unschuldige Opfer, aber nicht der Amerikaner


Amerikanische Armee soll abermals Zivilisten getötet haben titelt die FAZ.

In diesem Fall geht es nicht darum, dass US Soldaten die Freudenschuesse bei einer Hochzeit fuer einen Angriff gehalten haetten. Offensichtlich waren die US-Truppen tatsaechlich von Talibankaempfer angegriffen worden und die Taliban hatten die Hochzeitsgesellschaft als menschlichen Schutzschild missbraucht:

Der Augenzeuge Dschalil erklärte, er habe eine Hochzeitsfeier für seine Nichte veranstaltet, als Taliban-Kämpfer in der Nähe seines Hauses Deckung gesucht hätten. Als amerikanische Kampfflugzeuge später die Hochzeitsgesellschaft angegriffen hätten, seien 37 Menschen ums Leben gekommen.

Ein anderer Augenzeuge berichtete, Taliban-Kämpfer hätten einen Konvoi der amerikanischen Streitkräfte nahe der Ortschaft Rosi Khan beschossen. Später habe es dort am Montag einen Luftangriff auf die Hochzeitsgesellschaft gegeben.

Die Verantwortung fuer den Tod dieser Menschen tragen zum groessten Teil die Taliban. Das sollte niemand vergessen, der von den Amerikaner erwartet, noch mehr zu tun, um unschuldige Opfer zu vermeiden.

Kollateralschaden – verschiedene Armeen im Vergleich


Am vergangenen Donnerstag toeten vermutlich deutsche Soldaten an einer Strassensperren in Afhganistan drei Zivilisten. Auch FdoG hat kommentiert.

Nach bisherigen Erkenntnissen kamen eine Frau und zwei Kinder ums Leben. Zwei weitere Kinder wurden verletzt und werden ärztlich behandelt.“

Nach der Schilderung des Vorgangs verhielten sich die Soldaten korrekt und hielten sich an ihre Schussbefehle.

Aufgrund der ihrer eigenen Angaben kommt die Bundeswehr zu dem Schluss: „Es gibt zurzeit keinen Grund, den deutschen Soldaten einen Vorwurf zu machen.“

Vor zwei Jahren kam es im Irak zu aehnlichen Vorfaellen. GIs toeteten zwei Frauen, deren Fahrzeug an einer klar markierten Kontrollsperre trotz eindeutiger Signale nicht anhielt. Der vielleicht bekannteste Fall war 2003, als 7 irakische Frauen und Kinder bei Najaf mit ihrem Leben dafuer bezahlten, dass ihr Fahrzeug an einer Strassensperre nicht anhielt.

Human Rights Watch hat solchen Vorgaengen im Irak einen Artikel gewidmet:
Iraq: U.S. Checkpoints Continue to Kill

Auch niederlaendische Truppen im Irak haben mindestens einen irakischen Zivilisten getoetet, weil sein Fahrzeug nicht anhielt.

Und auch israelische Soldaten toeteten eine alte Frau, weil ihr Taxi an einem Checkpoint nicht anhielt.

Israel hat die laengste Erfahrung mit solchen Situationen. Seit Ausbruch der sog. 2. Intifada ist es der IDF gelungen, den Anteil der getoeteten Zivilisten drastisch zu reduzieren:

From a 1:1 ratio between killed terrorists and civilians in 2003 to a 1:28 ratio in late 2005. Several IAF mishaps in 2006 lowered the ratio to 1:10, but the current ratio [2007, RB] is at its lowest ever – more than 1:30.

Speziell bei den Kontrollsperren hat die IDF aeltere Reservisten als „Freiwillige fuer Hoffnung“ an den wichtigsten Uebergaengen stationiert.

„Our volunteers leave the safe, warm environment of their homes for a very dangerous but rewarding mission on our borders. They assist our young soldiers with security and provide an understanding, helping hand to the Palestinians. Their job is to make life easier for those who cross the borders. To assist women who are holding babies and children, aid the elderly and sick and provide an open ear to Palestinian professionals who have special problems. These are Israel’s ambassadors to our Palestinian neighbors and they perform brilliantly.“

(…)

I witnessed this IDF program during the summer of 2002. These soldiers with their compassionate and dedicated approach impressed me deeply. As I applied for the program they informed me that the age limit was between 30 and 70. That English and or Arabic were required in addition to Hebrew. And that you must have served in the IDF. The age requirement was perhaps the most important factor. How can a 18 or 19-year-old soldier access medical, financial and family problems? They can’t. How can they identify with a mother carrying a baby for an hour or an unemployed man with few twisted teeth and ripped clothes seeking employment?

Die IDF scheint aber trotzdem keine gute Presse zu haben…

Israelische „Menschenrechtsorganisationen“, darunter Yesh Din findet, dass es keineswegs ausreicht, nur solche Faelle zu untersuchen, wo hinreichender Verdacht auf illegales Verhalten von Seiten der Soldaten besteht.

Instead of investigating every single Palestinian death, a decision was made by the MAG to investigate only the cases in which there was suspicion that civilians were harmed without justification.

Yesh Din scheint davon auszugehen, dass jeder Tod eines pal. Zivilisten bedeutet, dass israelische Soldaten sich illegal verhalten haben.

Figures provided to Yesh Din show that during the years of the second intifada 90% of MPCID investigations ended with the files being closed and without indictments being filed.

Die Zahlen sind anscheinend folgende: Vom Beginn der sog. 2. Intifada bis Ende 2007 wurden 1091 Untersuchungen gegen Sicherheitskraefte eingeleitet. Davon
427 wegen Verdacht auf illegale Gewalt (ohne Schusswaffen)
308 wegen Verdacht auf Eigentumsdelikte
239 wegen Verdacht auf illegale Toetung/Verletzung von Palaestinensern und
117 wegen Verdacht auf illegalen Einsatz von Schusswaffen ohne Toetung/Verletzung, wohl Einschuechterung, Erpressung von Schmiergeldern usw.
Bisher (alle Zahlen Stand Ende 2007) fuehrten diese Untersuchungen zu 118 Gerichtsverfahren, davon 30 wegen Toetung/Verletzung. Von diesen 30 Gerichtsverfahren, endeten bisher 16 mit einem Schuldspruch.

Wenn etwa die Haelfte der Verfahren wegen Toetung/Verletzung mit einem Freispruch endeten, dann wuerde ich das als Hinweis darauf verstehen, dass die Kriterien der Voruntersuchungen, die darueber entscheiden, ob ueberhaupt ein Verfahren eroeffnet wird, ziemlich gut austariert sind.