Noch letzte Woche wurde in den israelischen Medien einhellig berichtet: Hamas habe derzeit kein Interesse an einer Eskalation, ansonsten war das Thema die schwierige Koalitionsbildung.
Hamas beweist uns in den letzten Tagen das Gegenteil. Die letzte Militaeraktion – auch damals von Hamas ausgeloest – war im Sommer 2014. Schon damals kam ich zur Ueberzeugung, dass Hamas es darauf abgesehen hat, im Judaea und Samaria (Westjordanland) die Macht zu uebernehmen. Mit dieser Einschaetzung stand ich nicht allein da.
Das Ziel ist nach wie vor, dass Hamas im Westjordanland die Macht uebernimmt. Das ist keineswegs das Endziel, sondern nur eine Etappe auf dem Weg zur Vernichtung Israels. Dabei lehnt sie sich an die Schutzmaechte Iran und Tuerkei. Abbas hat am 29. April die fuer Mai/Juni vorgesehenen palaestinensichen Wahlen „verschoben“. Ich habe nie daran geglaubt, dass er sie durchfuehren lassen wuerde. Schliesslich war absehbar, dass er dabei seine Machtbasis verlieren wuerde. Also wird der „Wahlkampf“ mit Gewalt gegen Juden gefuehrt. Wer mehr tote und verletzte Juden vorweisen kann, hat gewonnen.
Gleichzeitig ist Ramadan, der „heilige Monat“, in dem Terror traditionell ansteigt. Dieses Jahr spielen die sozialen Medien dabei eine unruehmliche Rolle.
Vor allem aber ist statt Trump Joe Biden ins Weisse Haus eingezogen und hat noch im Wahlkampf klar zu verstehen gegeben, dass er die Obamapolitik fortsetzen will. Dazu kann ich den Artikel „The Realignment“ von Michael Doran und Tony Badran in Tablet waermstens empfehlen. Es wuerde mich nicht wundern, wenn bei den indirekten Gespraechen in Wien schon mit Augenzwinkern angedeutet wurde, dass Israel ebenso wie Saudiarabien kein soooooo enger Verbuendeter ist.
Dass Israel derzeit wieder nur eine Uebergangsregierung hat und sich die Regierungsbildung sehr schwierig gestaltet, signalisiert ebenfalls Schwaeche.
Es gibt auch ausreichend Anhaenger des „רק לא ביבי“ (nur nicht Bibi) Lagers, die unterstellen, dass Netanyahu selber das Feuer schuert, um laenger an der Macht zu bleiben. Ich kann bestaetigen, dass der noch-Regierungschef versucht, von dieser Krise zu profitieren – er ist Politker und begabter als die meisten anderen. Ich will auch nicht ausschliessen, dass die Polizei unter seinem Kandidaten Shabtai in Jerusalem ungeschickt vorgegangen sein mag, und dass die extreme Rechte – von Netanyahu hofiert – sich einiges an Provokationen herausgenommen hat. Aber das sind alles Vorwaende. Aehnlich, wie damals Sharons Besuch auf dem Tempelberg. Arafat hatte die 2. Intifada laengst geplant. Sharon lieferte ihm einen plausibeln Vorwand, aber ein anderer Vorwand haette sich auch finden lassen.
Hamas hat gelernt, dass das Raketenabwehrsystem „Eisenkuppel“ ueberfodert werden kann, indem einfach sehr viele Raketen gleichzeitig auf dasselbe Ziel abgeschossen werden. So kommt es zu Einschlaegen mit Opfern in Ashkelon gestern, Rishon LeZion und Lod heute nacht. Natuerlich gab es weitere Einschlaege, aber wenn keine Menschen zu Schaden kommen, wird in den Medien kaum berichtet. Ich kann bestaetigen, dass heute Nacht auch in Beer Sheva mindestens eine Rakete durchkam. Der Einschlag war aus unserem Schutzraum deutlich zu hoeren.
Der massive Beschuss hat eindeutig den Zweck, Zivilisten zu toeten. Dabei ist es Hamas egal, wer die Opfer sind. Eine der getoeteten Frauen in Ashekon war indische Staatsbuergerin, Vater und Tochter in Lod waren muslimisch-arabische Buerger Israels. Hamas weiss genau, dass tote Zivilisten fuer Israel eine rote Linie sind. Sie will also die weitere Eskalation, vermutlich samt Einmarsch von Bodentruppen in den Gazastreifen. Einen solchen Kampf kann sie nicht gewinnen, aber darum geht es nicht. Israel sieht keine Alternative zur Hamasherrschaft im Gazastreifen. Selber will Israel dort nicht wieder die Macht ausueben, Aegypten wehrt sich mit Haenden und Fuessen dagegen und hat auch im Sinai schon weitgehend die Kontrolle verloren. Die berechtigte Befuerchtung ist, dass es nach Hamas noch schlimemr kommen koennte. Daher hat Israel bisher immer nur einen Preis von Hamas gefordert: Zerstoerung von Terror-Infrastruktur (Tunnel), Waffenfabriken, Abschussrampen und maximal die gezielte Toerung von Hamasfuehrern. „Rasenmaehen“ wird diese Strategie genannt, nur waechst der Rasen immer kraeftiger nach, wie Israel auch schon mit Hisbollah im Libanon erlebt hat.
Das neue und verstoerende Element der gegenwaertigen Runde ist, dass sich unter den arabischen Staatsbuergen offensichtlich eine ausreichende Menge von Hamasanhaengern findet, so dass ein Buergerkrieg als reale Gefahr erscheint. Und das, nachdem von juedischer Seite aus gerade mit grosser Hoffnung eine normalere Beziehung zwischen den beiden Bevoelkerungsgruppen gesehen wurde. Beide moeglichen Koalitionen nach der letzten Wahl muessen/wollten mit einer arabischen Partei zusammenarbeiten.
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