Mir gruselt es schon seit langem, wie weltweit und vor allem in Europa Antisemitismus wieder salonfaehig wird. Auf dieses Klima fuehre ich zurueck, dass auch befreundete Blogs in letzter Zeit Texte posten, die von Antisemiten vergroebert und vereinnahmt werden koennen.
Bei Kewil fiel es mir zum ersten Mal auf.
Dann wollte Rayson Israelkritiker vor der Gefahr schuetzen, als Antisemiten bezeichnet zu werden, ohne dass er eine Abgrenzung zwischen Israelkritik und Antisemitismus vornimmt. Selbst die Unterstellung, Israel betreibe einen Vernichtungskrieg gegen die Palaestinenser, will er nicht als Symptom fuer Antisemitismus sehen, weil die Leute womoeglich gar nicht wissen, dass sie Israel mit den Nazis gleichsetzen.
Der Lindwurm machte ausfindig, dass Israel aehnlich wie durch den Iran durch inneren Verfall bedroht ist. Die israelische Rechte will seiner Ansicht nach den Konflikt „mit Gewalt, Expansion und Vertreibung“ loesen und steht damit auf einer Stufe mit Syrien, Iran und arabischen Terrororganisationen.
CK auf „L for Liberty“ will sich nicht selber laehmen und schreibt daher einen Post gegen die Beschneidung im Kindesalter.
Manfred hat gerade die juedische Dominanz in Hollywood thematisiert. Von dieser Beoabachtung ausgehend, spekuliert er:
Es ist doch nur naheliegend und nur menschlich, dass Filmproduzenten bei der Auswahl von Stoffen vor allem solche Geschichten für erzählenswert halten, die sie selber interessieren, und niemanden kann es überraschen, dass jüdischen Filmproduzenten das Thema “Holocaust” wichtig ist; es wäre eher merkwürdig, wenn es anders wäre. Wer solche Zusammenhänge benennt und hinterfragt, muss deshalb noch lange nicht an eine jüdische Weltverschwörung glauben.
Anstatt mit “naheliegend und nur menschlich” zu mutmassen, waere es angebrachter zu ueberpruefen, ob dafuer in der Geschichte Belege gefunden werden koennen. Mir scheint die Antwort negativ. Waehrend des 2. Weltkrieges war das Interesse amerikanischer Juden an Europa bestimmt besonders hoch, hatten die meisten doch Verwandte auf dem alten Kontinent. Aus dieser Periode kann ich aber keinen einzigen Hollywoodfilm finden, in dem das schlimme Los von Juden in diesen Jahren thematisiert worden waere. Die Propagandafilme aus derselben Epoche waehlten andere Themen. Holocaustfilme setzen erst mit Ende des 2. Weltkrieges ein und auch nicht massiv und keineswegs ausschliesslich von Hollywood aus. Vergleiche auch hiermit:
The Holocaust was largely ignored by America media as it was happening[24]. Why that was is illuminated by the anti-Zionist position taken by Arthur Hays Sulzberger, publisher of the New York Times, during World War II.[25] Committed to classical Reform Judaism, which defined Judaism as a religious faith and not as a people, Sulzberger insisted that as an American he saw European Jews as part of a refugee problem, not separate from it. As publisher of the nation’s most influential newspaper New York Times, he permitted only a handful of editorials during the war on the extermination of the Jews. He supported the anti-Zionist American Council for Judaism. Even after it became known that the Nazis had singled out the Jews for destruction, Sulzberger held that all refugees had suffered. He opposed the creation of Israel. In effect, he muted the enormous potential influence of the Times by keeping issues of concern regarding Jews off the editorial page and burying stories about Nazi atrocities against Jews in short items deep inside the paper. In time he grew increasingly out of step with the American Jewish community by his persistent refusal to recognize Jews as a people and despite obvious flaws in his view of American democracy.[26]
While the New York Times was one of the few prestige newspapers owned by Jews, they had a major presence in Hollywood and in network radio. Hollywood films and radio with few exceptions avoided questioning Nazi persecution of Europe’s Jews prior to Pearl Harbor. Jewish studio executives did not want to be accused of advocating Jewish propaganda by making films with overtly antifascist themes. Indeed, they were pressured by such organizations as the Anti-Defamation League and by national Jewish leaders to avoid such themes lest American Jews suffer an anti-Semitic backlash.[27]
Heute haben wir es mit dem Phaenomen zu tun, dass es eigentlich “naheliegend und nur menschlich” waere, wenn amerikanische Juden, auch in Hollywood, Israel unterstuetzen wuerden. Stattdessen beobachten wir, dass gerade die “progressiven Juden” sich in J-Street engagieren. Fuer diese Organisation steht die “progressive Agenda” im Widerspruch zu israelischer Staatspolitik, daher unterstuetzt sie einen anti-israelischen Kurs der US-Regierung.
Vor drei Jahren schrieb ich zum Thema und gerade Manfred verstand sehr gut, was ich meinte. Ich sehe darin ein Symptom, in welchem Umfang in diesen Jahren antisemitische Klischees in den allgemeinen Diskurs eingegangen sind. Ich gehe davon aus, dass keiner der oben verlinkten Blogger selber Antisemit ist. Jeder hat ein Thema gewaehlt und in einer Weise behandelt, das und die er intellektuell vertreten kann. Aber diese Beitraege bereichern und legitimieren daneben einen oeffentlichen Diskurs, der zunehmend antisemitisch wird.
Gefällt mir:
Gefällt mir Wird geladen …
Filed under: Deutschland, Israel, Propaganda, Psychologisches, Uncategorized, USA, weltweit | 15 Comments »