Lila von Rungholt schrieb vorgestern: Ich moechte lieber nicht wissen, wievielen Zuhoerern in Europa Ahmadinejad aus der Seele spricht.
Gestern begann ich eine Momentaufnahme anhand der Berichterstattung in der NZZ ueber Ahmadinejads Rede bei der Eroeffnung der UN Anti-Rassismus-Konferenz in Genf. Dazu wurden bis gestern mittag wurden 46 Kommentare gepostet, unter 41 verschiedenen Namen. Ich gehe mal davon aus, dass jeder Name eine natuerliche Person bedeutet. Die NZZ ist ja nicht gerade eine Boulevardzeitung. Alle 41 Personen schreiben ausgezeichnetes Deutsch und koennen sich gut ausdruecken.
Die meisten der Kommentatoren sind Leute, mit denen ich mich gern mal auf einen Kaffee treffen wuerde, aber nicht alle.
Vermutlich waere Audrey Fischer ueberracht, dass ich sie als Antisemitin einordne. Sie arbeitet an der Basler Universitaet im Departement Physik

Eindeutig antisemitisch ist an ihrem Kommentar, dass sie Israel unterstellt, einen Holocaust an den Palaestinenser zu verueben:
Erstaunlich ist für mich immer wieder, dass die Israeli den Palestinensern das antun, was sie selber auch erlebt haben. Verfolgung, Unterdrückung, Gewalt, Folter.
Wenn die Israelis die Nazis von heute sind, dann hat Ahmadinejad im Prinzip recht, auch wenn seine Rede fuer Frau Fischer „kein Bravourstück“ war. Da seit 60 Jahren weder Krieg noch Friedensverhandlungen, die aber von Fr. Fischer nicht wahrgenommen wurden, zu einer Loesung des pal.-isr. Konflikts gefuehrt haben, koennte man es vermutlich ihrer Meinung nach mal mit dem Ansatz des Irans versuchen. Welche „Uebersetzung“ von Vernichtung sie vorzieht, kann ich nicht beurteilen. Aus der Tatsache, dass Frau Fischer unter ihrem eigenen Namen schreibt und sich nicht bemueht, ihre Opfer-Taeter-Umkehr zu verklausulieren, schliesse ich, dass sie sich ihres Antisemitismus gar nicht bewusst ist.
Ein weiterer Antisemit ist Benjamin Behringer. Leid kann ich nicht klaeren, welcher von zwei Kandidaten der Verfasser ist. Sein einziger Einwand gegen Ahmadinejads Rede ist, dass er nicht deutlich genug sagt, gegen wen es geht:
Wenn er wenigstens klar Regierung adressieren würde, anstelle dem pauschalisierenden „Zionissmus“-Retorik könnte man ihm ja recht geben und er würde sicher mehr erreichen.
Dann koennte Behringer ihm nicht nur Recht geben, sondern auch zur Seite stehen bei seinem Projekt, Israel zu vernichten.
Bei dem Antisemiten Günter Dedié koennte es sich um diesen Lehrer am Karl-von-Closen Gymnasium in Eggenfelden handeln

Auch wenn der Iran sich unbeliebt macht, Fakt ist, daß Israel 1. den Palästinensern das Land raubt (wie die USA den Indianern), 2. eine Mauer baut (wie die DDR), und 3. sich als auserwähltes Volk sieht und sich so benimmt (hier spare ich mir vorsichtshalber den Vergleich).
Aus der Reaktion der USA und Europas ist abzulesen, daß man mit allen Mitteln zu verhindern sucht, daß diese Dinge transparent werden, und vielleicht sogar etwas dagegen getan werden müßte …
Er scheint an die zionistische Verschwoerung zu glauben, die die USA und Europa unter der Fuchtel hat. Eigentlich muesste etwas gegen Israel unternommen werden. Ahmadinejad hat ja Recht. Dass er den Nazivergleich lieber nicht ausschreibt, weist darauf hin, dass Dr. Dedie ein bewusster Antisemit ist.
Joachim Daners ist vermutlich der ehemalige Vizedirektor der Galaxy Development AG. Er sieht das ganz aehnlich wie Dr. Dedie. Ahmadinejad hat Recht, alle die es nicht wahrhaben oder zugeben wollen, sollten zum Zuhoeren verflichtet werden.
Die Konferenz sollte wieder abgehalten werden. Und wieder muss der Iran mit an den Tisch. Ganz egal was die Israelis dazu sagen. Es geht um Menschenrechte, und diese wurden wie man vor kurzem in Gaza sah, mit Füssen getreten. Leider hat die EU und die USA dazu geschwiegen. Eine Schande. Das muss sich ändern und genau dazu braucht es eben diese Konferenzen. Man sollte die Länder verpflichten dabei teilzunehmen.
Auch Daniel Frei tutet in dasselbe Horn. Ahmadinejad hat Recht und die westlichen Laender sollten besser zuhoeren. Der Name ist zu verbreitet, als dass ich den Schreiber identizifieren koennte. Ich tippe eher auf den Kommunikationfritz als auf den Sportjournalisten.
Justine Natell scheint das Pseudonym eines Antisemiten zu sein, das ausschliesslich fuer die NZZ angelegt wurde. Der Name taucht sonst nirgends auf. Angesichts des Stils laesst sich vermuten, dass der Schreiber gute Gruende hat, sich nicht offen zu bekennen.
Schade nur, das alle die feinen Leute (Israel, USA, EU) dem Achmadinedschad überliessen, auf das Verbrechen hinzuweisen. In Gaza hat die beste nahostliche Armee einen Krieg gegen die Kinder geführt, siehe z.B. „GAZA – mit Panzern und Bomben gegen die Kinder“
http://kinder-alarm.blogspot.com/2009/02/gaza-mit-panzer-und-bomben-gegen-die.html
Das geschah mit der Duldung auch von Ban Ki Moon . Die freie Medien haben nicht übers Herz gebracht uns über die Grausmakeit überhaupt zu informieren. Israel sucht sich immer jüngere Feinde aus. Israel ist im Übrigen die einzige Demokratie im Nahen Osten, die Folter zulässt, die andere sind keine Demokratien.
USA garantiert den Folterknechten die Straffreiheit, ein anderes Vorbild der Demokratie. Die deutsche Demokratie ist nicht weniger vorbildlich, sie ist schliesslich „made in USA“, genauer „made in CIA“ siehe Video http://video.google.com/videoplay?docid=7627198159872984011 .
Der von Natell verlinkte Blog „argumentiert“ uebrigens, dass Israel willentlich und bewusst Kinder ermorde (der alte Ritualmordvorwurf), weil die Alterspyramide im Gazastreifen einem 3.-Welt-Land entspricht. Nach der gleichen Logik, ist jede Partei, die in einem 3.-Welt-Land irgendwelche militaerischen Aktionen durchfuehrt, ein sadistischer Kindermoerder, das muesste dann auch fuer die Bundeswehr in Afghanistan gelten.
Auch Kurt Macquat aus Cham ist eindeutig Antisemit.
Undiplomatisch hat ein Staatspräsident hat die Wahrheit im Klartext ausgesprochen. Die vom eigenen Gewissen geplagten Diplomaten haben den Saal verlassen. Keine gute Methode um einen Beitrag an die Verständigungsprobleme dieser Welt zu leisten.
Matthias Schlegel ist kein seltener Name. Vorsichtshalber entferne ich Bild und versuchte Identifizierung. Ich moechte niemanden zu Unrecht beschuldigen. Der Schreiber ist offensichtlich ein virulenter Anti-Zionist, der seine Vorurteile vor unpassenden Fakten zu schuetzen weiss:
Zum Teil absurd die Kommentare hier. Ahmadienjad wird als Despot verunglimpft, dabei wurde er demokratisch gewählt. Von Menschenrechtsverletzungen im Iran weiss man höchtens vom Hören sagen, aber Israel hat noch Anfang Jahr den Gazastreifen in Schutt und Asche gelegt, mit hunderten ziviler Opfer. Palästinenser haben weder in Israel noch in den besetzten Gebieten irgendwelche Rechte. Die humanitäre Situation im Gazastreifen ist katastrophal, die Menschen müssen mit internationaler Hilfe vor dem Hungertod gerettet werden. Israel knechtet ein ganzes Volk und zieht in Israel ein Apartheidsystem auf. Aber hier ist man empört wenn Ahmadinejad die erwartet provokante Rede hält. Man tut, als ob Merz Ahmadinejad persönlich eingeladen hätte, dabei ist das eine UNO Konferrenz. Die Hamas ist die demokratisch gewählte Regierung des Gazastreifens, und das ist die Politik des Westens: Demokratie als allseligmachendes Mittel, aber auch nur dann wenn sie politisch ins Konzept passt.
Max Bernard ist wieder ein klarer Antisemit. Er wohnt im Grossraum Zuerich und hat in einem Schreiben an Micheline Calmy-Rey schon darueber geklagt, dass die Immobilienpreise wegen des Fluglaerms sinken. Er hat es auch mit der Antisemitismuskeule. Sein angeblicher Philosemitismus von vor 30 Jahren ist in Antisemitismus umgekippt und er geniesst es, die Juden als „Herrenvolk“ zu denunzieren. Der Nazivergleich lugt um die Ecke.
Auch Wolfgang Krug halte ich fuer antisemitisch. Eher unauffaellig laesst er die in antisemitischen Kreisen verbreitete Meinung einfliessen, dass Israel sich von den USA finanziell aushalten lasse. Deutlich verraet er seine Geisteshaltung, wo er schwadroniert:
Dass aber Israel mit dem Verständnis gegründet wurde, dass Araber Menschen untergeordneter Bedeutung seien, und auch heute nach diesem Prinzip handelt, ist erwiesen. Die Herren Europäer haben wieder einmal, statt Ahmadinejad zur Rede zu stellen, feige den Saal verlassen. Die israelische Peitsche funktioniert immer noch.
Bei Rolf Kojer bin ich mir nicht im Klaren. Moeglicherweise ist er einfach schlecht informiert. Allerdings kann sein lueckenhaftes Wissen auch auf selektive Wahrnehmung hinweisen, wie bei Mathias Schlegel. Seiner Meinung nach hat Ahmadinejad zwar schwer uebertrieben, aber etwas Recht habe er eben doch in seiner Daemonisierung Israels.
Dann gibt es noch die Leute, die von oben herab auf Israel und den Iran blicken und sich selber fuer etwas Besseres halten. Aequidistanz hat nicht nur den Vorteil, das eigene Ueberlegenheitsgefuehl zu polstern, sondern auch, dass man rein gar nichts wissen muss. Wenn nur ein genuegend grosser Abstand eingenommen wird, sieht man sowieso so gut wie nichts.
Ein Beispiel fuer diese Haltung bietet Dieter Stephan Speidel

Wie Kinder im Kindergarten!
Betrachtet man die Menschheit mal aus einer gewissen Distanz, so stellt man fest, dass sich die Menschen wie Kinder im Kindergarten aufführen, wären da nicht all die Verletzungen und Morde involviert.
Sowohl das Verhalten des Iranischen Präsidenten, wie das der Israeli ist kindisch und das „trötzeln“ wird hoffentlich unter der Führung Obama’s ein Ende nehmen. Die Annerkennung anderer und dies gilt sowohl für Christen, Muslime, Atheisten und auch Juden wäre wirklich an der Zeit. Offenbar beginnt der Rassismus leider immer wieder bei den Religionen. Aus dieser Sicht gesehen bringen die Religionen immer wieder viel, viel Unheil statt Heil in die Welt. Wo ist denn hier der Heiland geblieben? Sogar Christen bekämpfen sich untereinander in der Grabeskirche in Jerusalem. Total kindisch! Dass sich die Schweiz neutral verhält und die Interessen der USA und Iran vertritt wird soga in den Schweizer Medien nicht verstanden! Kläglich!
Dass die Aequidistanz latent gegen Israel gerichtet ist, wird aus dem Schlussatz deutlich. Die Schweiz vertritt die Interessen der USA und des Irans. Um die Interessen Israels schert sie sich nicht. Herr Speidel ist politisch alles andere als uninteressiert, zumindest in der Schweizer Innenpolitik. Seine zur Schau gestellte Oberflaechlichkeit zum Thema Nahost hat moeglicherweise mit selektiver Wahrnehmung zu tun. Leider hat er Recht damit, dass wir uns auf den „Kindergaertner“ Obama gefasst machen muessen!
Adrian Cobbe, Christoph Steffen und Chrysostomos Luethy ueben sich in wohlfeiler Aqeuidistanz, gepaart mit mangelhaftem Wissen, zweifelhafter Logik und latenter Feindseligkeit gegenueber Israel.
Herr Luethy meint, dass die Selbstdefinition Israels als Juedischer Staat ein Beweis fuer institutionellen Rassismus sei. Das ist natuerlich Bloedsinn. Auch die deutsche Staatsbuergerschaft wird u.a. nach ethnischen Gesichtspunkten definiert. Ist Deutschland also ebenso rassistisch wie der Iran und Israel?
Herr Steffen sieht Israel als Gottesstaat und „Ziehkind“ der USA und Europas. Er gibt offen zu, dass er die Existenz des Staates Israels zur Disposition stellen moechte, wenn es dafuer iranisches Oel gibt:
Israel und den Iran verbindet vieles. Beide Gottestaaaten erheben unter Berufung auf die Geschichte auf Vormachtstellungen. Die Atomprogramme beider Staaten sind im Dunkeln. Ebenso ungenau nehmen es auch beide mit den Menschenrechten. Europa und die USA haben das „Problem“ des jüdischen Gottestaates Israel geschaffen. Im Interesse des Friedens tun wir gut daran, auch mässigend auf unser recht aggressives Ziehkind einzuwirken statt nur auf dem vollmundigen Präsidenten des Irans herumzuhacken. Dies umsomehr, weil der Westen mehr vom iranischen Öl abhänigig ist als von der Existenz eines jüdischen Gottesstaates.
Herr Cobbe stellt Ahmadinejad und Israel gleich, also einen Regierungschef und einen Staat. Das passiert ihm nicht nur einmal, sondern zweimal in seinem kurzen Text, hat also etwas zu bedeuten. Wahrscheinlich ist der Iran fuer ihn zu retten, wenn ein „Moderater“ gewaehlt wird, aber Israel ist an sich radikal und blind. Dazu passt, dass er an die Macht der Antisemitismuskeule glaubt.
Lukas Meier macht aus seinem Desinteresse eine Tugend:
Vor der eigenen Tür kehren
Es gibt viele kleine Probleme, über die man in der Politik streiten kann. Der Nahostkonflikt ist ein grosses Problem und so verwundert es nicht, wenn es zum Eklat kommt, sobald ein Beteiligter einmal ausspricht, was er wirklich denkt (und natürlich mit einem guten Schuss Interessenpolitik und Polemik vermischt).
Gegenseitige Beschuldigungen bringen jedoch nichts. Jeder sollte erst vor der eigenen Tür kehren.
Nicht ganz nachzuvollziehen ist fuer mich, warum er ueberhaupt das Beduerfnis hatte, etwas zu schreiben.
Und zum Schluss etwas Statistik. Mit 26 von 41 Personen (63.4%) wuerde ich Kaffee trinken, mit 5 Aequidistanten (12.2%) nur, wenn es unbedingt sein muss, weil ich nicht glaube, dass es Sinn haette, ihnen etwas mehr Information und eine weniger distanzierte Sicht nahezubringen. Zu den 10 Personen (24.4%), die ich fuer Antisemiten halte, wuerde ich mich auf keinen Fall an den Tisch setzen.
Eine Quote von 24 bis 34% Antisemiten in der Schweiz halte ich fuer realistisch.
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Filed under: Israel, Psychologisches, Schweiz | Tagged: Israel Genf Iran Ahamdinejad UN Konferenz, NZZ, Schweiz Antisemitismus | 50 Comments »
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