Mal wieder ein Ruehrstueck in der NZZ


Silke Mertins, die ich schon zweimal positiv hervorgehoben habe, schreibt ueber die Leiden einer pal. Familie im Gazastreifen, die anderthalb Jahre nach der Aktion „Gegossenes Bleic“ immer noch im Zelt leben muessen.

Der Untertitel macht gleich klar, dass die Verantwortung Israel zugeschoben werden soll.

Die Familie Awaja hat im Gaza-Krieg ihr Haus verloren. Die Lockerung der israelischen Blockade hilft ihr nicht beim Wiederaufbau: Zement darf nur unter internationaler Aufsicht angerührt werden.

Der Text selber gaebe eine andere Lesart her, wenn man die Punkte ein wenig anders miteinander verbinden wuerde:

Ihnen hat nur die Hamas-Regierung zugesagt, dass man für diejenigen, die ihr Haus verloren hätten, ein neues bauen werde. Und die Hamas wird kein Baumaterial aus Israel bekommen.

Doch die Hamas ist nicht auf Lieferungen aus Israel angewiesen. Sie verfügt über ausreichend Mittel, um für den eigenen Bedarf geschmuggelten Zement zu kaufen oder ihn durch einen der vielen Tunnel an der Grenze zu Ägypten zu bringen.

Auf jeden Fall kann der Familienvater sich von seinem Gehalt bei der Palästinensischen Autonomiebehörde, umgerechnet knapp 300 Franken, nicht den Wiederaufbau seines Hauses leisten.

Hamas fuehrt fuer die eigenen Zwecke genuegend Baumaterial ueber Tunnel ein. Die Familie Awaja aber gehoert nicht zu ihrer Klientel, moeglicherweise weil der Mann auf der Gehaltliste der PA steht, also vermutlich der Fatah nahesteht. Wiederaufbau zerstoerter Haeuser war ein leeres Versprechen, Bunker fuer Hamas sind wichtiger.

Angesichts dieser Haltung ist es sehr zweifelhaft, ob das Haus der Familie aufgebaut wuerde, auch wenn Israel Zement und Baumaterialien ohne jede Einschraenkungen einfuehren liesse…

7 Antworten

  1. Die Hamas schöpft von allen eingeführten Waren den Rahm ab und oft auch noch ein bißchen mehr. Und wenn es aus propagandistischen Gründen „besser“ ist, Hilfsgüter auszuschlagen, die per Landweg gekommen sind, weil man eben lieber auf eine „Friedensflottille“ wartet, dann können die Hilfsgüter ruhig in israelischen Lagerhallen vermodern.

    Was auch nicht weiter schlimm ist, denn die meisten der „Hilfsgüter“ auf diesen von Menschen überfrachteten Schiffchen waren sowieso schon nicht mehr brauchbar….

    Dieses ganze Affentheater könnte einen lächern, wenn wir es nicht am Ende mit Verlust von Staat, Heim, Leib und Leben bezahlen müßten…

  2. Lila, ich freue mich, dass Du wieder ins Bloguniversum zurueckgekommen bist! Demnach ist der Umzug im Grossen und Ganzen ueberstanden?

  3. Aber es lässt sich vortrefflich drüber klagen.

  4. Ach, es war nicht der Umzug, der mich belastet hat. Den haben wir in kürzester Zeit über die Runden gebracht. Ich war einfach mit Arbeit so zugeschüttet, und bin es eigentlich noch, daß ich mir strikte Blog-Abstinenz verordnet habe. Außerdem hatte ich das Gefühl, ich habe nichts mehr zu sagen – und wenn ich es habe, dann sagen es andere besser. Na ja, mal gucken, wie lange ich diesmal durchhalte 🙂

  5. „Außerdem hatte ich das Gefühl, ich habe nichts mehr zu sagen – und wenn ich es habe, dann sagen es andere besser. “

    Ich glaube Lila, da täuschst du dich sehr. 😉

  6. Hallo Ruth,

    ich weiß, dass dieses posting vollkommen OT ist, möchte dich aber doch über die traurige Nachricht informieren, dass Annke aus Bremen (A.M.HB.) aus dem SpOn-Forum in der Nacht vom 16. Juli auf den 17. Juli verstorben ist. Sie hatte sich noch aus dem Forum mit den Worten verabschiedet, dass sie nur mehr wenige Tage bzw. maximal einige Wochen zu leben habe und hat dann noch bis zum 16. Juli gepostet. Ich weiß von ihr selbst, dass dieses Forum sie von ihrem Kampf gegen ihre Krankheit, die sie seit Jahrzehnten quälte, abgelenkt hat.

    Annke war eine der ehrlichsten Verteidigerinnen Israels, die ich kannte. Nichts an ihrem Einstand für Israel und das Judentum im Allgemeinen war durch Ideologien beeinflusst, sondern kam aus einem reinen und mitfühlenden Herzen. Sich dabei in Szene zu setzen war ihr ebenso widerwärtig wie kleinliche Aufrechnungen über Schuld.

    Wenige Menschen in dem genannten Forum haben sich so ehrlich und beständig mit der Shoa auseinander gesetzt wie sie. Annke war eine unverdrossene und unerschrockene Kämpferin gegen Geschichtsrevisionismus und deutsches Selbstmitleid.

    Ruth, ich weiß, dass auch du dich mit Annke immer gut verstanden hast und bin mir sicher, dass du sie, ebenso wie ich, immer in guter Erinnerung behalten wirst. Annke war ein Vorbild an Tapferkeit, Empathie und immer bereit mit einem Schuss Selbstironie und viel Humor über eigene Probleme und Sorgen hinweg zu gehen und sich für Israel und seine gerechte Sache einzusetzen.

    Als gläubige Katholikin ging sie getröstet und mit Zuversicht auf ein ewiges Leben ihren letzen Gang.

    Schön, dass es dich gegeben hat, Annke und danke, dass ich dich kennenlernen durfte.

  7. Liebe Sonja,

    Baruch ata adonai, dajan emet.
    Vielen Dank, dass Du mir diese Nachricht zukommen laesst. Ja, Annke war ein besonderer Mensch und es tut mir weh zu erfahren, dass sie so frueh sterben musste. Bestimmt war es nicht leicht fuer sie, mit offenen Augen auf den Tod zuzugehen, trotz aller Zuversicht.

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