Warum sinken die Oelpreise?


Waehrend gleichzeitig im russisch-georgischen Krieg die Pipelines von Baku gefaehrdet ist?

Ölpreis auf niedrigstem Stand seit Anfang Mai und hier ganz speziell die letzten Tage mit den Rotterdamer Preisen.

Offensichtlich geht der Markt davon aus, dass weder die Kaempfe noch die zu erwartende Bevormundung von Georgien durch Russland die Liefersicherheit beeintraechtigt.

Update: Urs Schmidlin hat mir zu einer plausiblen Antwort verholfen:

Laut Analysten drückt die Erwartung einer globalen Konjunkturabkühlung den Preis, weil die Investoren davon ausgehen, dass dann auch die Nachfrage nach Öl sinken wird. Diese Einschätzung bestätigten auch die wöchentlichen US-Lagerdaten.

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Artikel in der JPost bestaetigt meine Recherche zum Rohoelhandel


allerdings war ich zwei Monate schneller.

Der Text in der Jerusalem Post nimmt ebenfalls Bezug auf die idiotische Parallele, die Shraga zum Gasabkommen der Schweizer ELG mit der iranischen Regierung samt breitem Laecheln unter Kopftuch von Calmy-Rey, hergestellt hatte:

„Oil is a commodity, like gold,“ he said. „You can buy it from anybody and sell it to everybody. It’s quite possible that Israeli companies are buying oil in Europe which originated in Iran. But it’s not official, it’s on the free market, and I don’t think it’s a political issue.“

The harbor master at Rotterdam Port, T. Selegars, said that both Iranian and Israeli ships came through his port, and that the Iranians were depositing shipments of crude oil there.

„A hundred million tons of oil are transported through the port every year, and ships come through from all over the world,“ he said. „Iranian ships are bringing oil to Rotterdam, and it is theoretically possible that oil is transported from here to Israel.“

After the EnergiaNews piece was first published, in March, an oped article in the UK’s Guardian newspaper termed the alleged Israel-Iran connection the „definition of hypocrisy“ given Israel’s call for heightened economic pressure on Teheran.

The story was also cited by the Swiss newspaper Sonntag after Israel complained that the Swiss foreign minister’s March visit to Iran and subsequent signing of a multi-billion euro contract for natural gas was an „act unfriendly to Israel.“

Die Oellieferung in den Gazastreifen findet heute nicht statt


Schon auf dem Weg zur Arbeit hoerte ich im Radio von schweren Feuergefechten und isr. Verletzten. Das ist meistens das Codewort fuer gefallene Soldaten. Inzwischen hat sich das leider bestaetigt:Two IDF soldiers killed in clashes near Gaza border
3 IDF soldiers killed in Gaza fighting
דיין אמת

Hamas said soldiers, backed by helicopters, killed the four militants during fighting east of Gaza city, a few hundred metres from the Nahal Oz border terminal. The terminal was the site of a terrorist attack last week, in which two Israeli civilian workers were shot dead by Gaza gunmen.

(aus dem ersten Link oben, Ha’aretz)

Heute, Mittwoch, sollten die Oellieferungen in den Gazastreifen wieder aufgenommen werden. Da kurz nach der letzten Lieferung die beiden Angestellten der Oelfirma ermordet wurden, macht es sehr viel Sinn, dass die IDF die Umgebung ueberprueft. Dass sich – nach Hamasangaben! – tatsaechlich vier Terroristen in unmittelbarer Naehe aufhielten, weist darauf hin, dass Hamas nicht besonders viel daran lag, die heutige Oellieferung glatt ueber die Buehne gehen zu lassen. Anscheinend sollte nachgebessert werden, s. Wiederholungszwang.

At around 6 am soldiers manning an IDF observation post identified Palestinian gunmen approaching the security fence near Kibbutz Be’eri.

A force from Givati’s Tzabar Battalion that was called to the scene entered 500 meters deep into Palestinian territory. The soldiers were killed in the ensuing exchanges of fire.

The Palestinians managed to flee to a nearby vantage point, from which they opened fire at the soldiers. Two of the soldiers hit died of their wounds a short time later, and another was pronounced dead some two hours later at Beersheba’s Soroka Medical Center.

(aus dem 2. Link oben, Y-net)

Nicht weit davon bei Kibbutz Be’eri sah eine andere Gruppe von Soldaten, wie Terroristen sich der Grenzbarriere naeherten. Das war jedoch offensichtlich eine Falle, wie auch Ma’an berichtet.

Die Schlussfolgerung, dass Hamas tatsaechlich nichts weniger wuenscht als die Wiederaufnahme der israelischen Oellieferungen, draengt sich auf, zumindest all denen, die sich nicht dem Antizionismus verpflichtet fuehlen.

Die Feiertagsstimmung wird wohl bald verflogen sein…

crossposted bei Freunden der Offenen Gesellschaft

P.S. Als flankierende Massnahme sorgt Hamas anscheinend dafuer, dass israelische Oellieferungen nicht angenommen werden.

ein bisschen Hintergrund zum Rohoelhandel


ist vielleicht angebracht: Rohoel ist eine Commodity. Ich habe ein paar Jahre Erfahrung im Bereich Leichtmetalle, die ebenfalls an der Rohstoffboerse gehandelt werden. Die wichtigsten Boersen fuer Rohoel sind der New York Mercantile Exchange (NYMEX) und der International Petroleum Exchange (IPE) in London. Rohstoffe werden auf dem Papier gehandelt und zwar als „Futures“, wobei der Lieferort der Ware in bestimmten Lagern an bestimmten Standorten definiert ist. Rotterdam ist einer von den vier wichtigsten Haefen weltweit, die als Standorte fuer Rohoelpreise an den Boersen dienen:

IFO380 IFO180 MDO MGO
Singapore 503.50 Firming +1.50 519.50 Softening -0.50 963.50 Firming +4.00 974.50 Firming +2.50
Houston 475.50 Firming +0.50 513.50 Firming +4.50 980.50 Firming +5.50
Rotterdam 475.00 Firming +3.00 501.00 Softening -0.50 885.50 Firming +8.50 953.50 Firming +16.00
Fujairah 507.00 Firming +2.50 519.50 Softening -0.50 962.50 Firming +2.50 956.00 Firming +7.50

Beim Handel duerfte die Herkunft des Rohoels angegeben werden. Erst wenn das Geschaeft konkret wird, muss die genaue Spezifikation offengelegt werden, da sich auch Oele aus derselben geographischen Lage voneinander unterscheiden und beim Raffinieren wichtig ist, von welchen Bestandteile das Oel gereinigt werden muss. Nicht jede Raffinerie kann jedes Oel verarbeiten. Iranisches Oel wird vor allem in Rotterdam gehandelt. Das ist gleichzeitig der logistisch beste Handelsplatz fuer Israel. Daher ist es alles andere als ausgeschlossen, dass iranisches Rohoel auch von Israel gekauft wird. Der Verkaeufer ist dabei nicht Iran, sondern ein internationales Handelshaus. Der Iran hat keine Moeglichkeit zu kontrollieren, an welchen Endverbraucher das Oel geht. Dagegen duerfte der Kaeufer ueber die Spezifikation und Handelspapiere verfolgen koennen, woher das Oel kommt.

Ein solches Geschaeft verstoesst gegen kein Gesetz. Das israelische Recht verbietet direkte Geschaefte mit dem Iran, nicht Geschaefte mit internationalen Partnern, deren Gegenstand iranisches Rohoel ist. Ein israelischer Boykott von Rohoel iranischer Provinienz wuerde auch wenig Sinn machen. Rohoel ist fast genauso fungibel (ersetzbar) wie Kapital.

Die UN Sanktionen beruehren das Oelgeschaeft ebenfalls nicht. Die Gleichsetzung mit dem Schweizer Gasgeschaeft ist verlogen und heuchlerisch. Dort handelte es sich um einen direkten Deal, zu dessen Abschluss die Schweizer Aussenministerin in den Iran gereist ist und wofuer massive Infrastrukturinvestitionen im Iran noetig sind.

Zwischen den USA und Israel existiert ein Memorandum of Understanding, in dessen Annex spezifiziert ist, dass Israel sich wie jeder andere auch auf dem Weltmarkt mit Oel versorgen solle. Nur im Fall, dass das nicht moeglich sein sollte, ist die USA bereit einzuspringen.

Zum Vergleich: Hier ist ein Bericht in der New York Times ueber ein Oelgeschaeft, das Israel 1989 direkt mit dem Iran abgeschlossen hatte.

In diesem Zusammenhang duerfte auch von Interesse sein, dass der Iran am 17. Februar dieses Jahres seine eigene Oelboerse eroeffnen wollte.

Alibijuden: Shraga Elam (mit Update)


Ich habe mich entschlossen, eine neue Serie aufzumachen, in der ich mir verschiedene juedische Kronzeugen von Israel- und Judenhassern etwas genauer anschaue.

Seit ich Kenneth Levin „The Oslo Syndrome“ gelesen habe, gehe ich davon aus, dass die letzte Ursache fuer ein Verhalten, das mal juedischer Antisemitismus, mal juedischer Selbsthass genannt wird, in dem psychologischen Druck liegt, der auf Mitgliedern einer ueber Jahrhunderte hinweg diffamierten und verfolgten Gruppe lastet. Ich empfehle Levin ausdruecklich zur Lektuere. Ich beginne mit dieser Bemerkung, um klar zu machen, dass Alibijuden, wie ich sie in dieser Reihe behandeln will, Anspruch auf „mildernde Umstaende“ haben, auch wenn ich ihre Texte und Haltungen verurteile.

Ueber Shraga Elamist ist bekannt, dass er 1947 in Haifa geboren wurde (also vor Gruendung des Staates Israel). Seit 1979 lebt er in der Schweiz, er hat Israel demnach als 32jaehriger verlassen. Er arbeitet als „Journalist“ (keine geschuetzte Berufsbezeichung) und hat sich auf juedische und israelische Themen spezialisiert.

Dabei buerstet er seine Themen gegen den Strich, wozu auch mal gehoert, sich beim Holocaustleugner David Irving anzubiedern. Das Palaestinaportal hat soviel Gefallen an einem Text von Shraga Elam gefunden, dass es diesen unter Missachtung des Copyrights und trotz Beschwerde des Autors auf seine Seite kopiert hat*. Auch auf der SteinbergRecherche, einer marxistischen Seite, die u.a. mit Verschwoerungstheorien zum 11. September hausiert, ist Elam ein geschaetzter Autor. Damit duerfte Elams Eignung als Alibijude belegt sein.

Mit seinen Prognosen zu Israel liegt Elam in der Regel ebenso daneben wie Uzi Mahnaimi. So hat er am 25. Februar eine massive Bombardierung des Gazastreifens vorhergesagt, die sich knapp 6 Wochen spaeter noch nicht materialisiert hat.

Sein neuester Scoop ist die Nachricht, dass Israel selbst iranisches Oel kaufe, zwar nicht direkt vom Iran, sondern ueber Europa. Als Quelle gibt er EnergiaNews an. Auf deren Seite kann ich aber mit den Stichworten „נפט“ (Oel), „איראן“ (Iran) oder „פרס“ (Persien) gar nichts finden. Auch mit dem von Elam genannten Autor „משה שלב“ (Moshe Shalev) finde ich nichts, was als Quelle in Frage kaeme. Auch eine Suche auf English mit „Moshe Shalev, oil, Iran, Israel) fuehrt ins Nichts. Update: Wenn ich besser gesucht haette, (im besonderen den Namen Shalev richtig geschrieben haette), waere ich fuendig geworden:

Ich schliesse daraus, dass die Nachricht, ueber die Europas Antisemiten sich gerade die Haende reiben, einfach erfunden wurde… Fuer die Unterstellung, Elam habe seine Quelle erfunden, moechte ich mich entschuldigen.

Wenn man den Text selber genauer liest, erschliesst sich ebenfalls:

Der Sprecher der Oil Refineries Ltd., Moshe Debby, dementiert jedoch, dass seine Gesellschaft iranisches Öl importiere oder verarbeite. Seine Aussage steht aber im Widerspruch zu Artikeln vom Oktober 2006 in israelischen Zeitungen. Damals gab es eine Ausnahme in der Zensurpolitik, und es war zum Beispiel in der «Ha’aretz» zu lesen, dass die israelische Gesellschaft Paz iranisches Erdöl importieren wolle, welches in Israel raffiniert, zum Teil an die palästinensischen Behörden geliefert und auch auf dem israelischen Markt verkauft werde.

Hier steht also Behauptung gegen Behauptung (wobei die Oil Refinieries weniger frei luegen koennen als Journalisten, weil sie an der Boerse gehandelt werden und daher einer gewissen Aufsicht unterworfen sind). Als „Beweis“ fuer seine Behauptung kann Elam nichts anfuehren als dass vor anderthalb Jahren mal in Ha’aretz davn berichtet wurde, Paz denke darueber nach, iranisches Erdoel zu importieren. Von Ueberlegungen zu konkreten Plaenen bis gar zur Umsetzung ist ein weiter Weg, wie jeder bestaetigen kann, der schon mal abnehmen wollte…

P.S. Gerade habe ich den entsprechenden Ha’aretzartikel gefunden. Bei den Ueberlegungen von Paz ging es um Oel fuer die PA, das aus dem Iran geliefert werden koennte. Elams Luegen werden immer durchsichtiger. Auch hier war meine Formulierung zu scharf, da im Artikel auf Hebraeisch die Rede davon war, dass diese Oel auch in Israel vermarktet werden koennte, ist „Verzerrung“ oder „Uebertreibung“ angemessener.

Des weiteren sagt Herr Elam, dass er sich nicht auf dem Bild oben links wiedererkenne. Ich korrigiere das, in dem ich ein anderes Bild einstelle, das hoffentlich passt:

Was „Palaestinaportal“ angeht, so nehme ich gern zur Kenntnis, dass Herr Elam und Herr Arendt sich bestens verstehen (ich habe nichts anderes erwartet), allerdings hat Herr Arendt nicht das Copyright auf „Palaestinaportal“. Wer dem Link oben folgt, wird feststellen, dass er auf einem anderen Palaestinaportal landet, das unter dem Artikel ein e-mail von Herr Elam* veroeffentlicht, indem er Entfernung des Texts fordert.

* Die Seite wurde inzwischen von deren Betreiber veraendert, die entsprechende Korrespondenz geloescht.
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