Wahlen sind immer Dienstags


In Israel koennen Wahlen nicht am Shabbat stattfinden, weil das als Entweihung der Shabbatruhe gelten wuerde. Stattdessen werden sie in die Woche verlegt und der Wahltag gilt als nationaler Feiertag. Arbeiten ist nicht verboten, aber der Arbeitgeber bezahlt 200%.

Grundsaetzlich wird an Dienstagen gewaehlt. Die Position in der Mitte der Woche (wir arbeiten ja Sonntag, Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag) erschwert das Brueckenbilden. Der Grund fuer die Wahl des Wochentages ist aber ein anderer. Im Schoepfungsbericht steht beim dritten Tag zweimal כי טוב (ki tov = „dass es gut war“. Am 2. Schopefungstag fehlt כי טוב und bei den anderen Tagen kommt es nur einmal vor. Im demokratischen Israel sind Wahlen wichtig, und die Existenz des Staates und seiner Bevoelkerung hat mehrfach und kann immer wieder von der Qualitaet der Regierung abhaengen. Damit „es gut werde“, waehlen wir also immer an Dienstagen.

Mir gefaellt der biblische Bezug und der implizierte Glaube.

12 Antworten

  1. Liebe Ruth,
    besten Dank für Deine Aufklärung. Ich kannte diese Hintergründe nicht.
    Hoffentlich kommt Ihr klar mit den Wohnproblemen bzw. der Zwischenutzung einer Wohnung.

  2. Witzig, ich dachte sofort: Aha, Paamaiym ci tov. und dachte aber nicht, dass das wirklich der Grund dafuer ist. Auch wusste ich nicht, dass es IMMER der Dienstag ist, War ja mein „erstes Mal“ Waehlen in Israel. gruss in den Sueden.
    Noa

  3. Hallo Urs,
    die Zwischenloesung ist alles andere als schlecht. Uns gefaellt das Haus und das Viertel. Naechste Woche kommt auch wieder das Internet zu uns.
    Jetzt haben wir keinen Zeitdruck mehr und koennen dem Bauunternehmer mehr auf die Finger sehen.

  4. Hallo Noa,
    ja, das ist der wirkliche Grund! Hast Du beim ersten Mal audh „Shchianu“ gesagt? Wie bist Du mit den Ergebnissen zufrieden?

  5. Liebe Ruth,
    es ist gut zu lesen, dass Euch die Zwischenlösung gut bekommt!
    Zum Wahlergebnis sich eine fundierte Meinung zu bilden ist von hier aus noch schwierig.
    Also lese ich mich langsam ein: http://embassies.gov.il/berlin/NewsAndEvents/Kommentare/Pages/Was-jetzt-passiert.aspx
    Alles Gute!!

  6. Liebe Ruth, vielen Dank für die Information zum Dienstag. Wieder etwas dazu gelernt. Es sit tröstlich zu wissen, dass es diesen religiösen Bezug gibt.
    Allerdings habe ich den Eindruck, dass die Säkularisation auch in Israel weiter an Boden gewinnt.
    Eurem Bauunternehmer könnt Ihr wirklich mal ein wenig „Feuer unter’m Hemd machen“. Oder sind Eure Vertragsbedingungen so ungünstig?
    LG Paul

  7. Das musste ich natürlich sofort nachlesen in meiner schönen Bibelübersetzung! ich freue mich immer, wenn ich neue Impulse zu diesen uralten Texten bekomme und ein bisschen nachdenken kann. Ein doppeltes „sah, dass es gut war“, obwohl der biblische Text ja auch an den anderen Tagen mehr als eine „Schöpfungstat“ berichtet und die ja vielleicht auch „gut war“…. nun hab ich was zu denken !
    Und natürlich hoffe ich, dass es gut wird für euch, was ihr da in Israel gewählt habt !
    Gute Wünsche auch für euer Bausprojekt, wie gut, dass eure Zwischenlösung „gut“ ist 🙂

  8. Ich weiss nicht recht, Ruth. ehrlich gesagt, hatte ich nicht links gestimmt, (nur soviel HInweis, bevor ich erwuergt werde) und dennoch denke ich, eine solche Koalition, mit einem Yair Lapid, den ich gar nicht ernst genommen hatte, koennte was Interessantes werden, viellleicht, eventuell, keine Ahnung… jedenfalls mal was Neues, das ist es was ich meine. Wer weiss… vielleicht gar nicht uebel…
    Wir wollten uns ja immer mal zum Cafe treffen, vor zwei Jahren, weisst du noch? wahrscheinlich so unwahrscheinlich wie vor zwei Jahren, weil wir schuften wie die Doofen und aus unserem Beer7/Jerusalem nicht herauskommen in der Woche. 🙂
    Noa

  9. Auch das Schehechejanu hab ich nicht ernst genommen. Hatte so zu mir selbst gesagt: „Hmm… koennte man nicht in diesem Fall auch Shehechejanu sagen?“ und habe das dann als nicht akzeptabel (weil zu profan) verworfen….
    Noa

  10. […] schildert, wieso in Israel an einem Dienstag – mitten in der Woche – gewählt […]

  11. Hallo Noa,
    irgendwann muessen wir unseren Kaffeetreff hinkriegen! Ich sage bei allen moeglichen Gelegenheiten „Shechianu“ – bei meiner ersten Wahl in Israel natuerlich auch. Ich finde nichts zu „profan“ fuer einen kleinen Dank. Nur, bei Uebertretungen wuerde ich natuerlich keinen Segen sagen, etwa beim ersten Diebstahl 😉
    Ich habe auch nicht links gewaehlt.
    Nachdem die Likud-Liste einen solchen Rechtsruck nahm, war klar, dass viele Waehler eine Alternative suchten. Avoda unter Shelly hat den Antagonismus zu Netanyahu sehr deutlich gemacht, kam also nicht in Frage.
    Zippi Livni hat in der Vergangenheit keine gute Figur gemacht und vermittelt immer, dass es ihr vor allem um das eigene Ego geht, kam auch nicht in Frage.
    Kadima hat abgewirtschaftet, dass diese Partei keine Alternative war, war ebenfalls kein Raetsel.
    Also blieb nur Yair Lapid. Ich fuerchte, der Mann ist ein eitler Gockel und hat mehr Selbstbewusstsein als Grund dazu, aber ich hoffe, noch positiv ueberrascht zu werden.

  12. Paul,
    fuer mein Teil habe ich den Eindruck, dass Israel religioeser wird, nicht saekularer. Zum einen durch die demographische Entwicklung. Religioese Familien haben mehr Kinder. Zum anderen findet aber auch eine Rueckbesinnung auf juedische Werte statt.
    Die Haredim oeffnen sich nolens, volens ein bisschen zur Gesamtgesellschaft hin von wegen Lebensunterhalt, Armeedienst usw.
    Die Nationalreligioesen suchen Verbindungen zu den „Shomrei Masoret“ (diejenigen, die versuchen, die Mitzvot zu erfuellen, ohne sich als orthodox zu identifizieren). Saekularen Familien demgegenueber wuenschen eine gruendlichere, juedische Erziehung fuer ihre Kinder.

    Die Schule unserer Kleinen ist ein Beispiel: Die Schule gilt als religioes: Maedchen muessen Roecke tragen, Buben die Kippa und die Kinder haben zusaetzliche religoese Faecher. Gleichzeitig wird grossen Wert auf Disziplin und Leistung gelegt und die Haelfte aller Klassen ist fuer begabte Kinder konzipiert. Das Ergebnis ist, dass die meisten Kinder in den Begabtenklassen aus russischen Familien stammen. (Unsere Kleine lernt inzwischen Russisch, damit sie ihre Freundinnen auch verstehen kann!) Offensichtlich haben die saekluaren Eltern dieser Kinder gar nichts dagegen, wenn durch die Schule nun juedisches Wissen, Werte und Traditionen mehr und mehr Einzug in ihre Familien nimmt.

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