Alltagsfreuden


Fuer mein Teil bin ich davon ueberzeugt, dass Israel in absehbarer Zukunft einen Schlag gegen den Iran fuehren wird. Die iranische Reaktion wird moeglicherweise die ganze Welt betreffen.

Das hindert mich aber nicht daran, in der Zwischenzeit den Alltag zu geniessen. Am letzten Shabbat sind wir mit den Fahrraedern losgezogen, unser Viertel zu erkunden. Wir entdeckten einen huebschen mit Baenken und zu meiner Freude Tischtennistischen.

Heute morgen, nachdem ich mein taegliches Schwimmprogramm und den Besuch beim Arbeitsamt hinter mir hatte, kam ich an einem Spielwarengeschaeft vorbei und kaufte zwei Tischtennisschlaeger samt Baellen. Leider konnte ich die Maedchen nicht dazu ueberreden, gleich nach dem Mittagessen loszuziehen.

Die Kleine war zu beschaeftigt, Materialien fuer ihre Wahlkampagne vorzubereiten. Sie wurde mit grosser Mehrheit zur Klassensprecherin gewaehlt, so dass sie ins Schuelerparlament einzog. Jetzt moechte sie sich dort zur Vorsitzenden waehlen lassen. Ihre Farbe ist lila. Sie hat ein tolles Schild auf lila Karton gemalt „Lila an die Macht!“, bastelt Ketten und Armbaender aus lila Krepp, die sie an ihre Anhaenger verteilt. Lila Ballons und jede Menge lustiger Aufkleber gehoeren ebenfalls zum Werbematerial. Bermerkenswerterweise hat sie mich nicht um einen Zuschuss zu den Wahlkampfkosten gebeten, sondern haelt sich an ihr Taschengeld.

Als mein Mann nach Hause kam, war er ziemlich ausgehungert (die Kantine seiner Firma ist eher mies). Ich bot mich an, ihm etwas Warmes zu richten. Da sah er die Tischtennisschlaeger. Als er anfang, am Kuechentisch damit zu spielen, kam die Grosse herbei. Ich half den beiden noch, unseren Esstisch freizuraeumen, waehrend mir fast die Zwiebeln anbrannten. Dann stellte ich mich wieder an den Herd und freute mich ueber das Klickklack des Baellchens hinter mir.

Ich habe meine Apfelbaeumchen gepflanzt. Jetzt kann ich nur beten, dass ich erleben darf, wie sie wachsen, bluehen und gedeihen.

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Und weiter mit guten Nachrichten (diesmal privat)


Unsere Kleine macht uns seit einer Weile viel Freude.

Bei ihrer Einschulung war sie nur 5 Jahre und 8 Monate alt und tat sich schwer mit der geforderten Disziplin (israelische Disziplin, bitte gleich ein paar Punkte abziehen), vor allem, was die Hausaufgaben anging. Bei zwei Elternabenden (die hier immer als Einzelsituation, Lehrer mit Eltern plus Schueler, organisiert sind) musste sie erleben, dass ihre Luegen und Ausweichstrategien schonungslos offen gelegt wurden. Das nahm sie ziemlich mit, umso mehr, als sie sich selber keinesfalls als Luegnerin sehen will und bei Zweifeln an ihrer Ehrlichkeit sehr empfindlich ist. Beide Male gab es lange, ernste Gespraeche mit vielen Traenen darueber, dass Verhalten geaendert werden kann.

Dieses Jahr in der 3. Klasse hat sie es geschafft. Ihre Lehrerin ist voller Lob, ihre Noten versprechen ausgezeichnet zu werden (womoeglich ueberrundet sie die grosse Schwester). Und das Wichtigste: Sie hat gelernt, sich selber zu disziplinieren. Dieses Koennen wendet sie nun auch anderweitig an.

Bis ins Fruehjahr herrschte bei uns morgens hektische Stimmung, bis wir endlich aus dem Haus kamen. Meistens lag es an der Kleinen, die gern troedelt. Manchmal zieht sie sich mehrfach um, bis ihr ausgepraegtes modisches Gespuer befriedigt ist. Inzwischen wird der Rest der Familie ungeduldig. Ausserdem bestehe ich daraus, dass sie etwas essen muss, bevor wir das Haus verlassen. Immer wieder war die Rede davon, dass sie frueher aufstehen muesse. Aber beim Wecken bin ich nicht hart genug, wenn ich das kleine Geschoepf friedlich zwischen den Kissen und Plueschtieren schlafen sehe.

Schliesslich erklaerte die Kleine, was sie brauche, sei ein eigener Wecker. Den kaufte ich ihr prompt, und seither herrscht bei uns morgens eitel Sonnenschein in jeder Hinsicht. Sie stellt ihren Wecker selber und steht eigenverantwortlich auf, oft noch vor mir. Auch heute morgen war sie schon angezogen und gekaemmt, als ich noch im Nachthemd um die Ecke bog, um den Maedchen ihr Mittagessen vorzubereiten. Sie bot sich an, allein zum Tante-Emma-Laden um die Ecke zu gehen und Milch zu kaufen. Als dann die Grosse aus dem Bett geworfen werden musste (sie ist eine leidenschaftliche Schlaeferin, aber sehr flink beim Anziehen usw., so dass es keine Rolle spielt), half die Kleine ebenfalls. Sie liess ihre Schwester noch 5 Minuten weiterschlafen und ermahnte sie dann ernst, jetzt muesse sie wirklich aufstehen. Das nahm sich die Grosse auch zu Herzen, was nicht mit Sicherheit funktioniert haette, waere es von mir gekommen.

Und der Fussball. Bisher besassen die Maedchen nur einen Basketball, mit dem vor allem die Grosse und ihre beste Freundin auf dem Sportplatz im Viertel trainieren. Seit Anfang der Woche lag mir die Kleine in den Ohren, einen richtigen Fussball anzuschaffen. Gestern kamen wir endlich dazu und am Abend ging sie in den Hof, um mit ihrem Vater und einem Nachbarsbub tschutten zu ueben. Sie habe Talent, sagte mein Mann nachher anerkennend.

Als er heute morgen sah, dass sie den Fussball in die Schule mitnimmt, stellte er ein paar gezielte Fragen, und Folgendes stellte sich heraus: Der finale UEFA-Match Barcelona-Manchester vor vierzehn Tagen hat das Fussballfieber der Kinder hier sehr in die Hoehe getrieben. Auch die Kleine hat es erwischt. Weil die Buben in ihrer Klasse die Maedchen nur aus Gefaelligkeit, herablassend und nicht immer mitspielen lassen, hat die Kleine beschlossen, eine Maedchenmannschaft zu gruenden. Ergo der Fussball. Heute war das erste Training. Es sei gut verlaufen, berichtet sie.

Neues von der Heimatfront


Dass gestern wieder an die 20 Moerser und Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert wurden, hatte ich gar nicht mitbekommen. Ich habe inzwischen das Arbeits- und Bunkerzimmer in Angriff genommen. Die Grosse soll zu Pessach in ihr eigenes Zimmer einziehen koennen. Das Streichen ist in diesem Fall das Wenigste! Unmengen von Aktenordnern muessen durchgeschaut werden und vieles muss radikal entsorgt werden. Ich hatte bis gestern ein Privatarchiv mit den Programmen von allen Theaterauffuehrungen, die ich seit 1983 gesehen hatte! Das Flugticket, mit dem ich nach Israel eingewandert bin, meine Seminararbeiten von der Uni, zwei Jahrgaenge „Emma“, all das wird jetzt hoffentlich in Kartonagen umgewandelt.

Mein Mann sass abends bis Mitternacht. Ihm faellt es noch schwerer, sich von seinen Studienunterlagen zu trennen, weil er noch im studierten Beruf arbeitet. Aber es muss sein. Im Zeitalter des Internets kann er etwaige Daten schneller ueber den Computer finden als in seinen Vorlesungsnotizen.

Es wird ein huebsches Maedchenzimmer, die Waende zart pflaumenfarben, das Bett weiss und lila (noch nicht bestellt, aber schon ausgesucht), Schreibtisch schwarz und ein schwarzes Regal mit weissen Koerben. Zu der kleinen schwarzen Kommode will ich ihr noch einen huebschen Spiegel kaufen. Den Stoff fuer die Vorgaenge habe ich auch schon gefunden. Duftiges Weiss mit Maedchenfiguren im Comicsstil, lila und schwarz gezeichnet.

eine kleine Hausarbeit


Aus der Schule brachte die Kleine heute ein vorgedrucktes Blatt nach Hause. Man sieht ein Kind vor einem Microphon. Gross darueber steht als Titel: „Was ich sagen wollte“. Darunter sind mehrere linierte Zettel gezeichnet, jeweils in der ersten Zeile wird der Adressat genannt. Das Vorgedruckte gebe ich kursiv wieder, das Folgende ist der Text der Kleinen.

Meiner Familie und den Klassenkamaraden moechte ich sagen, dass man auch mal Angst haben kann. Dafuer muss sich niemand schaemen. Jeder kann einmal Angst haben.

Allen unseren Feinden moechte ich sagen: Gebt es auf, uns zu bekaempfen, ihr habt keine Chance. Gott beschuetzt uns.

Der Welt moechte ich sagen: Hamas ist boese und man kann mit ihr nicht zusammenarbeiten. Juden haben genau dasselbe Recht auf einen eigenen Staat wie andere Voelker auch.

Unserem Regierungschef und dem Verteidigungsminister moechte ich sagen: Acht Jahre lang haben die Einwohner von Sderot gelitten und die Regierung hat nichts unternommen. So kann es nicht weitergehen.

Unseren Soldaten moechte ich sagen: Bitte macht den Einwohnern des Gazastreifen nichts, nur den Hamasleuten. Die Einwohner kaempfen nicht gegen uns, nur Hamas. Mit der Hamas sollt ihr aber kein Mitleid haben.

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