Pharaohs verhaertetes Herz


Exodus 2. Buch Moses, 10. Kapitel, 1. Vers

Der Herr sprach zu Mose: Geh zum Pharao! Ich habe sein Herz und das Herz seiner Diener verschlossen, damit ich diese Zeichen unter ihnen vollbringen konnte

So kommt mir das Verhalten von Khaled Meshaal vor:

Die zivile Bevoelkerung im Gazastreifen leidet unsaeglich. Hamas verliert in allen Bereichen, heute morgen haben sich anscheinend zum ersten Mal in dieser Aktion massenhaft Hamasterroristen ergeben.

Khaled Meshaal said Hamas would not agree to a ceasefire until the terms had been negotiated

Aber Meshaal will sich auf keinen Waffenstillstand einlassen, solange die Hamas-Forderungen nicht akzeptiert werden, auch auf keine humanitaere Waffenruhe.

Und das sind die Bedingungen der Hamas:

  1. Abzug der israelischen Panzer von der Grenze zum Gazastreifen.
  2. Freilassung aller Gefangenen, die waehrend der Suche nach den drei entfuehrten Jugendlichen verhaftet wurden.
  3. Aufhebung der Blockade und Oeffnung der Grenzuebergaenge fuer Waren und Menschen.
  4. Aufbau eines internationalen See- und Flughafenshafen unter der Aufsicht der UNO.
  5. Ausweitung der Fischereizone auf 10 km von der Kueste.
  6. Internationalisierung des Rafah Grenzuebergangs (mit Aegypten) unter der Kontrolle der UNO und befreundeter arabischer Nationen.
  7.  Internationale Truppen entlang der Grenze.
  8. Israel muss Erleichterungen bei der Einreise fuer Beter in der Al Aksa Moschee gewaehren.
  9. Israel ist es verboten, sich in palaestinsische Politik hinsichtlich der Versoehnung (Fatah-Hamas) einzumischen.
  10. Wiedereinrichtung der Industrieparts and Verbesserungen fuer die wirtschaftliche Entwicklung im Gazastreifen.

Ich brauche wohl nicht im Einzelnen darauf einzugehen, warum ueber diese Forderungen nicht verhandelt werden kann, oder?

Israel bekommt dadurch die Zeit, weitere Tunnel und versteckte Raketenabschussbunker zu finden und zu zerstoeren.

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Kleine Randbemerkungen


werfen manchmal ein starkes Licht.

Andrea Hohendahl berichtet in der NZZ ueber den Sohn eines Hamasgruenders, der jahrelang fuer den israelischen Sicherheitsdienst Shin Bet gearbeitet hat.

Im Schlussatz gibt Herr Hohendahl dann seine Weltsicht (und seine zweifelhafte Grammatik – Wer liefert wen ans Messer?!) preis:

Wie es die Israeli geschafft haben, Yousef gegen seinen eigenen Vater aufzuhetzen und diesen ans Messer zu liefern, bleibt indessen offen.

Dass sich ein Mensch aus eigenem Entschluss gegen islamistische Ideologie und Todeskult, wie sie von der Hamas vertreten werden, wenden koennte, ist fuer Herrn Hohendahl ganz unbegreiflich.

Darueberhinaus verfuegen Israelis (Juden?) in seinem Weltbild ueber unbegreifliche Manipulationsfaehigkeiten: Kinder gegen ihre eigenen Eltern aufzuhetzen ist schliesslich wider die Natur, nicht wahr? Dabei kann Herr Hohendahl nicht einmal ordentlich aus dem Englischen abschreiben. Im Haaretzartikel, auf den er sich bezieht, steht naemlich:

Yousef was also responsible for thwarting Israel’s plan to assassinate his father.

Das Leo Online Woerterbuch bietet folgende Uebersetzungen fuer „thwart“ an:

Verben und Verbzusammensetzungen
i to thwart so. jmdn. ausbremsen [ugs.] | bremste aus, ausgebremst | i
i to thwart sth. etw.Akk. durchkreuzen | durchkreuzte, durchkreuzt | i
i to thwart so. jmdm. entgegenarbeiten | arbeitete entgegen, entgegengearbeitet | i
i to thwart sth. etw.Dat. entgegenwirken | wirkte entgegen, entgegengewirkt | i
i to thwart sth. etw.Akk. hintertreiben | hintertrieb, hintertrieben | i
i to thwart sth. etw.Akk. konterkarieren – bildungssprachlich | konterkarierte, konterkariert | i
i to thwart sth. etw.Akk. vereiteln | vereitelte, vereitelt | i
i to thwart so. jmdm. in die Quere kommen i
i to thwart so. jmdm. einen Strich durch die Rechnung machen i
i to thwart so. sich jmdm. in den Weg stellen i

Yousef hat sich also trotz aller ideologischen Differenzen schuetzend vor seinen Vater gestellt.

Der Haaretzartikel endet mit einem langen Zitat von Mosab Hassan Yousef:

„Hamas cannot make peace with the Israelis. That is against what their God tells them. It is impossible to make peace with infidels, only a cease-fire, and no one knows that better than I. The Hamas leadership is responsible for the killing of Palestinians, not Israelis,“ he said. „Palestinians! They do not hesitate to massacre people in a mosque or to throw people from the 15th or 17th floor of a building, as they did during the coup in Gaza. The Israelis would never do such things. I tell you with certainty that the Israelis care about the Palestinians far more than the Hamas or Fatah leadership does.“


„Hamas kann mit Israel nicht Frieden schliessen. Das widerspricht ihrer Auffassung von Gottes Wille. Mit Unglaeubigen kann nicht Friede geschlossen werden, nur ein Waffenstillstand und niemand weiss das besser als ich. Die Hamasfuehrung treagt die Verantwortung fuer das Toeten von Palaestinensern, nicht Israel“, sagte er. „Palaestinenser! Sie zoegern nicht, Leute in einer Moschee abzuschlachten oder Menchen vom 15. oder 17. Stock einen Hochhauses zu stuerzen, wie sie waehrend des Putsches im Gazastreifen getan haben. Die Israelis wuerden nie Derartiges tun. Ich sage euch mit Gewissheit, den Israelis liegen die Palaestinenser weit mehr am Herzen als der Hamas- oder Fatahfuehrung.“
(Uebersetzung von mir)

Mit solchen Gefuehlen und Einsichten kann man bei der NZZ nichts anfangen, schliesslich identifiziert man sich dort schon lange mit der pal. Sache und auch mit Hamas. Deswegen muss Herr Hohendahl Yousef auch abwerten:

verdeckter Diener des Erzfeindes

Komisch, die bei Haaretz zitierten israelischen Geheimdienstleute vermitteln eher Hochachtung fuer den ehemaligen Partner. Israel als „Erzfeind“ ist Herrn Hohendahl keine Anfuehrungszeichen wert. Das scheint seine persoenliche Sicht zu sein.

P.S. (25/02/10): Ich stelle fest, dass die NZZ Redaktion die beanstandeten Stellen korrigiert hat. Unter Bloggern waere es ueblich, die Aenderung kenntlich zu machen, aber bei Zeitungen handhabt man das anders. Gern wuerde ich mir schmeicheln, dass hier jemand mitliest. Eigentlich ist es noch erfreulicher, dass die ersten Leserkommentare bei der NZZ dieselbe Kritik anbrachten.

NZZ Redaktion und Palaestinenser sind sich einig:


Wenn Israel das Patriarchengrab und das Rachelgrab im Westjordanland auf die Liste des juedischen Kulturerbes setzt, dann kann es sich nur um eine Provokation gegenueber den Palaestinensern handeln.

Natuerlich versucht Haniyeh, daraus politisches Kapital zu schlagen. Schliesslich ist im Westjordanland immer noch Fatah am Ruder und Hamas versucht, die Bevoelkerung auf ihre Seite zu bringen, indem sie sich als der entschiedenere Feind Israels praesentiert. Dass kleinere Terrororganisationen zu einem neuen Terrorkrieg aufrufen, ist ebenfalls klar. Das ist schliesslich ihr Rasion d’etre. Bei der Fatah fuehlt man sich genoetigt, mit der harten Position zu konkurrieren. Bemerkenswert finde ich, dass keiner der vermeintlich (Abbas) oder echten (Fayyad) Moderaten sich in der Lage sieht, der pal. Bevoelkerung klipp und klar zu sagen: „Natuerlich sind das uralte, juedische Staetten. Die Platzierung auf der Liste des israelischen Nationalerbes bringt vor allem Gelder fuer die Instandhaltung. Von den Touristen profitieren wir dann auch.“ Stattdessen haelt Fayyad es fuer noetig, die Hamashaltung zu steigern, indem er Juden auch die Verbindung zur Jerusalemer Altstadt abspricht.

Wer sich das mal ruhig durch den Kopf gegen laesst, sieht vielleicht ein, warum mindestens in dieser Generation allenfalls ein Konflikt auf niedrigem Niveau, aber kein Friede mit den Palaestinensern moeglich ist.

Dass die NZZ mal wieder versucht, den Konflikt zu schueren, indem sie sich palaestinensische Positionen zu eigen macht, kann mich leider nicht mehr ueberraschen.

Und Juerg Bischoff kann anscheinend allen Ernstes schreiben, das Patriarchengrab sei in erster Linie eine Moschee!

Meine Prognose fuer 2010


Ich werde wieder arbeiten. Beschreien moechte ich es nicht, aber uebermorgen treffe ich den CEO der Firma fuer das letzte Gespraech und die letzten Verhandlungen. Viel kann nicht mehr schiefgehen. Von den verschiedenen Firmen, bei denen ich mich beworben habe, hat mir diese am meisten gefallen.

Israel wird einen Schlag gegen das iranische Atomprogramm fuehren, stillschweigend unterstuetzt von den USA.

Dass Netanyahu ohne Gegenleistung einem Siedlungsstopp zugestimmt haben soll, halte ich fuer extrem unwahrscheinlich. Als der Siedlungsstopp von der Knesseth ratifiziert wurde und Benny Begin zustimmte, waren mein Mann und ich uns einig: Die Gegenleistung bezieht sich auf den Iran. Das erklaert auch die Geheimniskraemerei um das besagte Gespraech.

Iran wird nicht direkt zurueckschlagen, weil das Regime weiss, dass Israels Militaeraktion nur dann begrenzt bleibt, wenn kein direkter Schlag erfolgt. Stattdessen wird es versuchen, Syrien, Hisbollah und Hamas auf Israel zu hetzen. Ob und inwieweit Hamas im Gazastreifen zu einem ernsthaften Angriff bereit und faehig ist, wuerde ich mit einem Fragezeichen versehen. Die Erinnerung an die Aktion „Gegossenes Blei“ ist noch einigermassen frisch. Auch Syrien wird den gegenseitigen Verteidigungspakt sicher nicht so eng sehen, wenn Iran selber nicht in den Krieg zieht. Hisbollah auf der anderen Seite hat seit 2006 unter UN Aufsicht fleissig geruestet und fuehlt sich Israel gewachsen. Der Staat, der dadurch besonders bedroht ist, heisst Libanon. Da Hisbollah inzwischen ein Vetorecht in der Regierung besitzt und offiziell ermaechtigt ist, eine eigene Armee zu unterhalten, ist die Trennung zwischen Libanon und Hisbollah obsolet geworden.

Hamas untersucht Kriegsverbrechen


Der Goldstonebericht verlangt von beiden Parteien, dass Vorwuerfe von Kriegsverbrechen untersucht werden. Nur im Fall von Israel aber wird eine unabhaengige, transparente Untersuchung gefordert. Offensichtlich hat Goldstone mehr Zutrauen zum Rechtssystem der Hamas, wie er auch im Interview mit Christiane Amanpour fuer CNN vor einem Monat zum Ausdruck brachte.

Gute zwei Wochen spaeter freut sich die pal. „Menschenrechtsorganisation“ PCHR* darueber, dass Hamas tatsaechlich solche Untersuchungen durchfuehren werde.

Heute lesen wir in Ma’an wieder ein Beispiel, wie sich diese Untersuchungen so anlassen:

Gaza – Ma’an – A military court affiliated with the de facto Hamas government sentenced a man to death on Tuesday for „collaboration with the enemy.“

The convict is known by the nickname “As-Sabi’” (lion in Arabic). He was convicted of collaboration and participation in premeditated murder. The verdict came in accordance with a military ruling passed by the Hamas-run parliament in Gaza in 2008 and is not backed my any formal legal entity.

Ebenfalls Ma’an berichtet, dass auch die EU eine Untersuchung von Hamas‘ Kriegsverbrechen wuenscht – durch die PA.

Das wuerde Abbas mit seiner Fatah sicher machen, das Problem ist nur, dass er im Gazastreifen keine Macht hat. Wo er kann, laesst er aber gern „untersuchen“. Etwa so:

Mitglieder der Hamas werden in den Gefängnissen des Westjordanlands gefoltert. Das ist auch den EU-Vertretern vor Ort bekannt. Doch sie greifen bei der Palästinensischen Autonomiebehörde nicht ein.

*Man beachte die Statistik, die Elder of Ziyon fuehrt.

Victor Kocher identifiziert sich mit Hamas


und bedauert, dass die Resolution zum Goldstonebericht im Unmenschen-Rechtsrat nicht einstimmig angenommen wurde. Die Redaktion sieht das nicht anders und titelt in aehnlicher Enttaeuschung „Bescheidenes Resultat des Goldstone-Berichts“

Im schoensten Orwellisch werden Terrororganisationen als „Bürgerrechtsaktivisten“ bezeichnet. Und „die Palästinenser und ihre Freunde unter arabischen, islamischen, afrikanischen und blockfreien Staaten“ machen eigentlich die „Stosskraft des Menschenrechtsrates“ aus, nur werden sie leider durch die Passivitaet oder gar Ablehnung von einigen westlichen Staaten (der Schweiz kann man das nicht vorwerfen!) gebremst.

Palaestinensischen Graeuelpropaganda wird denn auch als „solide Dokumentation der Übergriffe beider Kriegsparteien im Goldstone-Untersuchungsbericht“ beschrieben. Nett auch der Verweis auf die „arabische Zivilgesellschaft“ und ihr Protest. „Willkommener Vorwand dafür boten die jüngsten Zusammenstösse im Aksa-Bezirk in Jerusalem.“ Als waeren die Unruhen und die Proteste nicht sorgfaeltig organisiert und vorbereitet worden!

Und auch die Zusicherungen eines palästinensischen Bürgerrechtsaktivisten, dass die höchste politische Führung der Hamas ihre Bereitschaft zu einer Untersuchung ihrer Kriegsführung garantiert hat, konnte die vorgeschützten Einwände wegen «Einseitigkeit» des Goldstone-Berichts nicht mildern.

Kocher und die NZZ koennen gar nicht verstehen, wie man den Zusicherungen eines Buergerrechtsaktivsten (= Mitglied einer Terrororganisation s.o.) nicht automatisch Glauben schenkt. Die Hamas hat ihre Kriegsfuehrung uebrigens schon untersucht und zwar unter Druck ihrer Geldgeber in Teheran und Damaskus. Das Resultat dieser Untersuchung ist, dass sich Hamas nun mehr an Hizbollah und Al-Kaida-Methoden anlehnen will – bekanntlich handelt es sich dabei nur um vom voelkerrechtlich gebilligte Methoden voller Ruecksicht auf feindliche Zivilisten. Die aussergerichtliche Exekution von mutmasslichen Verraetern (Fatahanhaengern) entsprach ebenfalls allen Anforderungen der Menschenrechte:

Europa und die 2-Staatenloesung


Europa gibt vor, sowhl als EU wie auch in verschiedenen Mitgliedstaaten, dass sie auf einer 2-Staatenloesung zur Loesung des Nahostkonflikts besteht.

Seit dem Wahlergebnis vom 10. Februar wird faelschlich behauptet, dass die israelische Regierung unter Netanyahu und Lieberman eine solche Loesung ablehne. Ueber die Tatsache, dass die Palaestinenser selbst gespalten sind, so dass derzeit von einer 3-4 Staaten-Loesung (Hamastan, Fatahland, Israel und ev. Jordanien) gesprochen werden muesste, sehen die Europaeer hinweg. Sie meinen, die Spaltung der Palaestinenser ein voruebergehendes Phaenomen ist. Dummerweise signalisieren sie Hamas aber gleichzeitig, dass eine Einigung mit Fatah nicht notwendigerweise der einzige Weg zur Anerkennung und zu finanzieller Unterstuetzung ist.

Darueberhinaus wird kraeftig abgewehrt, dass der saudische „Friedens“-Plan und die PA unter Abbas nicht wirklich 2 Staaten fuer 2 Voelker wollen, sondern dass ihnen 2-3 Staaten (Palaestina, Israel, Jordanien) fuer ein Volk vorschwebt. Deswegen kann Abbas unmoeglich Israel als juedischen Staat anerkennen, deswegen sind Obamas Aenderungswuensche nicht akzeptabel. Der saudische Plan kann nicht darauf verzichten, dass pal. Fluechtlinge auch das Recht haben sollen, Israel zu ueberschwemmen. Deswegen nennen pal. Diplomaten selbst Israel in den Grenzen von 1948 „besetztes Gebiet“.

Fuer Solana ist die sog. 2-Staatenloesung nichts weiter als ein Stock, mit dem auf Israel eingedroschen wird.

Tote Zivilisten im Gazastreifen


Die israelische Armee ist sich ziemlich sicher, dass nur ca. 250 Tote der gerade beendeten Militaeraktion Zivilisten waren. Das ist keine grobe Schaetzung und keine Propaganda.

Die IDF eruiert die Namen der Toten und gleicht sie mit einer umfangreichen Datenbank ab. Bei 700 Namen besteht offensichtlich kein Zweifel an ihrer Zugehoerigkeit zu einer Terrororganisation. Bei 250 anderen Namen besteht offentsichtlich kein Zweifel daran, dass sie zu keiner Terrororganisation gehoerten.

Bei weiteren ca. 200 Toten konnte die Identitaet noch nicht etabliert werden. Allerdings ist schon klar, dass es sich ausschliesslich um junge Maenner handelt. Darueber hinaus unternimmt Hamas Anstrengungen, um die Feststellung der Identitaet zu erschweren. Die Schlussfolgerung, dass es sich wahrscheinlich um Kaempfer der Hamas handelt, liegt auf der Hand.

Bei den Toten scheint bisher nicht danach unterschieden zu werden, wer den Tod verursacht hat. Wir wissen von einigen Fatahleuten, die durch Hamasleute ermordet wurden. Wir koennen mE davon ausgehen, dass zu kurz geschossene Raketen auch im Gazastreifen Opfer forderten, wie vor der Militaeraktion belegt und vermutlich im Fall der Toechter von Dr. Abu Al-Aish.

Demnach waeren 22% aller Getoeteten im Gazastreifen Zivilisten und die Frage, ob Israel fuer ihren Tod verantwortlich ist, wurde noch nicht beruehrt.

David Grossman und die Verblendung


MIt David Grossman habe ich mich nun schon zweimal in diesem Blog auseinandergesetzt. Anhand seiner Rede zu Rabins 11. Todestag habe ich bei ihm Projektion eigener Gedanken und Gefuehle auf die Palaestinenser diagnostiziert.

Zu Beginn der Aktion gegen Hamas insistierte David Grossman, Israel muesse das Muster, seine Gewohnheit, auf jede Provokation militaerisch zu reagieren, durchbrechen. Ich habe nachgewiesen, dass Grossman blind sein muss, um ein solches Muster zu unterstellen, nachdem Israel jahrelang den Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen geduldet hatte. Ausserdem konnte ich an einem Beispiel aus der sog. 2. Intifada belegen, dass israelische Zurueckhaltung kontraproduktiv ist, wenn das Ziel Ruhe und weniger Tote auf beiden Seiten ist.

Meine Diagnose verschaerft sich stufenweise. Blinder Glaube, willentliche Blindheit, Verblendung:

In seinem neuesten Artikel in Ha’aretz schreibt Grossman:

maybe then we will settle accounts with those who, time after time, incite the Israeli public, whipping them into a frenzy of arrogance and a euphoria of power. Those who have taught us over the years to scoff at belief in peace and any hope for change in our relations with the Arabs. Those who have convinced us that the Arabs understand only force, and therefore that is the only language we can use in our dealings with them.

Wer moegen die mysterioesen „die“ sein?

Fuer mein Teil wuerde ich den Terroristen der Hamas und der Tanzim, Al-Aksa-Brigaden, Islamischer Jihad und wie sie sich alle nennen, die Schuld daran geben, dass „Friede“ fuer mich schon fast ein schmutziges Wort geworden ist.

Aber die hat Grossman kaum gemeint. Er duerfte an israelische Politiker denken. Das kleine Problem ist nur, dass die gegenwaertige Regierung unmoeglich als rechts charakterisiert werden kann. Olmert wurde seinerzeit gewaehlt, um den einseitigen Rueckzug aus der Westbank einzuleiten. Barak ist Vorsitzender der Arbeiterpartei und Livni galt als Taube neben Olmert. Wenn sie sich jetzt als Falke gebaerdet hat (Hat sie das? Mir ist das entgangen.), dann um sich gegenueber Netanyahu in den kommenden Wahlen zu profilieren. Selbst Meretz, die Partei am aeusserten linken Rand in der Knesseth, rief nach einer militaerischen Aktion gegen Hamas. Damit ist uebrigens die Frage von Reinhard Meier von damals endgueltig beanwortet: Ja David Grossman steht links von Meretz.

Olmert hat sich geradezu verbatim an Grossmans Anweisung gehalten.

Wenden Sie sich an die Palästinenser, Herr Olmert. Sprechen Sie sie über die Köpfe von Hamas hinweg an. Wenden Sie sich an die Gemäßigten unter ihnen, diejenigen, die Hamas und ihre Politik ebenso ablehnen wie Sie und ich. Wenden Sie sich an das palästinensische Volk.

In den Tagen vor Beginn der militaerischen Aktion wandte er sich ueber die Kopefe der Hamas hinweg an das Volk im Gazastreifen:

Israeli Prime Minister Ehud Olmert on Thursday issued a „last-minute“ appeal to Palestinians in the Gaza Strip to reject their Hamas rulers and stop rocket fire at Israel, warning them he would not hesitate to use force.

(…)

Olmert told Al Arabiya television, an Arab broadcaster widely watched in Gaza: „I didn’t come here to declare war.“

„But Hamas must be stopped — that is the way it is going to be. I will not hesitate to use Israel’s might to strike Hamas and (Islamic) Jihad. How? I will not go into details now,“ Olmert said, according to a statement issued by his office.

Olmert has resisted calls within Israel for a major military operation against Hamas, but rocket and mortar fire from the coastal enclave since a six-month truce brokered by Egypt expired last week has increased pressure on him to act.

Aber das gilt nicht bei Grossman. Denn die Wirkung war eben nicht, wie er meint, dass sie notwendig eintreten muss:

Yet even when the Palestinians act with indiscriminate violence, when they use suicide bombings and Qassam rocket fire, Israel is stronger than them, and it can have a tremendous impact on the level of violence in the conflict as a whole – and hence on calming it down and even bringing it to an end.

Am selben Tag, als Olmert so versuchte, das palaestinensische Volk zu erreichen und den Krieg zu verhindern, machte Hamas sehr deutlich, dass jede israelische Zurueckhaltung als Schwaeche verstanden wird:

Boasting that it had fired dozens of rockets and mortars at Israeli towns in the past few days, the group pointed out that Israel was „hopeless and desperate“ because it doesn’t know what to do to stop the attacks.

„The enemy is in a state of confusion and doesn’t know what to do,“ the leaflet read. „Their fragile cabinet has met in a desperate attempt to stop the rockets while thousands of settlers have found refuge in shelters which, by God’s will, will become their permanent homes.“

Grossman glaubt daran, dass Sprache alternative Realitaeten erschaffen kann.

We must speak to them, and create, within this closed-off, deaf reality, the very possibility for speech. We must create this alternative, so mocked and maligned today, which in the tempest of war has almost no place, no hope, no believers.

Als Schriftsteller erschafft Grossman tatsaechlich alternative Realitaeten und ich wiederhole noch einmal, dass ich ihn als Schriftsteller sehr schaetze. Dass er aber aufgrund seines literatischen Schaffens ernsthaft meint, seine Rezepte koennten Israel den Frieden bringen, wuerde ich unter Selbstueberschaetzung des Kuenstlers verbuchen.

Ich schlage David Grossman ein Experiment vor: Er stellt sich Hamas freiwillig als Geisel zur Verfuegung. Durch Reden wird er sie dann davon ueberzeugen, ihn und Gilad Shalit freizulassen, alle seine Buecher ins Arabische zu uebersetzen und gemeinsam mit Israel einen Lesezirkel zu eroeffnen.

P.S. Diesmal war ich Yaacov Lozowick eine Nasenlaenge voraus. Sein Text zu David Grossman erschien drei Stunden nach meinem. Ich moechte noch darauf hinweisen, dass ich Grossman nicht in der Serie Alibijuden behandle und Lozowick ihn nicht als antisemitic Jew kategorisiert. Entgegen den Unterstellungen von gelegentlichen Kommentatoren wird eben nicht jede andere Meinung in dieser Weise zurueckgewiesen.

Joel analysiert das Waffenstillstandpuzzle


In seinem Blog Guide to the Perplexed (eine Anspielung auf Rambam oder Maimonides) analysiert Joel Pollak die Geruechte um einen Waffenstillstand. Ich uebersetze die Schlussfolgerung:

Hamas ist nicht reif fuer einen Waffenstillstand. Eine Waffenruhe ist immer noch schlechter als die beste Alternative zu einem verhandelten Abkommen – naemlich weiterkaempfen in der Hoffnung, Israel einen drastischen Schaden zuzufuegen, der in einen Propagandasieg verwandelt werden kann. Soweit hat Israel Hamas keine Gelegenheit dazu geboten, vor allem wegen der ausgezeichneten Leistung der IDF und indem es die eigenen Kriegsziele vage hielt, wodurch die Hamas keinen Sieg verbuchen kann, einfach weil Israel gescheitert ist. Davon unabhaengig, moechte Hamas wahrscheinlich den Versuch nicht aufgegen – je mehr Zivilisten in Gefahr gebracht werden, umso besser fuer ihre Propagandazwecke.

Israel ist bereit zu einem Waffenstillstand, kann keinen akzeptiern, der offene Grenzuebergaenge erlaubt, es sei denn, dass ein solches Geschaeft durch eine formelle Anerkennung durch die Hamas und/oder die Freilassung von Gilad Shalit versuesst wird. Es wird weiterkaempfen, solange Hamas kaempft – aber nicht nur aus diesem Grund: Kaempfen ist immer noch besser als eine Verhandlungsloesung, die den Raketenangriffen und dem Waffenschmuggel kein Ende setzt. Wenn dieses grundlegende Ziel nicht erreicht wird, wird Israel seinen Einsatz langsam hochfahren muessen und groessere Risiken eingehen (um einen potentiell hoeheren Gewinn) und darauf abwarten, dass die Politiker die Dinge ins Reine bringen.

Kurz gesagt: Trotz der „prinzipieller“ Zustimmung werden die Kaempfe noch mehrere Tage anhalten, mindestens bis zu Obamas Amtsantritt. Diese Runde der Kaempfe wird in mancher Hinsicht „Diplomatie mit anderen Mitteln“ sein, besonders da sowohl Israel wie auch Hamas zoegern, direkt miteinander zu verhandeln. Hamas wird verzweifelte Mittel einsetzen, um Israel wenigstens irgendeinen Schaden zuzufuegen, sie koennte sogar die eigenen Zivilisten in grossem und bisher unerhoertem Stil angreifen. Israel wird vorsichtig vorgehen und darauf hoffen, hochwertige Hamasziele zu treffen, ohne sich allzu sehr in Gefechten zu verzetteln – aber ohne dass Hamas behaupten kann, Israel habe sich vor einer wirklichen Schlacht gefuerchtet.

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