Mir waere es lieber, ich muesste ueber Nurit Peled-Elhanan nicht in dieser Sparte berichten. Leider laesst sie durch ihre eigenen Aussagen aber keinen Zweifel daran, dass sie zur Gruppe der Alibijuden gehoert. Mildernde Umstaende kann ich tonnenweise fuer sie geltend machen.
Peled-Elhanan war Dozentin fuer Spracherziehung an der Hebrew University. Heute scheint sie nicht mehr dort taetig zu sein. Damit gehoerte sie zu der selbst-ernannten Elite in Israel, die sich in den Jahren nach Oslo an messianischen Friedenshoffnungen besoffen hatte. Ari Shavit schrieb im Dezember 1997 sehr ehrlich ueber dieses Phaenomen (hattip IsraelMatzav):
In the early 90’s, and especially the spring and summer of 1992, the autumn and winter of 1993, and the spring and autumn of 1994, we, the enlightened Israelis, were infected with a messianic craze. Almost without noticing it, our peace movement, which had always been so rational and sober, full of phlegmatic reserve, began to whirl itself into an ecstatic Kabbalistic dervish trance. All of a sudden, we believed that the great global changes underway at the end of the millennium were signaling us that the end of the old Middle East was near. The end of history, the end of wars, the end of the conflict.
Drei Monate, bevor Shavit diese Selbsterkenntnis formulierte, erlebte Peled-Elhanan das Schlimmste, was einer Mutter widerfahren kann. Ihre 14jaehrige Tochter Smadar wurde zusammen mit drei weiteren israelischen Opfern in einem Selbstmordattentat ermordet.
Fuer Nurit brach mit Sicherheit eine Welt zusammen. Ich moechte nie in die Lage kommen, ganz nachfuehlen zu koennen, was bedeutet, ein Kind zu verlieren. Wer kann Nurit veruebeln, dass sie in dieser Situation versuchte, von ihrer Welt zu retten, was irgendwie zu retten war. Gleichzeitig ihre Selbstidentifikation als „Friedensaktivistin“ zu verlieren, schien sie unmoeglich ertragen zu koennen.
Und so musste sie einen Weg finden, der ihr erlaubte, andere als die tatsaechlichen Moerder ihrer Tochter verantwortlich zu machen: Shavit hat auch dazu die Parallele formuliert:
When all is said and done, the truth is that we hate Benjamin Netanyahu so much because the hatred makes life easier for us. Because this hatred responds to our deepest emotional needs. Because hatred of Netanyahu saves us from having to deal with our own internal contradictions and errors. And because hatred of Netanyahu enables us to conveniently forget that before the bubble burst, we had acted like fools. We fooled ourselves with illusions. We were bedazzled into committing a collective act of messianic drunkenness.
Peled-Elhanans Beduerfnis, alles und jede, aber auf keinen Fall die Palaestinenser fuer den Mord an ihrer Tochter schuldig zu sprechen, war vielleicht auch deshalb so ueberwaeltigend, weil sie (wie die gesamte isr. Friedensbewegung zu dieser Zeit) sich fragen musste, inwieweit ihr eigenes Verhalten den Terror ermoeglicht bzw. erleichert hatte. Dr. Sanity hat auf der Basis einer Frageliste der Anonymen Alkoholiker zusammengestellt, was Beihilfe zu Terror beinhalten kann. Peled-Elhanan haette vermutlich sehr viele Punkte ankreuzen muessen. Es ist eine Sache, das duemmliche Mantra, die Terrortoten seien „Opfer fuer den Frieden“ gedankenlos nachzuplappten, wie auch ich es getan habe und eine ganz andere Sache, wenn ploetzlich das eigene Kind auf diese Weise „dem Frieden geopfert“ wird.
Netanyahu konnte fuer Peled-Elhanan als Projektionsflaeche nicht ausreichen, sie brauchte etwas Groesseres und so endete sie damit, den Staat Israel insgesamt zu hassen.
Hier ist eine Kostprobe ihres Ergusses, als im Januar diesen Jahres Hamas die Grenze zwischen Aegypten und dem Gazastreifen gewaltsam oeffnete:
At the gates of Gaza
Nurit Peled-Elhanan 26 January 2008
These words are dedicated to the heroes of Gaza who have proven once
again that no fortified wall can imprison the free spirit of humanity
and no form of violence can subdue life.The appeal to go today to the gates of Gaza at the height of the pogrom
being carried out by the thugs of the Occupation army against the residents of the
Gaza Strip has terrible echoes of another appeal that was sent out into
the air of the impassive world more than a hundred years ago.*(…)
* The poems „City of Slaughter“ and „On Slaughter“ were written by the Jewish poet Haim Nahman Bialik in tribute to the victims of the Kishinev Pogrom in 1903, Russia – trans.
Die „Pogromopfer“ im Gazastreifen hatten vom 1. bis zum 26. Januar mindestens 255 Kassamraketen auf Israel abgefeuert, Moerser nicht mitgerechnet. „Der freie Geist der Menschheit“ ist fuer Peled-Elhanan die Freiheit, Zivilisten zu toeten und dass ein Grenzzaun (bei ihr natuerlich „befestigte Mauer“) keine Raketen verhindern kann, bedeutet einen Sieg des „Lebens“. Meine Assoziation sind sofort die Hexen bei Macbeth: „Fair is foul and foul is fair“.
Mir tut die Frau leid, aber in mein Mitgefuehl mischt sich eine gehoerige Portion Ekel.
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