Israel hat im Laufe der Jahre seit dem Osloprozess 1994 viele palaestinensische Gefangene freigelassen. Teilweise als Geste des guten Willens – bemerkenswerterweise muessen Palaestinenser ihren guten Willen Israel gegenueber nie beweisen – teilweise wurden sie durch Geiselnahme freigepresst.
Urspruenglich sollten nur Gefangene freigelassen werden, denen „kein Blut an den Haenden klebte“. Dieses Kriterium musste immer weicher definiert werden: Zunaechst wurde darunter jeder verstanden, der an einem Attentat mit Toten oder Verletzten direkt oder indirekt beteiligt war. Dann wurden nur Attentate mit Toten gezaehlt, dann galt nur noch die direkte Beteiligung. Trotzdem hatte Israel schon vor sechs Jahren Probleme, ausreichend Gefangene zur Freilassung zu finden.
Die Gefangenen, die auf Druck der Obamaregierung als „Geste des guten Willens“ im Rahmen der derzeitigen Gespraeche freigelassen werden, sind demnach samt und sonders hartgesottene Moerder, so auch die 26 Haeftlinge, die jetzt im Oktober freigelassen wurden: (In der Schreibweise der arabischen Namen folge ich dieser Liste (Table 2), wobei ich Einzelheiten der Taten auch anderen Veroeffentlichungen entnehme.)
Mahmoud Ibrahim Nasr (1) und Rafi Farhoud Karajeh (2) haben den 29jaehrigen Reservesoldaten Aharon Avidar erschossen, waehrend er in Al-Bireh Wachdienst leistete.
Mohamed Ahmed al-Sabbag (3) hat als Minderjaehriger drei Palaestinenser, die er der Kollaboration mit Israel verdaechtigte, zu Tode gefoltert.
Hazem Kassem Shbair (4) hat den 67jaehrigen Holocaustuberlebenden Isaac Rotenberg mit der Axt ermordet.
Massalha Awwad Mohammed Yusuf (5) und Amawi Hamed Alabad Halmi lockten den 22jaehrigen Traktorfahrer Yigal Vaknin in den Obstgarten, wo sie ihn mit Messerstichen ermordeten.
Damouni Saad Mohammed Ahmed (6) hat zusammen mit einem weiteren Haeftling, der dieses Mal noch nicht frei kommt, 1990 im Gazastreifen einen israelischen Reservisten, den 46jaehrigen Amnon Pomerantz, in seinem Auto verbrannt.
Mahmoud Youssef Awwad Masalha (7) hat den 59jaehrigen Reuven David in dessen eigenem Lebensmittelladen gefesselt und zu Tode gepruegelt.
Atik Sharif Hassan Abu Dhailah (8) hat seinen Arbeitgeber, Avi Osher, fuer den er seit 15 Jahren taetig war, erstochen.
Die Brueder Mahmoud Mustafa Amar Gnimat (9) und Muhammad Ziad Mahmoud Gnimat (10) haben das Liebespaar Meir Ben-Yair und Michal Cohen ermordet, das in seinem Auto im Wald sass.
Hadar Razek Ali Salah (11) befestigte einen Sprengsatz am Eingang der Basis, wo Guy Friedman als Soldat diente. Er wurde getoetet, zwei weitere Soldaten verletzt.
Nufal al-Afo Musbach Shakir (12) und ein weiterer Terrorist ermordeten den Soldaten Akiva Shaltiel, als er von seiner Basis fuer das Wochenende zu seinen Eltern wollte.
Mahmoud Muayad Salim Hijja (13) und ein weiterer Terrorist schwammen von Akaba in Jordanien nach Eilat, wo Yosef Shirazi das Meeresforschungszentrum der Hebrew University bewachte. Die Moerder knallten ihn aus naechster Naehe nieder.
Najah Mohamed Muqbel (14) und ein weiterer Terrorist erstachen Yaakov Shalom, ihren Arbeitgeber in der Kueche des Restaurants, in dem beide beschaeftigt waren.
Haza’a Haza’a Mahmoud Yosef (15) und Mahmoud Othman Abdallah Beni-Hassan (16) erschossen den Lehrer Yosef Eliyahu in dessen Wagen aus naechster Naehe. Die 19jaehrige Leah Elmakayes, die mit ihm fuhr, wurde erdrosselt. Die Medien schweigen sich darueber aus, aber ich denke mir, dass die junge Frau auch vergewaltigt wurde. Dann warfen sie die Leichen in eine Zisterne in der Naehe.
Kasam Ahmed Said Abdel Aziz (17), Udia Osama Zakariah Abu-Hanana (18) und Suleiman Mahmoud Yousef Turkeman (19) erschossen Moshe Biton, als er einen Laden in der Naehe von Jenin betrat. Sie schossen auch auf seine Frau, die jedoch verletzt ueberlebte.
Gavril Issa Namer Abed al-Raba (20) ermordete das Studentenpaerchen Ron Levy und Revital Seri, Die beiden wanderten im Gebiet von Hevron. Issa fesselte die beiden, stuelpte ihnen Saecke ueber den Kopf und erschoss sie dann im Exekutionsstil.
Halil Muhammad Musbah Ashour (21) und zwei Komplizen schossen den Taxifahrer David Kaspi in den Kopf, waehrend er sie nach Shuafat fuhr. Die Leiche warfen sie aus dem Taxi und liessen sie am Strassenrand liegen.
Masoud Issa Rajeb Amer (22) hat 1993 im Gazastreifen den 30jaehrigen Anwalt, Ian Feinberg, mit dem Beil ermordet. Feinberg war im Gazastreifen, weil er als Friedensaktivist an einem Meeting mit europaeischen NGOs teilnahm. Dabei ging es um Hilfsprojekte fuer die Bevoelkerung im Gazastreifen.
Ahmed Khaled Daoud Azraq (23) ermordete den 71jaehrigen Fischhaendler Shimon Cohen mit einem Sprengsatz im Jerusalemer Mahane Yehuda Markt.
Rahman Abdel Hajj (24) erstach die 41jaehrige Genia Friedmann, als sie mit ihrem Vater und zwei Freunden in Petach Tikva spazierenging. Ihre Begleiter wurden verletzt.
Kaliv Israr Mustafa Samarin (25) und Musa Musa Azat Kar’an (26) entfuehrten und ermordeten den Soldaten Tzvi Klein.
Und wie kommentiert Martin Woker in der NZZ?
Die von den israelischen Behörden um 14 Jahre verzögerte Haftentlassung dieser grauhaarigen Männer löste in Israel heftigen Protest aus.
Der Aelteste der entlassenen Moerder ist 58 Jahre alt, die meisten sind zwischen 40 und 50 Jahre und der Juengste 39 Jahre alt. Greise sind es nicht, die Israel freilaesst, sondern Moerder im besten Mannesalter, wie man unschwer auf den Bilder der Empfangsfeier sehen kann, die Mahmud Abbas, unser „Friedenspartner“, ihnen bereitete.

Aus welchem Grund Herr Woker meint, Israel haette diese Maenner schon vor 14 Jahren entlassen muessen, bleibt sein Geheimnis. Diese Moerder haben ihre Strafen nicht verbuesst, sie wurden vorzeitig freigelassen. Herr Woker scheint davon auszugehen, dass die 15 Jahre, die ein zu lebenslanger Haft verurteilter Verbrecher in Deutschland mindestens in Haft sein muss, die maximale Strafdauer seien.
Und so beendet er seine als Kommentar getarnte Hetze gegen Israel.
Gleichsam als Rufer in der Wüste liess sich in Israel der Kommentator Gideon Levy vernehmen und erinnerte an den Grund für die Gefangenenfreilassung: eine von den amerikanischen Mediatoren eingeleitete Massnahme zum Aufbau von Vertrauen. Auch übelste Terroristen verdienten nach verbüsster Strafe Gnade. Ein Aufruf zum Vergeben? Diese Botschaft ist im Heiligen Land vor knapp 2014 Jahren schon einmal ergangen – auch damals im Schutz der Nacht.
Ueber Gideon Levy habe ich schon genug geschrieben. Diesen von Hass auf Israel zerfressenem Mann als Rufer in der Wueste zu stilisieren, signalisiert, dass die Wueste hier fuer Antisemitismus steht.
Diese Moerder haben keine Reue gezeigt, wie kann ihnen dann vergeben werden? Herr Woker kennt offensichtlich christliche Theologie kaum. Aber wenn Israel ins antisemitische Klischee des rachsuechtigen Judens gepresst werden kann, dann nimmt er das nicht so genau.
Update: Sandra Hoffmann hat auf Audiatur Online eine aehnliche Aufstellung der Moerder und ihrer Verbrechen veroeffentlicht: „Der Mörder, ein Held“ (Hattip Urs Schmidlin)
Gefällt mir:
Gefällt mir Wird geladen...
Filed under: antisemitische Mythen, Hamas, international, Israel, Legales, PA, Propaganda, Religionsphilosophie, Schweiz | Tagged: Freilassung von Moerdern; vertrauensbildene Massnahme. Geste des guten Willens, NZZ Martin Woker | 7 Comments »
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.