Politische Korrektheit in Israel


Vor einer Woche haben zwei Jugendliche in Jerusalem einen amerikanischen Staatsbuerger so schwer gepruegelt, dass er spaeter im Krankenhaus an seinen Verletzungen gestorben ist. Der zusammengeschlagene Mann lag etwa 50 Minuten blutend auf dem Boden, ohne dass irgendjemand ihm half oder auch nur eine Ambulanz rief.

Das ist die Zusammenfassung der Darstellung in Y-Net. Die Kommentare dort gehen davon aus, dass es sich um juedische Jugendliche gehandelt habe. Mir dagegen war gleich suspekt, dass im Text kein Hinweis auf den ethnischen Hintergrund der Jugendlichen zu finden ist. Nach meiner Erfahrung ist das ein klares Indiz, dass es sich um arabischen Jugendliche handelt.

Auch Ha’aretz verschweigt natuerlich, um welche Jugendliche es sich handelt.
Erst in der Jerusalem Post finden wir die fehlenden Informationen. Ja, es waren arabische Jugendliche.

Ha’aretz verdanken wir immerhin die Information, dass die Tat am Cat’s Square begangen wurde. Das erklaert, warum der Mann so lange liegen musste, ohne dass ihm geholfen wurde. Cat’s Square ist ein notorischer Platz, an dem Drogensuechtige, Kriminelle und Obdachlose herumhaengen.

Update: Kurz vor Kommentar 38 hat Ynet im Untertitel das Wort „Arab“ hinzugefuegt. Auch Ha’aretz wurde es irgendwann peinlich, worauf im Text das Woertchen „East“ vor „Jerusalem“ als dezenter Hinweis gesetzt wurde. Das Verwirrspiel hat lang genug gedauert, dass sich einige Kommentatoren, Jane aus der Czechei bei Ynet und Rose und Rami bei Ha’aretz mit ihren Vorurteilen blamieren konnten.

In der Zwischenzeit wurden vier Israelis, darunter eine schwangere Frau, aus naechster Naehe von Palaestinensern ermordet.

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„Friedensprozess“ = Aufloesung Israels


Seit bald vier Jahren ist mir klar, dass „Friedensprozess“ im internationalen Sprachgebrauch ein Synonym fuer die Aufloesung Israels als juedischer Staat geworden ist.

Ehud Barak ist noch nicht zu dieser Kenntnis gelangt:

„The key for changing Israel’s legitimacy, and the ability to get the world off our backs, is to restart a comprehensive peace process, to utilize the chance to reach agreements to the fullest, particularly with the Palestinians, despite the difficult price,“ he said.

The defense minister explained that „Israel’s situation will be completely different if it is perceived as a country operating firmly and ready to make decisions. This is almost the only thing that can change Israel’s situation.“

Wir koennen  den Oslo-Prozess heranziehen, um diese These zu ueberpruefen. Waehrend die Oslo-Deklaration 1993 tatsaechlich international eine Menge guten Willen geschaffen hat, fuer Israel und fuer die Palaestinenser, wurde das Scheitern fast ausschliesslich Israel zur Last gelegt. Die Isolierung und Daemonisierung des Staates Israels ist heute schlimmer als vor Beginn des Osloprozesses. Die Frage, ob der Osloprozess Israel materiell etwas eingebracht hat, laesst sich nicht eindeutig beantworten. Dagegen lassen sich die Menschenopfer fuer den Frieden leicht zaehlen. Selbst in den ersten Jahren des Osloprozesses, lange vor Beginn des Terrorkriegs alias 2. Intifada, stieg die Zahl der toten und verletzten Israelis steil an.

Ich glaube nicht, dass eine fluechtige Beliebtheit samt dem Kater hinterher diesen Preis wert war oder ist.

„Juedische Interessen“


Mir gruselt es schon seit langem, wie weltweit und vor allem in Europa Antisemitismus wieder salonfaehig wird. Auf dieses Klima fuehre ich zurueck, dass auch befreundete Blogs in letzter Zeit Texte posten, die von Antisemiten vergroebert und vereinnahmt werden koennen.

Bei Kewil fiel es mir zum ersten Mal auf.

Dann wollte Rayson Israelkritiker vor der Gefahr schuetzen, als Antisemiten bezeichnet zu werden, ohne dass er eine Abgrenzung zwischen Israelkritik und Antisemitismus vornimmt. Selbst die Unterstellung, Israel betreibe einen Vernichtungskrieg gegen die Palaestinenser, will er nicht als Symptom fuer Antisemitismus sehen, weil die Leute womoeglich gar nicht wissen, dass sie Israel mit den Nazis gleichsetzen.

Der Lindwurm machte ausfindig, dass Israel aehnlich wie durch den Iran durch inneren Verfall bedroht ist. Die israelische Rechte will seiner Ansicht nach den Konflikt „mit Gewalt, Expansion und Vertreibung“ loesen und steht damit auf einer Stufe mit Syrien, Iran und arabischen Terrororganisationen.

CK auf „L for Liberty“ will sich nicht selber laehmen und schreibt daher einen Post gegen die Beschneidung im Kindesalter.

Manfred hat gerade die juedische Dominanz in Hollywood thematisiert. Von dieser Beoabachtung ausgehend, spekuliert er:

Es ist doch nur naheliegend und nur menschlich, dass Filmproduzenten bei der Auswahl von Stoffen vor allem solche Geschichten für erzählenswert halten, die sie selber interessieren, und niemanden kann es überraschen, dass jüdischen Filmproduzenten das Thema “Holocaust” wichtig ist; es wäre eher merkwürdig, wenn es anders wäre. Wer solche Zusammenhänge benennt und hinterfragt, muss deshalb noch lange nicht an eine jüdische Weltverschwörung glauben.

Anstatt mit “naheliegend und nur menschlich” zu mutmassen, waere es angebrachter zu ueberpruefen, ob dafuer in der Geschichte Belege gefunden werden koennen. Mir scheint die Antwort negativ. Waehrend des 2. Weltkrieges war das Interesse amerikanischer Juden an Europa bestimmt besonders hoch, hatten die meisten doch Verwandte auf dem alten Kontinent. Aus dieser Periode kann ich aber keinen einzigen Hollywoodfilm finden, in dem das schlimme Los von Juden in diesen Jahren thematisiert worden waere. Die Propagandafilme aus derselben Epoche waehlten andere Themen. Holocaustfilme setzen erst mit Ende des 2. Weltkrieges ein und auch nicht massiv und keineswegs ausschliesslich von Hollywood aus. Vergleiche auch hiermit:

The Holocaust was largely ignored by America media as it was happening[24]. Why that was is illuminated by the anti-Zionist position taken by Arthur Hays Sulzberger, publisher of the New York Times, during World War II.[25] Committed to classical Reform Judaism, which defined Judaism as a religious faith and not as a people, Sulzberger insisted that as an American he saw European Jews as part of a refugee problem, not separate from it. As publisher of the nation’s most influential newspaper New York Times, he permitted only a handful of editorials during the war on the extermination of the Jews. He supported the anti-Zionist American Council for Judaism. Even after it became known that the Nazis had singled out the Jews for destruction, Sulzberger held that all refugees had suffered. He opposed the creation of Israel. In effect, he muted the enormous potential influence of the Times by keeping issues of concern regarding Jews off the editorial page and burying stories about Nazi atrocities against Jews in short items deep inside the paper. In time he grew increasingly out of step with the American Jewish community by his persistent refusal to recognize Jews as a people and despite obvious flaws in his view of American democracy.[26]
While the New York Times was one of the few prestige newspapers owned by Jews, they had a major presence in Hollywood and in network radio. Hollywood films and radio with few exceptions avoided questioning Nazi persecution of Europe’s Jews prior to Pearl Harbor. Jewish studio executives did not want to be accused of advocating Jewish propaganda by making films with overtly antifascist themes. Indeed, they were pressured by such organizations as the Anti-Defamation League and by national Jewish leaders to avoid such themes lest American Jews suffer an anti-Semitic backlash.[27]

Heute haben wir es mit dem Phaenomen zu tun, dass es eigentlich “naheliegend und nur menschlich” waere, wenn amerikanische Juden, auch in Hollywood, Israel unterstuetzen wuerden. Stattdessen beobachten wir, dass gerade die “progressiven Juden” sich in J-Street engagieren. Fuer diese Organisation steht die “progressive Agenda” im Widerspruch zu israelischer Staatspolitik, daher unterstuetzt sie einen anti-israelischen Kurs der US-Regierung.

Vor drei Jahren schrieb ich zum Thema und gerade Manfred verstand sehr gut, was ich meinte. Ich sehe darin ein Symptom, in welchem Umfang in diesen Jahren antisemitische Klischees in den allgemeinen Diskurs eingegangen sind. Ich gehe davon aus, dass keiner der oben verlinkten Blogger selber Antisemit ist. Jeder hat ein Thema gewaehlt und in einer Weise behandelt, das und die er intellektuell vertreten kann. Aber diese Beitraege bereichern und legitimieren daneben einen oeffentlichen Diskurs, der zunehmend antisemitisch wird.

NZZ verschweigt systematisch


jeden Hinweis, dass Israel im Grenzzwischenfall mit dem Libanon Recht gehabt haben koennte.

Ingesamt drei Artikel hat die Schweizer „Qualitaetszeitung“ zum Thema veroeffentlicht, den ersten gestern abend.. Gut, da moegen sich die diversen Erkenntniss noch nicht bis nach Zuerich durchgesprochen haben. Obwohl ich der Redaktion ja eigentlich zutrauen wuerde, eine Landkarte zu ergooglen:

Aus dem Umfeld libanesischer Sicherheitskräfte verlautete, der Zwischenfall habe damit angefangen, dass die Israelis versucht hätten, einen Baum auf libanesischem Gebiet zu fällen.

Das israelische Militär erklärte hingegen, auf seine Soldaten sei gefeuert worden, während diese Routine-Aktivitäten auf israelischem Territorium nachgegangen seien.

Die leidige Frage, wer luegt und wer sagt die Wahrheit, haette man so beantworten koennen.

Heute vormittag kam der zweite Artikel. Bei der FAZ war man um die gleiche Zeit schon weiter:

„Libanesischer Offizier löste Gefecht aus“

lautete die Ueberschrift. Inzwischen hat die FAZ die Ueberschrift weiter auf den neuesten Stand gebracht:

Unifil: Libanesen feuerten zuerst

Dem NZZ-Leser werden solche sensiblen Fakten besser nicht mitgeteilt. Auch der dritte Artikel von heute nachmittag besteht hartnaeckig darauf, Israel nicht zu entlasten.

Beispiel gefaellig? Die FAZ schreibt schon im Untertitel:

Die UN-Schutztruppe Unifil bestätigte, die israelischen Soldaten hätten sich bei dem Gefecht auf eigenem Territorium befunden.

Im Text wird die Aussage verstaerkt:

Am Mittwoch verdichteten sich die Hinweise darauf, dass die israelischen Soldaten nicht auf libanesisches Gebiet vorgedrungen waren, wie es die libanesische Armee zunächst berichtet hatte. Die Bäume, die die israelischen Soldaten stutzten, hätten sich auf israelischem Gebiet befunden, sagte am Mittwoch ein Sprecher der UN-Truppe im Libanon (Unifil).

Die NZZ kann sich zu solch klaren Aussagen nicht durchringen. Lieber verfaelscht man ein bisschen die Aussage des UNIFIL Sprechers:

Ein Sprecher der Uno-Beobachtermission Unifil bestätigte am Mittwoch die israelische Darstellung. Der fragliche Baum sei im internationalen Schutzbereich der Grenze gestanden.

Wer Schweizer Boulevardblaetter liest, ist klar im Vorteil: UNO gibt Israel in zentralem Punkt recht

Die israelischen Soldaten hätten sich auf eigenem Staatsgebiet befunden, als der Schusswechsel an der Grenze ausgebrochen sei, erklärte die Libanon-Schutztruppe Unifil am Mittwoch. Die Soldaten waren unter Beschuss aus Libanon geraten, als sie am Grenzzaun einen Busch beschnitten.

Die in der sensiblen Grenzregion im äussersten Norden Israels stationierte UNO-Truppe kam nach einer Untersuchung zu dem Ergebnis, dass der Busch sich zwar jenseits des Grenzzauns, aber südlich der «blauen Linie» – und damit auf israelischem Territorium – befunden habe, die nach dem Rückzug Israels aus dem Libanon im Jahr 2000 von den Vereinten Nationen als Grenzlinie festgelegt worden war.

Reuters verdreht den Zwischenfall an der israelisch-libanesischen Grenze


Es begann mit Routinarbeiten entlang des Grenzzauns. Um Hinterhalte zu erschweren, werden in regelmaessigen Abstaenden die Straeucher und Baeume direkt auf der Nordseite des Zauns ausgeduennt. Der Zaun verlaeuft nicht direkt auf der Grenzlinie, eben damit Israel solche Arbeiten unternehmen kann. Aber nehmen wir einfach mal an, dass Reuters Bildunterschrift zutraefe.

Israeli soldier is seen on crane

An Israeli soldier is seen on a crane on the Lebanese side of the Lebanese-Israeli border near Adaisseh village, southern Lebanon August 3, 2010.

Dann waere maximal der Soldat im Krankorb in der Luft ueber libanesischem Gebiet, aber der Kran selber und die Offiziere, die die Arbeiten ueberwachen, stuenden eindeutig auf israelischem Territorium:

Auf diese Offiziere aber zielte der libanesische Scharfschuetze, der das Feuergefecht startete. Und es gelang ihm, den Brigadekommandanten Dov Harari, aus dem Hinterhalt zu erschiessen sowie Major (Hauptmann? – ich kenne mich mit militaerischen Dienstgraden einfach nicht aus) Ezra Lakiya schwer zu verletzen.

Mit der Erschiessung eines hohen Offiziers aus dem Hinterhalt begann der Grenzzwischenfall, auch wenn internationale Medien das anders darstellen.

Lebanese soldiers and U.N. peacekeepers

Lebanese soldiers and U.N. peacekeepers (L and 3rd L) stand at the Lebanese-Israeli border in Adaisseh village, southern Lebanon August 3, 2010. An Israeli helicopter on Tuesday fired two missiles at a Lebanese army post near the southern border village of Adaisseh, destroying an armoured personnel carrier, a security source said. A Lebanese journalist and three Lebanese soldiers died after the Israeli and Lebanese armies exchanged fire in the border area, a security source said.

Hier sehen wir, dass UN Friedenstruppen keinerlei Problem darin sehen, im Verein mit schiessbereiten libanesischen Soldaten aufzutreten. Ob dieses Photo von vor oder nach dem Feuergefecht stammt, kann ich nicht beurteilen.

Und hier noch einmal, weil es eindrucksvoll ist, auch wenn die Kooperation regelmaessig geleugnet wird.

Lebanese soldiers take up position as U.N peacekeepers (in blue berets) gesture towards Israeli soldiers at the Lebanese-Israeli border in Adaisseh village, southern Lebanon August 3, 2010. An Israeli helicopter on Tuesday fired two missiles at a Lebanese army post near the southern border village of Adaisseh, destroying an armoured personnel carrier, a security source said. A Lebanese journalist and three Lebanese soldiers died after the Israeli and Lebanese armies exchanged fire in the border area, a security source said.

Civilians help wounded Lebanese soldier

Civilians help a wounded Lebanese soldier at Adaisseh village, southern Lebanon August 3, 2010. An Israeli helicopter on Tuesday fired two missiles at a Lebanese army post near the southern border village of Adaisseh, destroying an armoured personnel carrier, a security source said. A Lebanese journalist and three Lebanese soldiers died after the Israeli and Lebanese armies exchanged fire in the border area, a security source said.

Der von mir kursiv gesetzte Text in den Bildunterschriften soll jeweils den Kontext herstellen. Eindeutig ist, dass fuer Reuters nur israelische Aggression den Kontext bilden kann. Von der Erschiessung eines ranghohen, israelischen Offiziers, lesen wir nirgends. Nur von israelischen militaerischen Aktionen und den libanesischen Opfern.

Yaacov Lozowick kommt zum selben Ergebnis. Und Mere Rhetorik auch.

Der Zwischenfall war eindeutig geplant. Ich vermute, dass die Anweisungen mindestens aus Syrien gekommen sind. In diesem NZZ Artikel, der das Reuters-Geschwurbel widerspiegelt, wird immerhin erwaehnt, dass mindestens zwei Journalisten fuer Hisbollah-Medien in der Umgebung waren. (Al Manar ist bekanntlich ein Hisbollah Fernsehsender.)

Heisse Tage


Israel erlebt gerade eine Hitzewelle und Raketenangriffe, die sowohl quantitativ wie auch qualitativ eine Eskalation sind.

Ueber die Gradrakete, die am Freitag in Ashkelon eingeschlagen ist, haben die internationalen Medien immerhin berichtet, wobei jedes Mal betont wird, dass nur Sachschaden entstand. Das Rehabilitationszentrum in Sderot, das am Samstagabend von einer Kassamrakete getroffen wurde, interessiert schon wieder niemanden.

Da war die israelische „Vergeltungsaktion“ interessanter. Der getoetete Hamaskommandant, Issa al-Batran, militaerisch zustaendig fuer den zentralen Gazastreifen und ein Raketenfachmann, hatte uebrigens noch ein weiteres Aufgabengebiet: Er arbeitete als Lehrer an der UN -Schule in Al-Bureij. Das ist nicht das erste Mal, dass eine solche Doppelfunktion durch das „Martyrium“ ans Licht kommt.

Heute morgen wurden vom Sinai aus fuenf Gradraketen auf Israel abgefeuert. Nur eine traf Eilat und landete in einem offenen Gelaende, zwei fielen ins Meer und zwei schlugen im jordanischen Aqaba ein. Nach jordanischen Angaben wurden dabei vier Menschen verletzt, mindestens einer davon schwer.

Etwa gleichzeitig kam es zu einer Explosion im Gazastreifen. Allem Anschein nach sind, vielleicht wegen der Hitze, Sprengstoffe in die Luft gegangen, die ein Hamasfunktionaer in seinem Wohnhaus in einem ziliven Stadtviertel von Gaza-Stadt  (alias „Fluechtlingslager“) gelagert hatte. Aber Goldstone konnte wirklich keinen Hinweis darauf finden, dass Hamas sich eventuell hinter zivilen Schutzschilden verstecken koennte.

Palmen in Deir Al Balah von Ahmed AbuIssa


Dieses Bild findet man auf Google Earth, wenn man nach „Deir Al Balah“ sucht.

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