Als ich es letzte Woche endlich mal wieder in die Bibliothek schaffte, sah ich mit Entzuecken dieses Buch neu im Regal. Ich habe es mitgenommen und gleich gelesen.
Die beiden Autoren betonen, dass Innovationen die Grundlage fuer wirtschaftlichen Erfolg darstellen. Sie gehen der Frage nach, warum ausgerechnet in Israel so viele neue Erfindungen gemacht und Unternehmen gegruendet werden. In verschiedenen Ansaetzen versuchen sie Antworten zu finden, wobei sie die Verhaeltnisse in Israel mit denen in anderen Staaten vergleichen.
Ihre Antworten zeichnen ein Bild, wonach die besondere Situation des Staates Israels gewisse nationalen Eigenschaften unter Israelis foerdere. Andere nationale Eigenschaften fuehren sie auf die gemeinsame, juedische Kultur zurueck. Sehr wichtig sei jedoch gerade die Vernetztheit in Israel – jeder kennt fast jeden, im Zweifelsfall gibt es gemeinsame Bekannte. „Cluster“ ist der verwendete Begriff in der Fachliteratur. Die gemeinsame, nationale Zielsetzung „Israel als Heimstaette des juedischen Volkes“ sorgt dafuer, dass es sich nicht um ein oberflaechliches Zusammengeworfensein handelt, wie in den Technologieparks in Dubei, sondern um einen inneren Zusammenhang, der sich gerade auch in der Krise bewaehrt.
Dieses Ergebnis widerspricht deutlich konservativer Kapitalismuskritik:
(…) Zum Beispiel ein neoliberaler entgrenzender und entorteter Kapitalismus nebst den ihn propagierenden und durchsetzenden Eliten, überhaupt jene Schicht international vernetzter Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien. Manche von ihnen agieren vor, die meisten hinter den Kulissen. Nach dem Ort des alljährlichen Weltwirtschaftsforums könnte man sie die „Davos-Kultur“ nennen. Man erkennt sie an ihrem Jargon, wie man die Hallstatt-Kultur an ihren Fibelformen erkennt. Die Davos-Kultur wird durch ein ideologisches Paradigma, in dem menschliche Gruppen nicht mehr vorgesehen sind, als Gruppe, genauer: als Klasse zusammengehalten.
Es fiel dieser Klasse nach 1989 nicht schwer, auch Marxisten zu kooptieren und deren destruktiven Elan für die Zerstörung gewachsener, nicht marktkonformer Strukturen einzuspannen.(…)
Manfred Kleine-Hartlage in der Sezession.
Vielleicht trifft es gar nicht zu, dass die Marktwirtschaft (das Wort Kapitalismus halte ich wegen dessen ideologischen Wurzeln fuer weniger passend) den entwurzelte Mensch brauche, bzw. dass der freie Markt Entwurzelung foerdere?
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