„Alltag“ unter Raketen


Es faellt mir schwer, ueber die Ereignisse der letzten Woche zu schreiben. Meine Entwuerfe sind einfach trockene Berichte, es gelingt mir kaum, meine Gefuehle zu artikulieren. Ich habe Angst und sehe keine Loesung, weder durch ein Waffenstillstandsabkommen, noch durch einen Einmarsch.

Letzte Woche Sonntag erlebten die Maedchen Raketenalarm in der Schule, worauf ich sie am Montag und Dienstag zuhause liess. Erst am Mittwoch, den 14.11. schickte ich sie wieder in die Schule. Die Klasse der Grossen machte einen Ausflug, an der Schule der Kleinen war Sporttag.

Gleichzeitig machte meine Abteilung einen kleinen Betriebsausflug. Wir besuchten zwei Firmen mit verwandter Technologie und gingen anschliessend in ein Restaurant. Kurz vor dem Aufbruch besuchte ich schnell noch die Toilette. Als ich wieder herauskam, sah ich, dass alle meine Kollegen das Restaurant schon verlassen hatten und auf der Strasse standen. Ich nahm meine Handtasche, die immer noch am Stuhl hing und verabschiedete mich auch. Eine Kollegin sagte mir, warum sie so fluchtartig das Lokal verlassen hatten: In den Nachrichten hiess es, Israel habe einen Hamasfunktionaer eliminiert. Wir wussten alle, was das ausloesen wuerde.

Ich warf alle Mitfahrer samt ihren Taschen aus dem Auto, um auf direktem Weg so schnell wie moeglich nach Beer Sheva zu gelangen. Kurz vor 18:00 und den ersten Raketen war ich da. In dieser Nacht hatten wir jede Stunde eine Sirene und jedes Mal wurde eine Salve von Raketen auf Beer Sheva abgefeuert. Mein Mann beschloss, am naechsten Tag nicht zur Arbeit zu gehen. (Ein Elternteil von Kindern unter 14 Jahren darf unter solchen Umstaenden der Arbeit fernbleiben.)

Noch am Abend hatte meine Schwiegermutter angerufen und uns aufgefordert,die Kinder zu ihr zu bringen. In einer etwas ruhigeren Phase (am fruehen Nachmittag) fuhr mein Mann mit den Maedchen los. Ich hatte ihm eine Route empfohlen, die weitgehend ausserhalb der bis dahin bekannten Raketenreichweite lag. Allerdings fuehrt sie an der Sperranlage zum suedlichen Westjordanland entlang und mein Mann hatte Angst, dass Palaestinenser von dort auf Fahrzeuge schiessen koennten. Am Abend war er noch ganz wuetend ueber meine schlauen Ratschlaege.

Ich verliess das Buero kurz nach vier, so dass ich den bisher bekannten Raketenbereich verlassen hatte, als der massive Beschuss am spaeten Nachmittag wiedereinsetzte.

Kleiner Einschub: Hamas und ihre aliierten Terrororganisationen planen die schweren Angriffe immer so, dass sie mit den Zeiten zusammenfallen, in denen viele Israelis unterwegs sein muessen, also die Stauzeiten am Morgen und am Nachmittag. Wenn Unterricht stattfindet, gern auch zum Schulschluss. Typisch z.B. der Angriff auf Beer Sheva heute morgen.

Die Strassen nach Norden waren voll und so bauchte ich fuer eine Strecke von  normalerweise anderthalb Stunden fast drei Stunden, und hoerte noch im Auto von den ersten Raketen auf Tel Aviv.

Am Freitag morgen schleppte ich die Maedchen ins Einkaufszentrum. Schliesslich feiert die Kleine bald Bat Mitzva, und mit ihr zusammen ein passendes Kleid zu finden, das ihr auch gefaellt, ist zeitaufwendig. Die Grosse fuehlte sich nicht gut, und wollte keine Feiertagskleider fuer sich selbst aussuchen. Mein Mann und sie gingen bald wieder zu den Grosseltern und legten sich schlafen, von der vergangenen Nacht hatten sie einiges nachzuholen. Am Nachmittag lud ihre Tante die beiden Maedchen ein, mit ihren Cousins ins Kino zu gehen, und am Shabbat machten wir einen kleinen Ausflug im Karmelwald. Zum Mittagessen kam auch der Bruder meines Mannes und seine Familie. Eigentlich haette das ein Wochenende sein koennen, wie andere auch, an denen wir die Grosseltern besuchen. Aber so fuehlte es sich nicht an: wir waren Fluechtlinge.

Kleiner Einschub: Die Sirene und die Explosionen von unschaedlich gemachten oder niedergegangenen Raketen fuehren offensichtlich auf die Dauer zu einem kleinen Trauma, das schnell reaktiviert werden kann. Die Nacht vom Mittwoch auf den Donnerstag und der Donnerstag letzte Woche reichten uns allen zur Reaktivierung. Wir hoeren in jedem unerwarteten Geraeusch eine Sirene oder eine Explosion. In der Naehe meiner Schwiegereltern werden Strassenbauarbeiten durchgefuehrt, vor allem nachts, um den Verkehr nicht zu sehr zu stoeren. Diese Geraeusche, so sehr sie auch im Hintergrund bleiben, verhinderten, dass wir in den Naechten im Norden durchschlafen konnten. Ich hoffe, bei den Maedchen ist diese Reaktion inzwischen wieder abgeklungen.

Nach Shabbatausgang setzten wir uns mit den Maedchen zusammen und erklaerten ihnen, dass wir arbeiten muessen, und dass sie bei den Grosseltern bleiben wuerden, bis sich die Lage beruhigt. Ich gehoere zu den Eltern, die ihre Kinder nicht vor der Realitaet abschirmen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, wie ich das haette einrichten sollen. Zum 2. Golfkrieg mussten die Kinder die Gasmasken in den Kindergarten mitbringen. Waehrend der sog. 2. Intifada hoerten sie von Selbstmordanschlaegen und von unseren Soldaten in Jenin, waerend der letzten Militaeraktion im Gazastreifen „Gegossenes Blei“ sassen sie schon im Schutzraum. Beide Maedchen brachen in Traenen aus.  An diesem Abend suchten sie verzweifelt nach einem Ausweg: Was koennen wir nur machen, damit wir nicht so sehr gehasst werden? Ich sass voller Selbstzweifel daneben und dachte an meine eigene, behuetete Kindheit. Waere ich in Europa geblieben, muessten meine Kinder so etwas nicht durchmachen. Ich erinnerte mich an ein Gespraech mit einer Freundin vor meiner ersten Heirat. Sie empfahl mir dringend, darueber nachzudenken, ob ich es kuenftigen Kinder zumuten darf, sie als Juden grosszuziehen.  Daraufhin brach unser Kontakt ab. Seit Jahren denke ich darueber nach, dass sie es vielleicht  fuersorglicher gemeint hat, als ich damals empfand. Vielleicht sollte ich versuchen, wieder an unsere Freundschaft anzuknuepfen. Ich wiederhole mir selbst, dass das Judentum und das israelische Volk so reich sind, dass uns fuer diese Erfahrungen mehr als ausreichend Entschaedigungen geboten werden, aber die Selbstzweifel bleiben.

Am naechsten Morgen brach ich besonders frueh auf. Der Weg zur Arbeit dauerte wieder drei Stunden – diesmal war die Strasse von den Panzertransportern verstopft. Im Buero dann wie am Donnerstag mehrfache Raketenalarme. Ich renne jedes Mal zum Schutzraum. Nur auf diese Art kann er erreicht werden, bevor wir die Explosionen hoeren. Mein Chef lachte lange ueber meine sportlichen Darbietungen. Aber seit eine Rakete im nahe gelegenen Kiriyat Malachi drei  Menschen getoetet hat, rennt er mit. Auch mein Mann in Tel Aviv erlebte Raketenalarm. Der Schutzraum in seiner Firma war zum Archiv und zur Abstellkammer umfunktioniert worden. Also fluechtete sich die Belegschaft ins Treppenhaus.

Auch gestern wieder Raketenalarme am Arbeitsplatz und zuhause in Beer Sheva. Am Telefon klingen die Maedchen zuversichtlich und guter Laune. Ich vermisse sie sehr. Heute fahren wir nach der Arbeit wieder nach Norden.

10 Antworten

  1. Da bleibt mir wirklich die Luft weg. Was fuer ein Horror. Ich bin rund um die Uhr vorm Fernseher, gut, dass ich einen Grossteil der Arbeit von zuhause tun kann.

    Gut, dass Ihr die Grosseltern habt. Ich denk an Euch.

    Bei uns ist es ruhig, aber ich dreh am Rad wegen Secundus und auch Tertia, und Primus steht natuerlich auch schon in den Startloechern. Koennte ich nur mit ganzem Herzen glauben, dass noch eine Bodenoffensive was bringt!

    Ich seh auch keine Antwort. Nicht wir koennen sie geben. Es ist graesslich, dem ungezuegelten Hass der anderen Seite so ausgeliefert zu sein. Wenn man selbst nichts weiter will als Ruhe, Frieden und Zeit fuer die Kinder.

    Ein Professor im Fernsehen erklaert gerade, dass ein Sirenen-Alarm schrecklicher ist als die Situation im Gefecht – und er war in vier Kriegen. Das muss man sich mal vorstellen.

  2. Es tut mir leid, daß ich nicht weiß, wie ich das irgendwie angemessen kommentieren kann. Ich habe nie einen Krieg, und somit die Angst erlebt, während er oder sie für Euch Tagesordnung ist.
    Was mich so fassungslos macht ist, daß Europa bzw. die westliche Welt, die angeblichen Freunde Israels, mindestens zur Hälfte mitverantwortlich sind für diesen Krieg. Für den gesamten ‚Streß‘ den Israel von Beginn an hat.
    Die Hamasleute wissen ja, daß sie Israel niemals militärisch besiegen werden können. Der eigentliche Terror ist, glaube ich, neben Eurer Angst, der, daß sich Israel nicht wirklich wehren darf. Es muß als einziges Land dieser Erde peinlich genau darauf achten wie die ‚Sympathien‘ der Weltgemeinschaft sind. Und die schlagen stets nach nur wenigen Tagen um. Dann setzt diese ekelhafte Äquidistanz ein, in der Israel mit den Mördern gleichgesetzt wird, oder sogar noch schlimmer, Israel als der Aggressor hingestellt wird. Nach dem Motto: Die übermächtige IDF greift die armen, unterdrückten Palästinenser, die nur ihr Land zurückhaben wollen, an. Siehe die deutsche Presse, sie ist nicht zu ertragen. Man kann mir sagen was man will: Es IST so, daß sich die Deutschen insgeheim oder unbewußt ‚freuen‘, daß sie Juden so einen Streß haben, weil sie dadurch wohl meinen von der Holocaustschuld entlastet zu werden. Nach dem Motto: ‚Wir waren nicht die einzigen‘ oder ‚Da muß ja was dransein, wenn die Moslems sie so hassen‘. Anders kann ich mir das nicht erklären, warum die Presse hier so extrem hart und unfair ist.
    Diesen Reflex machen sich die Hamasmörder zu nutze und produzieren unbehelligt und zynisch, ‚auf Teufel komm raus‘ Opfer. Um sie dann, gleichsam als Trophäen präsentieren zu können: ‚Seht, wir sind die Opfer – das hat Israel gemacht!‘.
    Das ist so offensichtlich und brutal – aber warum SIEHT DAS NIEMAND?? Warum werden immer gleich BEIDE Seiten ermahnt ‚Ruhe zu bewahren‘? Warum weigert sich der Westen dieses Spiel zu durchschauen? Denn nur DADURCH ist ist dieser ganze absurde Terror möglich.
    Wenn Israel, genau so wie etwa die Amerikaner oder Russen, oder was weiß ich wer, durchgreifen dürfte um für Ruhe zu Sorgen, dann gäbe es all diese Probleme längst nicht.
    Wenn Israel nicht Israel wäre, dann gäbe es diese antisemitische ‚Siedlungsdiskussion‘ und den hirnrissigen Streit um Jerusalem nicht. Dann wären Judäa und Samaria, wie auch Jerusalem unantastbares israelisches Staatsgebiet (was es meiner Meinung nach auch sein sollte) und alle Welt würde es akzeptieren und auch gut finden. 99,9% alles Grenzen der Welt sind so entstanden und es war Israel, daß immer überfallen wurde. Dieses ganze Westbank- und Jerusalemgelabere ist genauso absurd und falsch, wie wenn Deutschland jetzt Ansprüche an Danzig und die Ostgebiete stellen würde. Und Krakau, die uralte ehemalige Königs- und Hauptstadt Polens sollte womöglich auch geteilt werden wie Jerusalem, weil die Deutschen ja von 39 bis 45 dort waren. und Hans Frank, der Schlächter von Polen, dort auf dem Wawel residiert hatte.
    Das ist alles so hirnrissig!! Wenn es nicht ignorant ist, dann ist es zutiefst böse.

    Europa und Deutschland (und die Amerikaner spätestens seit Obama) leben in einem Lalalu-Land, in einer Traumwelt, und haben sich schon lange von der Realität verabschiedet. Nie dagewesene Verschuldung, null Wille die Ursachen zu korrigieren, Energiewende, Bio und Öko, Multikulti. Anti-Atom, Anti-Gen (soll die Dritte Welt doch verhungern!), Anti-Industrie – aber gleichzeitig, auf Pump lebend, dennoch alle Annehmlichkeiten fordernd. Political Correctness.
    Dieser Teil der Erde ist durch und durchideologisiert! Als ob hier alle bekifft wären. Ich weiß nicht, aber ich befürchte, das wird noch ein schlimmes Erwachen geben.
    Währenddessen kämpft Israel um seine Haut und muß sich von ignoranten Europäern, die sich absolut NULL dafür interessieren was dort vor sich geht, auch noch von oben herab maßregeln lassen. Israel wird im Prinzip dafür beschimpft, daß es sich nicht quasi bekifft diesem o.g. “Gutmensch-Heile-Welt-Rausch” hingeben kann und will, sondern ernsthafte Probleme hat und somit stört.
    Die Araber, Iraner und hier die Hamasleute im Besonderen, sitzen sicher in ihren Kellern unter den Krankenhäusern und Schulen kriegen sich vor Lachen kaum ein ob der Blödheit des Westens…
    Ich habe keine Ahnung was zu tun ist und den Krieg und die Angst habe ich auch nie erlebt. Aber bestimmt ist es richtig, wenn Israel sich nicht beirren läßt, sondern stark bleibt und an sich glaubt und das jetzt durchzieht und dort aufräumt im Gazastreifen. Die ganzen Raketen einkassiert und der Hamas einen Schlag gibt, von dem sie sich nicht mehr erholt. Diese Mörder verstehen nur Stärke, sie können und wollen nicht diskutieren.
    Aber, ich glaube an Israel und an seine Menschen und weiß, daß es gut wird und sie schon bald gestärkt aus diesem Sturm hervorgehen werden. So wie ich das von außen sehe, ist das israelische Volk und seine Armee unendlich tapfer, beispiellos verantwortungsvoll und konzentriert. Es gilt sich nicht in diesem tödlichen ‚Psychospiel‘ der Hamas und des Irans beirren zu lassen, sondern entschlossen und fest zu bleiben. Die Mullahs und Araber registrieren das ganz genau, habe ich das Gefühl.
    Deshalb möchte ich das jetzt mit einem positiven Ausblick schließen, und auch wenn das jetzt zu diesem Zeitpunkt vielleicht ein gewagter thematischer Sprung ist, freue ich mich auf meinen fürs nächste Jahr geplanten Auto-Urlaub in Israel, wo ich das Land bereisen und Leute kennenlernen möchte.
    Shalom, alles Gute und viel Liebe!
    Bleibt stark!!
    Sven

  3. PS.: Ich hoffe, mein Schluß, d.h. daß ich auf einmal vom Urlaub rede, nicht irgendwie taktlos ist, angesichts dessen, daß gerade Krieg herrscht. Ich wollte damit sagen, daß ich fest daran glaube, daß das rasch vorbei geht und besser wird als es vorher war.

  4. Dieter,
    das ist schon in Ordnung und eine Methode, die ich auch verwende: Siehe Einkaufen von Festkleidung fuer die bevorstehende Bat Mitzva. Damit will ich natuerlich auch die Zweifel in Schach halten, dass die Feier ueberhaupt termingerecht stattfinden kann…

  5. Liebe Ruth, immer wenn ich mitbekomme, dass der Süden beschossen wird, denke ich an dich und deine Family. Ich wünschte, ich könnte dir was schreiben, was sich tröstet.

  6. was dich tröstet natürlich.

  7. Hier der Bericht auf BILD online:
    „Der tägliche Raketen-Wahnsinn: So lebt Israel im Ausnahmezustand“
    „Israel. Ein Land im Ausnahmezustand, immer, zu jeder Zeit“.
    „Militante Palästinenser haben auch am Dienstag ihre heftigen Raketenangriffe auf das Land fortgesetzt. Zahlreiche Raketen seien auf israelische Städte abgefeuert worden, darunter die Küstenstädte Aschdod und Aschkelon, berichtete der israelischer Rundfunk. In Beerscheva sei ein Haus direkt getroffen worden. In der Negev-Wüste sei ein Israeli von Granatsplittern schwer verletzt worden“.
    Link: http://www.bild.de/politik/ausland/nahost-konflikt/israel-leben-mit-dem-terror-27275956.bild.html

  8. Liebe Ruth, ich bin wirklich froh, dass Du Dir trotz allem die Zeit genommen hast zu bloggen. Wie vermutlich alle Leser hier habe ich mir natürlich Sorgen um Dich und Deine Familie gemacht. Dein Bericht ist wirklich erschütternd. Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, was ihr gerade durchmacht. Aber vielleicht hilft es Deinen Mädchen ein bisschen zu wissen, dass viele Menschen in Deutschland und anderswo Deinen Blog verfolgen und in Gedanken bei Euch sind.

  9. Sie empfahl mir dringend, darueber nachzudenken, ob ich es kuenftigen Kinder zumuten darf, sie als Juden grosszuziehen. (…) Ich wiederhole mir selbst, dass das Judentum und das israelische Volk so reich sind, dass uns fuer diese Erfahrungen mehr als ausreichend Entschaedigungen geboten werden, aber die Selbstzweifel bleiben.

    Ich erinnere mich, dass Du vor einigen Jahren in einem Kommentar eine sehr aufschlussreiche Formulierung gebraucht hast, nämlich, dass Du Deine „jüdische Identität entdeckt“ hattest. Eine Entdeckung also, keine Entscheidung; die Entdeckung nicht primär eines Glaubens, sondern einer Identität. Also dessen, was Du elementar bist, und was nicht Du bestimmt hast, sondern Gott.

    Ich glaube, dass es wichtig ist, zu dem zu stehen, was man ist. Sicher, man könnte es auch verleugnen, nicht anerkennen, es kleinreden oder dagegen rebellieren. Nur rebelliert man nicht ungestraft gegen Gott.

    Der Mensch ist nicht nur Schöpfer, sondern auch Geschöpf; er ist nicht nur das, was er selbst aus sich, sondern auch das, was Gott aus ihm gemacht hat, und wenn er dieses Geschöpfsein verleugnet, verneint er einen Teil seiner selbst. Es gehört aber zur Würde jedes einzelnen Menschen, sich ganz, und nicht nur teilweise, bejahen zu können. Wer das, was er nun einmal ist, nicht sein will, wird dadurch nicht etwas anderes, sondern in bestimmter Hinsicht ein Nichts. Die Flucht vor sich selbst und vor dem, was man ist, mag in vieler Hinsicht bequem sein, aber sie ist der direkte Weg in destruktive Neurosen.

    Es hat Gott gefallen, dass Du Jüdin bist und dass Deine Kinder es demzufolge auch sind. Du hättest ihnen die Wurzeln abgeschnitten, wenn Du sie als irgendetwas Anderes großgezogen hättest. Damit hättest Du ihnen nicht nur keinen Gefallen getan, Du hättest Dich geradezu an ihnen versündigt, wenn Du ihnen ihre jüdische Identität vorenthalten hättest. So sehr ich die von Dir erwähnten Selbstzweifel angesichts der aktuellen Lage unter dem Raketenhagel verstehe, so fest bin ich doch überzeugt, dass Du das Richtige getan hast.

  10. Auch ich habe mir seit Tagen Sorgen gemacht wie es Dir und Deiner Familie geht und freue mich, dass Du noch in der Lage bist uns zu berichten. Es könnte auch ganz anders aussehen.
    Außer mir sind noch viele andere in Gedanken bei Euch. Es ist eine geistige Solidarität, weil etwas anderes nicht möglich ist.
    Neben Deinen Eltern habe ich längst Dich und Deine Familie in mein tägliches Gebet aufgenommen.

    Gott schütze Dich und Deine Familie.
    Gott schütze Israel.

    Wenn es irgend möglich ist, melde Dich bitte wenigstens ganz kurz bei Deiner Bloggerfamilie. Du milderst unsere Sorgen und wir können Dir auch ein Zeichen geben, dass wir zusammenstehen.

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