger und bedenkenlose Profiteure, in denen uns die Banalität des Bösen begegnet. Und schließlich die vielen, die wegschauten und schwiegen.

Diese Vergangenheit in eine Beziehung zur eigenen Gegenwart und Zukunft setzen und Lehren aus ihr ziehen – das ist der Sinn unseres Erinnerns. Wir erinnern uns aus Respekt vor den Opfern. Wir erinnern uns, um aus der Geschichte zu lernen. Und wir erinnern uns um unserer selbst willen. Denn Erinnerung bedeutet auch: nach der Wahrheit, nach einem festen Grund für das eigene Leben suchen.

Gleichzeitig arbeitet der Iran mit aller Kraft und hoechster Geschwindigkeit daran, sich Atombomben, Langstreckensraketen und die fuer Atomsprengkoepfe noetigen Traegersysteme zu verschaffen.

Vorgestern verkuendete der Stellvertretende Leiter der iranischen Atombehoerde, sein Land werde in einem Monat alle Huerden genommen haben, Atommacht und damit unantastbar geworden sein. Der US Verteidigungsminister wiegelt ab, es wuerde noch ein Jahr dauern. Der NIE Bericht gehoert zur grauen Vorzeit, an die sich niemand erinnern kann.

Noch grauere Vorzeit scheint zu sein, dass die iranischen Drohungen gegen Israel nicht mit Ahmadinejad begonnen haben:

TEHRAN 14 Dec. 2001 (IPS)
One of Iran’s most influential ruling cleric called Friday on the Muslim states to use nuclear weapon against Israel, assuring them that while such an attack would annihilate Israel, it would cost them „damages only“.

„If a day comes when the world of Islam is duly equipped with the arms Israel has in possession, the strategy of colonialism would face a stalemate because application of an atomic bomb would not leave any thing in Israel but the same thing would just produce damages in the Muslim world“, Ayatollah Ali Akbar Hashemi-Rafsanjani told the crowd at the traditional Friday prayers in Tehran.

Analysts said not only Mr. Hashemi-Rafsanjani’s speech was the strongest against Israel, but also this is the first time that a prominent leader of the Islamic Republic openly suggests the use of nuclear weapon against the Jewish State.

Mohammed El Baradei, der Mann, der durch Persilscheine der IAEO dem Iran massgeblich geholfen hat und dafuer 2005 den Friedensnobelpreis bekam, gibt inzwischen offen zu, dass er fuer Hamas (dessen Schutzmacht der Iran inzwischen ist) samt Terror und gegen Israel Position bezieht. Update: Elder of Zyion ist dem nachgegangen und hat herausgefunden, dass das vorgebliche Interview wohl frei erfunden wurde. Die Frage ist, von wem: Hamas, Iran, Aegypten?

Der Handel der westlichen Welt mit dem Iran boomt. Mit relativ einfachen Tricks koennen bestehende Embargos umschifft werden.

Ernsthafte Sanktionen sind nicht in Sicht, auch wenn die Obamaregierung die asiatische Besonderheit, kein klares Nein auszusprechen, offensichtlich nicht kennt oder nicht zu kennen vorgibt. Die US Regierung selber erwaegt allenfalls Sanktionen, die moeglichst niemandem wehtun. Der Vorstoss des Kongresses wird abgeblockt.

Sarkozy warnt vor einer Eskalation, dabei klingt es so, als waere ein israelischer Angriff auf Iran das schlimmstmoegliche Desaster und keineswegs die atomare Bedrohung durch den Iran. Deutschsprachige Qualitaetsmedien berichten nicht einmal darueber.

Netanyahu ist nicht zum Atomgipfel nach Washington gereist, weil er voraussah, dass Israel in die Enge getrieben werden sollte. Das hindert Obama nicht daran, Erdogans Forderung zu uebernehmen, Israel muesse sein mutmassliches Atomprogramm offenlegen.

Israel steht allein.

Shoahgedenktag


Bekanntlich begeht Israel seit gestern abend das jaehrliche Gedenken an die Holocaustopfer.

Schon seit letzter Woche reden die Maedchen darueber. Vor allem die Kleine ist aufgeregt. Die Begriffe und Vorstellungen sind ihr nicht klar. Wer waren denn die Nazis? Abwechselnd versucht sie Nazis mit Deutschen oder mit Christen gleichzusetzen, entsprechend der Doppelfunktion der Judenheit als Volk und des Judentums als Religion. Ich widerspreche und versuche ihr zu erklaeren, was eine Ideologie ist. Sie kann das nur im Rahmen des Religioesen einordnen und erklaert, dass die Nazis wohl Hitler angebetet haben.

Gestern dann fragte sie, wann die Shoah denn gewesen waere. Ich sagte sie, zwei Jahreszahlen solle sie sich schon mal merken: 1945 Ende des 2. Weltkrieges und 1948 Gruendung des Staates Israel. Sie rechnete sich aus, wieviele Jahre seit 1945 vergangen waren. Aber das beantwortete ihre Frage nicht. Ich entgegnete, dass wir immerhin ein Enddatum haetten. Um die Dauer bestimmen zu koennen, muessten wir nun definieren, wann die Shoah angefangen haette und das sei nicht ganz eindeutig. Sie entschied sich schliesslich, dass sie die Machtergreifung als Anfang setzen will. Die Grosse hatte halb und halb zugehoert. Nun fragte sie nach, wie Hitler denn an die Macht gekommen sei? Ich erklaerte das Ermaechtigungsgesetz. Spaeter am Abend fragte mich mein Mann, ob die Kinder denn gar keinen Geschichtsunterricht haetten in der Schule? Er habe in der 5. Klasse schon Geschichte gelernt. Nein, haben sie nicht. Und dieses Jahr finde ich das besonders eigenartig, wie kann zur Shoah unterrichtet werden, ohne historische Grundlagen?

Bald, nachdem die Maedchen ins Bett gegangen waren, hoerte ich leises Tuscheln aus dem Zimmer der Kleinen. Ich schaute nach und fand beide im gleichen Bett, und Katerchen machte es sich auch gerade dort bequem. Sie erklaerten mir, dass sie ein bisschen Angst haetten, weil sie so viel ueber den Holocaust gehoert haetten, deswegen wollten sie zusammen sein. Ich schlug vor, die Grosse solle im Gaestebett im Zimmer ihrer Schwester schlafen. Dann sang ich beide in den Schlaf, die unveraenderte Liederkette, die ich seit Geburt der Grossen bis zur Aufteilung in zwei Zimmer vor einem Jahr jeden Abend zum Einschlafen gesungen habe. Der Pawloffsche Effekt trat nicht wie gewuenscht ein. Die Kleine fragte mich, ob sich die Shoah wiederholen koennte. Ich antwortete, dass nie zweimal das Gleiche passiert. Sie beschaeftigt sich gerade mit Narnia und sagte, dass Aslan das auch sage. Aber dann fragte sie, ob denn etwas Aehnliches passieren koenne. Da konnte ich sie leider nicht beruhigen. Sie schliefen irgenwann doch ein. Aber um Mitternacht wanderte trotzdem eine verstoerte Grosse in meine Arme.

Als die Sirene heute um 10 ertoente, stand ich in meinem Buero und dachte auch an die Maedchen, die jetzt auf dem Schulhof versammelt sind. Die Fahne auf Halbmast, die Sirene besonders laut, weil sie auf dem benachbarten Schuldach angebracht ist. Wenn das Programm zeitgenau durchgefuehrt werden konnte, ist der groesste Teil des Zeremoniells vorbei. Ich weiss nicht, welche Aufgabe die Grosse dieses Jahr bekommen hat. Mein Buero ist jetzt zu weit entfernt, als dass ich haette vorbeischauen koennen. Ich hoffe, heute abend loest sich die Spannung wieder.

Ach, George Szpiro!


Anscheinend draengte die NZZ auf irgend etwas Anti-israelisches. Und George Szprio versuchte, seinen Arbeitgeber zufriedenzustellen.

Gefunden hat er, dass die Tageszeitung Yedioth Achronoth nicht alle Details in einem laufenden Verfahren wegen Spionage und Geheimnisverrat veroeffentlichen durfte.

In anderen Staaten, deren Rechtsstaatlichkeit deswegen nicht bestritten wird, kommen schon mal haertere Methoden vor. Das kann kontrovers diskutiert werden.

Die Antisemiten in der NZZ-Leserschaft fuehlen sich natuerlich bestaetigt:

Andreas Schmid (6. April 2010, 21:13)
Das Alte Testament in der Neuzeit angewandt!
So ist sie eben die israelische Politik, archaisch, konsequent, ohne jede Gnade, kompromisslos und immer mit allen Mitteln. Israel hat nicht umsonst die besten Waffen, die besten Militärtaktiken und den überall gefürchteten Mossad.

Heinz Fritschi (6. April 2010, 21:41)
Pressefreiheit im Militärstaat
Israel ist ein Militärstaat, also gibt es auch keine Pressefreiheit. Richtig ist, was die Regierung verkündet – und das ist meist gelogen. Die Wahrheit darf nicht ans Licht, das ist in Ländern, die im Krieg oder sonst im Unrecht sind meistens so. USA, Israel, China, Burma, Nordkorea usw.

Mit dieser laecherlichen Formulierung duerfte George Szpiro das NZZ-Soll uebererfuellt haben:

von palästinensischen Militanten, in israelischer Lesart als Terroristen bezeichnet

Soso, nur israelische Lesart meint, dass Militante, die gezielt Anschlaege auf Zivilisten durchfuehren, Terroristen seien?!

Bei den Anschlaegen in Moskau hat die NZZ kein Problem damit, von Terroristen zu stpechen

Palaestinensische Greuelpropaganda


Am Dienstag, den 30. April, kam es zu einem Feuergefecht an der Grenze zum Gazastreifen. Palaestinensische Medien berichteten, dass israelische Soldaten dabei einen 15-jaehrigen Jungen toedlich getroffen haetten. Die IDF wies die Vorwuerfe zurueck, die Angaben entspraechen nicht der Wahrheit.

Nur ein paar Tage zuvor hatte ich eine lange Diskussion mit meinem Bruder. Ich kann mit Sicherheit davon ausgehen, dass er dem israelischen Dementi keinen Glauben geschenkt haette: Die Armee haette ja allen Grund gehabt zu vertuschen.

Earlier in the day, Palestinian news agencies reported that Israeli troops fired on Mohammad Zeid Al-Farmawi, a resident of the Qishtat neighborhood in Rafah, as he approached the Gaza border fence.

According to the reports, Farmawi was found dead when paramedics arrived at the scene east of the defunct Gaza International Airport.

But Israel Radio later quoted the army as saying that there was no truth in claims it had shot at or killed Farwami.

Gaza emergency chief Mo’aweya Hassanein told reporters in Gaza that medical teams and the International Committee of the Red Cross (ICRC) coordinated with the Israeli army to collect the boy’s body.

(…)

Palestinian news agency Ma’an said that Al Farmawi was killed while attempting to enter Israel to join demonstrations marking the 34th Land Day, commemorated annually by thousands of Israeli-Arabs.

IDF sources told Haaretz that a Palestinian had approached the fence but was driven off when troops fired warning shots into the air. The sources said the Palestinian was not hurt and that he seemed able to walk away from the area.

Frueher an diesem Tag berichteten pal. Nachrichtenagenturen, israelische Truppen haetten auf Mohammad Zeid Al-Farmawi aus dem Qishtat-Viertel in Rafah geschossen, als er sich dem Grenzzaun naeherte.
Nach diesen Berichten sei Farmawi tot aufgefunden worden, als Sanitaeter am Ort oestlich des ehemaligen internationalen Flughafens Gaza eintrafen.
Aber das israelische Radio zitierte spaeter die Armee, an den Berichten, sie habe auf Farmawi geschossen oder ihn getoetet, sei nichts Wahres dran.
Der Leiter der Gaza-Notaufnahme Mo’aweya Hassanein teilte Reportern im Gazstreifen mit, dass Sanitaeterteams und das Internationale Rote Kreuz mit der isralischen Armee die Bergung der Leiche des Jungen koordiniert haetten
(…)
Die Pal. Nachrichtenagentur Ma’an berichtete, Al Farmawi sei getoetet worden, waehrend er versuchte, nach Israel einzudringen, um sich an Demonstrationen zu beteiligen, mit denen der 34. Landtag begangen wird, an den jaehrlich von Tausenden israelischer Araber erinnert wird.
IDF Quellen teilten Haaretz mit, dass ein Palaestinenser sich dem Zaun genaehert hatte, aber von israelischen Soldaten durch Warnschuesse in die Luft vertrieben wurde. Die Quellen sagten, der Palaestinenser sei nicht verletzt wurde und konnte allem Anschein nach vom Ort des Geschehens weggehen.
(Uebersetzung von mir)

Auch bei Haaretz glaubt keiner der Kommentatoren der IDF Darstellung. Sogar die Israel wohlmeinenden Leser rechtfertigen die Toetung des Jungen nur, indem sie darauf hinweisen, dass auch ein 15-jaehriger eine Gefahr fuer die Grenztruppen bedeuten kann. (Das trifft zu, wenn hinreichender Verdacht besteht, es handle sich um einen Selbstmordattentaeter. Dann und nur dann ist ein Todesschuss die richtige Reaktion.)

Auch BBC berichtete:

It was initially reported that a Palestinian doctor told reporters that medics were not able to reach the body of the boy in time because of ongoing „clashes“.

An official from the Hamas-run ministry of health said the teenager „was left bleeding for hours“ before paramedics were able to get Israeli permission to evacuate him.

Urspruenglich wurde berichtet, ein pal. Arzt habe Reportern gesagt, Sanitaeter haetten wegen fortgesetzter Kaempfe den Jungen nicht rechtzeitig erreichen koennen.
Ein Sprecher des Hamas Gsundheitsministeriums sagte, der Teenager waere ueber Stunden verblutet, bevor Sanitaeter die israelische Genehmigung erhielten, ihn zu evakuieren.
(Uenbersetzung von mir)

Inzwischen stellt sich heraus, dass die IDF die Wahrheit sagte, waehrend die pal. Nachrichten- und Gesundheitsorganisationen logen, dass sich die Balken biegen.

Der Junge ist in einer Gruppe von Jugendlichen durch einen Tunnel nach Aegypten gekrochen, wo er von aegyptischen Sicherheitskraeften ein paar Tage festgehalten wurde. Gefallen hat es ihm dort gar nicht.

Natuerlich predige ich hier vor denjenigen, die es nicht noetig haben. Aber vielleicht verirrt sich doch mal jemand hierher, der dazu neigt, der IDF zu misstrauen, aber pal. Berichte, vor allem, wenn sie so viele Details nennen, fuer glaubwuerdig zu halten. Die Moral von der Geschicht‘ ist natuerlich, dass alle solche Berichte, auch wenn Sanitaeter und Aerzte als Quellen angegeben werden, absolut unglaubwuerdig sind.

Ich gehe nicht davon aus, dass Organisationen wie diese je eine Richtigstellung bringen werden, und selbst wenn wurde das ohnehin tief sitzende antisemitische Klischee „Juden als Kindermoerde“ bestaetigt und damit pychisch verstaerkt.

Istanbul


Mein Mann und ich flogen fuer das vergangene, lange Wochenende nach Istanbul, waehrend die Maedchen bei den Grosseltern blieben. Ich bin immer noch dabei, die Eindruecke zu verdauen. Hier nur ein paar Gedanken- und Gefuehlsfragmente:

Mein Grundhaltung gegenueber der Tuerkei und Tuerken ist doppelt negativ belastet. Als Europaerin schwingt in mir immer noch die Tuerkengefahr nach. Ich habe den „Tuerkenlouis“ im Schloss Rastatt besucht und die Tuerkenbeute in Karlsruhe besichtigt. Ich kenne die Legende, warum der Kipfel „Croissant“ heisst und auch so geformt ist. Und in Israel erinnert man sich ohne jede Sehnsucht an den ehemaligen Souveraein, die Hohe Pforte. Der Fall Konstantinopels war unhinterfragt ein Desaster, so dass es mir merkwuerdig vorkam, wie das Jahr 1453 in Istanbul  gefeiert wird.

Ich habe mir am Flughafen zwei Buecher gekauft:
1453 Im besten Fall finde ich hier eine unparteiische Darstellung, andernfalls ein Beispiel fuer postmoderne Identifikation mit dem „Anderen“.
Das andere Buch ist Orhan Pamuk: The Museum of Innocence. Das sollte mir eine gewisse Innenansicht in das Istanbuler Lebensgefuehl geben.

Am ersten Tag waren mein Mann und ich etwas eingeschuechtert angesichts einer so offensichtlich muslimischen Stadt. Die meisten Hotelgaeste kamen aus arabischen Laendern. Mein Mann will die Aegypter am Akzent erkannt haben. Allerdings stellte sich heraus, dass ein Teil derjenigen, die wir fuer Palaestinenser aus der Westbank gehalten hatten, einen israelischen Pass hatten. Im Nachhinein aergere ich mich ueber die verpasste Gelegenheit: Ich haette versuchen sollen, mit ihnen ins Gespraech zu kommen.

Am zweiten Tag machten wir einen Ausflug auf die Grosse Insel, wo wir Fahrraeder mieteten und viel Spass an der frischen Luft und angesichts der wunderschoenen Ausblicke hatten. Dort hatten wir auch „Urlaub“ von der muslimischen Atmosphaere. Die Insel dient reichen Istanbulern als Sommerdomizil, die weniger Reichen muessen sich mit Tagesausfluegen begnuegen. Eine Moschee habe ich nicht gesehen. Dafuer ein kleines Kloster auf dem Berg und der Fahrradvermieter sprach von einer Synagoge links um die Ecke.

Am 3. Tag konnten wir uns schon vorstellen, in Istanbul zu leben, auch wenn wir weiterhin die allgegenwaertige anti-israelische Propaganda zur Kenntnis nahmen. Dieses Modell der Al-Aksa-Moschee erspaehte mein Mann von der Terasse einer Konditorei, wo wir uns vom vielen Herumlaufen erholten.

Anscheinend war es nach der Demonstration dort abgestellt worden.

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