Antiisraelische Propaganda im ARD Weltspiegel


Eine Leserin hat mich auf diesen Bericht aufmerksam gemacht: Rückschau: Israel – Archäologen als orthodoxe Siedler

Der Titel ist natuerlich Bloedsinn: Weder hat die Israelische Behoerde fuer Altertuemer (Israel Antiquities Authority, abgekuerzt IAA) eine Richtlinie herausgegeben, wonach alle Archaeologen ab sofort streng orthodox leben und in Siedlungen umziehen muessen. Noch haben orthodoxe Siedler die Behoerde uebernommen. Bekanntlich ist die Redaktion und nicht der Journalist fuer die Ueberschrift zustaendig. Also lassen wir das mal beseite.

Im Text selber wird das Pathos auch gleich revidiert. Von orthodoxen Siedlern ist nicht mehr die Rede, sondern von „Archäologen und jüdische Traditionalisten“. Was kann man sich wohl unter einem juedischen Traditionalisten vorstellen? Womoeglich jemandem, den das juedische Erbe nicht kalt laesst und der es gern pflegen und an kuenftige Generationen weitergeben wuerde?

Dann behauptet Richard Schneider:

Aber sie graben nicht nur, sie vertreiben auch palästinensische Einwohner, um selbst das Viertel zu besiedeln.

Auch das trifft so nicht zu. Die Archaeologen graben, und die juedischen Traditionalisten moechten das Viertel selber gern bewohnen. Wie der Bericht selber ausfuehrt, koennen sie die arabischen Bewohner aber gar nicht vertreiben. Ihre einzige Chance ist, die Haeuser und Grundstuecke kaeuflich zu erwerben. Wenn das „Vertreibung“ darstellt, dann ist jeder Immobilienmakler ein Komplize bei Vertreibungen.

Was Herr Schneider nicht erwaehnt: Die PA hat die Todesstrafe ueber jeden Araber verhaengt, der Land oder Haeuser and Juden verkauft. Im April dieses Jahres wurde ein solches Todesurteil ausgesprochen, die Richter beziehen sich dabei auf „Gesetze“ seit 1953, 1958 und 1979. Gaengige Praxis ist, die Verdaechtigen oder Verurteilten nicht offiziell hinzurichten. Stattdessen werden sie von Sicherheitsleuten inkognito entfuehrt und gelyncht.

Vor diesem Hintergrund muessen die juedischen Traditionalisten in Silvan Preise weit ueber dem Marktwert anbieten, damit ueberhaupt jemand bereit ist, das Risiko auf sich zu nehmen.

Herr Schneider fasst das laecherlicherweise so zusammen:

Mit anderen Worten: Man nimmt das Recht in die eigenen Hände, der Staat schaut zu, mehr noch: er lässt es zu.

Silvan war uebrigens keineswegs immer ein arabisches Wohnviertel. Die heutige Niederlassung umfasst auch ein Dorf, wo seit 1884 jemenitische Juden gelebt hatten, die vor Verfolgen im Jemen geflohen waren. Sie wurden waehrend der arabischen Revolte 1936-1939 vertrieben, ganz ohne „lukrative Angebote in Millionenhoehe“.

Der Verein ELAD (eine gemeinnuetzige, regierungsunabhaengige Organisation) soll die „ultrarechte Siedlerorganisation“, die „juedischen Traditionalisten“ oder „orthodoxen Siedler“ darstellen. Wie so haeufig in Deutschland gehen die Begriffe voellig durcheinander. Man kann orthodox sein und am aeusseren linken Rand stehen (Beispiel David Landau), man kann Siedler und liberal sein (Beispiel Don Radlauer) und man kann politisch rechts stehen und weder orthodox noch Siedler sein (Beispiel Moshe Ya’alon).

Um die Ziele von ELAD zu teilen, muessen Israelis im uebrigen weder orthodox, noch religioes, noch rechts, noch Siedler sein: Das ist Konsensus:

68 percent declared their support for a united Jerusalem under Israeli rule.

Ueber diese merkwuerdige Verschiebung der Masstaebe, wonach aus europaeischer Sicht grundsaetzlich die ueberwaeltigende Mehrheit der Israelis rechts bis rechtsextrem sein muessten, habe ich schon einmal geschrieben.

Ich nehme an, Richard Schneider hat sich vor allem von diesem Artikel in Ha’aretz von Akiva Eldar leiten lassen. Eldar ist einer der drei Journalisten, die beim Lynchtest durchgefallen sind. Er war nicht einmal bereit, die Palaestinenser kritisieren, als zwei israelische Reservisten, die sich verfahren hatten, in Ramalla brutal ermordet wurden. Und er ist stolz darauf!

Aber selbst Akiva Eldar traut sich nicht die Vorwuerfe gegen ELAD als Tatsachen zu berichten, sondern macht deutlich, dass es sich um die Einschatzung einer anderen NGO handelt, Ir Amim.

Ir Amim behauptet zwar fuer den Status Quo in Jerusalem einzutreten. Das wird jedoch Luegen gestraft, indem nirgends auch nur ein Wort ueber die Zerstoerungen auf dem Tempelberg verloren wird.

Seit Jahren setzen die arabischen Behoerden auf dem Tempelberg schweres Baugeraet ein und vernichten unwiderbringlich archaelogisches Terrain von Weltbedeutung. Israelischen Archaelogen sind die Haende gebunden. Sie durchsuchen den Schutt, um wenigstens ein bisschen etwas zu retten. ELAD verweist auf ihrer Webseite sachlich und ohne Hetze auf diese Arbeiten. Bei Ir Amim dagegen kein einziges Wort. Offensichtlich geht es nicht um den Status Quo und ein stabiles Jerusalem, sondern um Unterstuetzung fuer die palaestinensischen Ansprueche auf Jerusalem.

Ich halte es fuer sehr unwahrscheinlich, dass ELAD Einfluss auf die Grabungen nehmen kann. Richtig ist, dass die Organisation den Nationalpark „City of David“ verwaltet. Anscheinend gibt es Leute, die damit unzufrieden sind und das Gefuehl haben, dass die Darstellung wissenschaftlich nicht einwandfrei ist. Das kann ich nicht beurteilen, weil ich sie selbst noch nicht besucht habe. Die Davidsstadt ist keineswegs der einzige Nationalpark, der von einer nicht-staatlichen Organisation bewirtschaftet wird. Persoenlich kenne ich den Nationalpark von Ashkelon. Dort kann ich eine politische Agenda nicht feststellen, wohl aber eine staerkere Betonung des Kommerziellen als in den von staatlicher Hand verwalteten Nationalparks. Das ist natuerlich der Sinn der Sache, der Staat spart Geld, indem er Parks verpachtet. Je nach Standort koennen Paechter die Kosten decken und sogar Gewinn machen.

Wie kritiklos Herr Schneider palaestinensische Propaganda widergibt, zeigt sich auch an dieser Perle:

Er ist einer, der nicht bereit ist, wegzugehen. Sameer Shabani. Er wohnt direkt neben dem Eingang zur Davidstadt und muss sich seinen Weg durch die Touristenmassen bahnen.
Nicht einmal in seinem kleinen Garten findet er ein Stückchen Abgeschiedenheit.

Wenn der Mann nur ein Fuenkchen Verstand hat, dann eroeffnet er sofort einen Andenkenkiosk auf seinem Grundstueck und verdient sich an den Touristenmassen eine goldene Nase! Dann kann er sich locker irgendwo eine abgeschiedene, friedliche Villa leisten. Meine Guete, anderswo leckt man sich die Finger nach Devisen bringenden Touristen, aber wenn Israel den Tourismus ankurbelt, dann ist das natuerlich nur Schikane.

Ich brauche hoffentlich nicht noch einmal zu betonen, dass es ausgeschlossen ist, dass der Staat Israel Haeuser widerrechtlich abreissen laesst. Das ist pure Luege. Ebenso die Szene, wo der Mann noch Kleider finden will, die man nicht habe aus dem Haus holen koennen. Solche Abrisse finden angekuendigt statt. Wenn die Familie etwas im Haus laesst, dann tut sie das in vollem Wissen und mit voller Absicht. Haeufig werden nachtraeglich Spielsachen etc. am Abrissort angebracht. Das macht sich gut bei Aufnahmen, die Fotografen sind in der Regel Mitwisser, ihnen geht es halt auch um fotogene Aufnahmen…

Und dem ARD geht es um den schoenen Schlussatz:

Die Juden sind Kriminelle. Aber was können wir schon tun. Nichts….

Da kann man sich als Deutscher doch so schoen wiederfinden: hilflos gegenueber den kriminellen Juden!